laut.de-Kritik
Charly und Co. klingen abwechslungsreich wie nie.
Review von Michael EdeleEin dauerhaftes Bandgefüge scheint das Schicksal für Paradox-Chef Charly Steinhauer in diesem Leben wohl nicht mehr vorzusehen. Schade auf der einen Seite, weil das Liveauftritte natürlich kompliziert macht. Egal andererseits, da Charly immer die treibende und kreative Kraft hinter der Band war.
Der Sänger und Gitarrist hat es mittlerweile privat mit Griechenland, dort suchte er nun auch musikalische Unterstützung: Basser Tilen Hudrap und Drummer Kostas Milonas sind zwei absolut talentierte Musiker. Und obwohl dem Mann an der Leadgitarre so schnell keiner was vor macht, ließ er sich von Gus Drax noch ein paar Soli dazu einspielen.
Drückt man auf Play, ist allein schon mit dem Intro klar, dass hier Paradox läuft. Doch wenn Charly zum Gesang ansetzt, fragt man sich unwillkürlich, ob da gerade Eric A.K von Flotsam & Jetsam ins Studio geplatzt ist. Auch musikalisch ließen sich deutlich Parallelen zum Erstlingswerk der Texaner ausmachen.
Refrain und Solopart sprechen dann wieder eine andere, eigene Sprache, selbst wenn sich Charlyg nach wie vor in der Tonlage von den Vorgängern unterscheidet. Da ich bislang großer Fan seiner Stimme war, ist das ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber daran stört man sich nicht lange.
Dass Charly die Riffs von James Hetfield genau studiert hat, leugnete er noch nie und so gibts auch bei "Raptor" oder dem rasenden "Ballot Or Bullet" immer wieder eine satte Metallica-Schlagseite zu hören. Allerdings mit einer nahezu einzigartigen Melodieführung, wie es eben nur Paradox hinbekommen. Hört euch nur das mitreißende Intro zu "Manhunt" an.
Dafür, dass ein Jeff Waters für seine Gitarrenkünste (vollkommen zu Recht) über den Klee gelobt wird, spricht man in der Hinsicht von Herrn Steinhauer überraschend selten. Sollte man ändern, gerade im Shredding macht dem Mann keiner viel vor. Die Songs sind dazu noch gut arrangiert Songs statt nur willkürlich aneinander gereihte Riffs, wie das bei Annihilator beispielsweise zuletzt zu oft der Fall war.
Dennoch finden sich ein paar Sachen, die mir an "Pangea" weniger schmecken. "The Raging Planet" tönt bei aller gebotenen spielerischen Finesse doch eine Spur zu 80er-lastig. Bei "Alien Godz" drückt Charly für meinen Geschmack zu sehr auf den Kopfgesang und Basser Tilen übertreibt es auch ein wenig. Am stärksten ist und bleibt Charly einfach bei den schnellen Nummern. Das getragene "Vale Of Tears" (offenbar eine Abrechnung mit der Ex) hat trotzdem seinen Charme.
Das etwas progressivere "El Muerte" bringt die Scheibe zu einem glanzvollen Abschluss. Für die Produktion wurden übrigens die Jungs des Debüts "Product Of Imagination" (1987) ins Studio geholt, um die Backing Vocals einzusingen. Wir hoffen jetzt, dass Charly gesund bleibt und das Line-Up für Konzerte taugt.
1 Kommentar
Das klingt sehr nach....Rage? Kommt mir zumindest stellenweise so vor, gerade "Raptor" hätte gut von denen stammen können. Wirklich umhauen tut mich das Album jetzt nicht. Ein paar nette Lieder aber das bleibt meistens auf einem konstant mittelmäßigen Niveau ohne das es da Ausreißer nach oben oder unten gibt. 3/5