laut.de-Biographie
Passenger
"Straßenmusik entwickelt sich für mich zu einer Art Lebensstil. Und der zahlt sich in jeder Hinsicht aus. Mike Rosenberg, der Mann hinter Passenger, ist nicht der erste, dem das Leben ohne festen Wohnsitz und Regeln gefällt. Auch John Butler begann so seine Karriere und ist, genau wie Passenger, ein tiefenentspannter Zeitgenosse. Ob es am 'Australian Way Of Life' liegt?
Rosenberg ist kein gebürtiger Aussie. Er kommt im englischen Brighton zur Welt, entschließt sich jedoch im Oktober 2009, zu dem weit entfernten Kontinent aufzubrechen. Seine Fünf Mann starke Band Passenger hat sich zwei Jahre zuvor nach dem Debütalbum "Wicked Man's Rest" getrennt. Einen Plattenvertrag gibt es nicht mehr, aber Rosenberg will weiterhin Musik machen. Seine Mucke klingt nach Singer/Songwritertum mit Gitarrenklängen, die leicht und sympathisch ertönen. Seine Texte beherbergen dennoch einen sarkastischen Unterton.
"And all our girlfriends are long gone. We watch too much internet porn. Who needs love when you've got silicone and strap-ons?", heißt es beispielsweise in einem seiner Songs. In "I Hate" zählt Passenger so manches auf, das ihm gegen den Strich geht: "Racist blokes, telling tasteless jokes", "ignorant folks, who pay money to see gigs and talk through everything fucking song" oder "pointless status updates on Facebook, 'FYI': we were never mates."
Doch dass es überhaupt zu diesen Texten kommt – Passenger hat es wohl auch seinem Dasein als Straßenmusiker zu verdanken. Denn "wenn man Straßenmusiker ist, kann man Geld verdienen, seine Songs spielen und gleichzeitig seine Fanbasis erweitern. Das ist wirklich ideal!", schwärmt er.
Schnell wird nach seiner Ankunft in Australien die dortige Musikszene auf ihn aufmerksam. Er tritt als Support von Lior auf, von Elana Stone und spielt auf dem "One Movement"-Musikfestival in Perth. Ob Josh Pyke, Boy & Bear oder Katie Noonan – die Riege der Aussie-Musiker steht hinter Passenger. Gemeinsam mit ihnen erarbeitet er das Album "Flight Of The Crow". "Es klingt, als wäre es in den 60ern aufgenommen", erklärt er.
Die Heimat ruft den Herren im Anschluss wieder, jedoch nicht, bevor die Ideen und Aufnahmen zum Zweitling abgeschlossen sind. "All The Little Lights" nennt Passenger das Album, das von der Liebe am Leben erzählt.
Zurück in England geht Mike Rosenberg 2011 mit Jools Holland und Ed Sheeran auf Tour. Die geliebte Straße vergisst er dabei natürlich nicht. "Es ist eine so ehrliche Art zu Leben", beschreibt er es. "So auf sich allein gestellt zu sein, die Städte zu genießen, zu reisen." Sein Weg führt ihn auch nach Deutschland, von wo aus er begeistert Fotos auf seiner Facebook-Seite postet. Wer nun denkt, als alter Hase wäre von Aufregung nichts mehr vorhanden, der irrt: "Ein nervöser Start!", schreibt der Musiker zu einem seiner Fotos. Er steht hier nicht etwa vor einem Millionenpublikum, sondern spielt vor einigen Passanten im Park.
"Wir haben kein Label, können also nicht auf den Rückhalt einer kraftstrotzenden Plattenfirma zählen", erzählt der Musiker. Dennoch stehen Passenger als Support des John Butler Trios auf der Bühne. Das Publikum nimmt dabei natürlich andere Größenordnungen an. "Das ist schon ein großer Unterschied zur Straßenmusik, bei der es ja oft so ist, als würde man für eine einzelne Person spielen", weiß Passenger.
2012 wächst der Erfolg beständig, im Spätsommer erscheint "All The Little Lights" in Deutschland. Doch wegen/dank adaptierter Aussie- und Straßenmusiker-Mentalität will Passenger sich etwas für die Zukunft beibehalten, wohin die Reise auch geht: "Nach einem Gig unterhalte ich mich mit den Leuten und trinke ein Bier mit ihnen.
Das dürfte dem kleinen Mann mit der Gitarre den ein oder anderen Kater bescheren. Denn die Single "Let Her Go" katapultiert Rosenberg in Hallen der Größe, wie sie beispielsweise ein Ed Sheeran zu füllen weiß. Der Song zum Durchbruch entstand dabei denkbar unspektakulär. "Ich schrieb ihn in 45 Minuten backstage in einer kleinen Bar. Falls man diesen Küchenschrank überhaupt 'backstage' nennen kann. Es ist catchy und so, aber ich hätte niemals gedacht, dass ausgerechnet dieses Lied mein Leben verändern würde", verrät der Schöpfer.
So melden fast alle Venues der 2014 stattfindenden "Whispers"-Tour "SOLD OUT". Abheben tut der Singer/Songwriter deshalb aber nicht. Eher gibt er sich demütiger denn je. Sämtliche Einnahmen seines "Whispers"-Nachfolgers "Whispers II" gehen an UNICEF. Auch medial gibt sich Rosenberg eher zurückhaltend, das Interesse an seiner Musik scheint aber ungebrochen – obwohl weitere Hits der Marke "Let Her Go" ausbleiben. Das 2016 erscheinende Album "Young As The Morning, Old As The Sea" erreicht in mehreren Ländern Platz 1 der Charts.
Mit seiner Musik erreicht Passenger mittlerweile ein durch sämtliche Altersschichten reichendes Publikum. Dank seiner enormen Bühnenpräsenz fällt es der nur auf den ersten Blick zerbrechlich wirkenden One-Man-Show auch nicht schwer, mufflige Barhocker zum Mitmachen zu bewegen. Obwohl er eigentlich selbst einer von ihnen ist. "Ich verstehe das vollkommen. Wann immer ich auf einem Konzert bin, könnt ihr euch sicher sein: Ich bin der Grumpy Guy am Tresen, der zu dem hyperaktiven Idioten auf der Bühne sagt: 'Fuck off. Ich klatsche, tanze und singe doch hier nicht.'"
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