laut.de-Kritik
Nach 32 Jahren folgt der bärenstarke zweite Teil.
Review von Michael EdeleVerdammte 32 Jahre ist es her, dass Paradox mit "Heresy" so etwas wie die Antwort auf Metallica vorlegten. Das führt dem Rezensenten nicht nur das eigene Alter drastisch vor Augen, sondern auch, dass Charly Steinhauer nach wie vor die Devise lebt: Wo Paradox draufsteht, ist Paradox drin!
Und wo "Heresy" draufsteht, ist auch "Heresy" drin! Nicht nur, dass Drummer Axel Blaha für den zweiten Teil wieder mit am Start ist. Auch Peter Vogt, der damals für die inhaltliche Ausarbeitung und Texte des Debüts und der Geschichte rund um die Kreuzzüge der katholischen Kirche gegen die abtrünnigen Katharer im 13. Jahrhundert verantwortete, ist wieder an Bord. Kann eigentlich nur geil werden, oder?
Richtig, zumal sich neben dem zurückgekehrten Basser Olly Keller nun auch Obscura-Gitarrist Christian Münzner dem Line-Up angeschlossen hat. Er liefert sich mit Charly ein paar eindrucksvolle Gitarrenduelle. Das wäre aber alles nur halb so viel Wert, wenn die Songs auf "Heresy II" nicht funktionieren würden. Und das tun sie, auch, wenn man sich die Scheibe erst erarbeiten muss.
"Heresy II" orientiert sich am Vorgänger - stilistisch und was die Story angeht. Allerdings war Charly noch nie einer, der halsstarrig auf retro macht. So klingen die 13 Songs frisch und modern, mit dem Thrash-Spirit der 80er und Charlys markanter Stimme aber eben trotzdem ganz klar nach Paradox.
Gemäß der Story geht es zudem düsterer und zum Teil epischer zu als auf dem ersten Teil der Saga. Und an Riffs gibt es keinen Mangel: Das Opener-Doppel "Escape From The Burning" und "Mountains And Caves" legt direkt und gut vor. Doch besonders das Eingangsriff von "Children Of A Virgin" macht mit jedem Genick kurzen Prozess. Im Refrain folgen dann gar leicht progressive Ansätze.
Obwohl die Scheibe auf Abwechslung setzt, sind die 75 Minuten Spielzeit aber dennoch eine gewisse Herausforderung. Das äußert sich einerseits darin, dass es diverse Durchläufe braucht, ehe sich die Platte und ihre Hooklines entwickeln. Das balladeske "A Meeting Of Minds" ist hier eine willkommene Abwechslung: Die Hymne entfaltet sich sehr schnell entfaltet und kommt auf den Punkt.
Stellt sich natürlich die Frage, ob man einer Band überbordende Kreativität zum Vorwurf machen kann, zumal es sich um ein Konzeptalbum handelt und Bands wie Dream Theater ganz andere Spielzeiten aufrufen. Von daher fehlt der Scheibe eigentlich einzig ein echter Hit.
Seis drum, "Heresy II" muss sich hinter dem ersten Teil und allen weiteren Alben der Band nicht verstecken. Wer eine etwas höhere Aufmerksamkeitsspanne als eine gemeine Fruchtfliege besitzt, wird an der Scheibe lange Zeit seine Freude haben.
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cooles albung von fartadox anspieltipp escape from the farting