laut.de-Kritik

Ehrlicher Singer/Songwriter-Pop.

Review von

Kaum ein Jahr vergeht, ohne dass Mike Rosenberg aka Passenger ein neues Album veröffentlicht. Allzu große Veränderungen bleiben bei diesem Schlagtempo zwar aus, allzu große Qualitätsverluste allerdings auch. Und zumindest in einigen Details schafft es "Young As The Morning, Old As The Sea" doch noch zu überraschen.

Es fällt etwa auf, dass inmitten des ansonsten größtenteils akustisch gehaltenen Musikbetts einer cleanen E-Gitarre eine verhältnismäßig große Rolle zukommt. Ein Solo wie in "When We Were Young" hört man bei Passenger eher selten. Dass dieses keine außergewöhnliche Demonstration von Virtuosität darstell,t sollte klar sein, aber es passt im Kontext und bietet eine Bereicherung.

Auffällig ist auch der ein wenig nach Safari-Doku-Soundtrack klingende Titeltrack, in dem der Passenger seine Weltenbummler-Sehnsüchte zum Ausdruck bringt. Leider fehlt den meisten anderen Stücken dieses Element, das sie angesichts des mittlerweile recht stattlichen Backkatalogs des Briten im Gedächtnis verankern würde.

Insgesamt gibt es auf "Young As The Morning, Old As The Sea" doch recht wenig Neues zu entdecken. Vielleicht sind die Arrangements etwas ausgefeilter, die Streicher etwas dominanter, aber den Kern, die Melodien und Texte, kennt man eben bereits.

Formulierungen der Kategorie "Do you remember?", "we used to" oder allgegenwärtige Motive wie die "birds" ziehen sich wie ein roter Faden durch das Album – und es ist nicht das erste Mal, dass Passenger sich dieser bedient. Die Upbeat-Single "Anywhere" bemüht sich, mit "Scare Away The Dark" und Co. mithalten zu können und erreicht durchaus den gewünschten Ohrwurmfaktor, ist aber aufgrund fehlender Substanz schon im Albumkontext einer der schwächeren Songs. Da hilft auch Wurlitzer nix.

Am besten ist Passenger ohnehin in den Momenten, die nicht auf Publikumsinteraktion ausgelegt sind. "Somebody's Love", "Home" oder auch "Fool's Gold" sind geradezu prototypische Songs für ihn und könnten im Grunde auf jedem anderen seiner Alben auftauchen, doch sie offenbaren auch seine Stärken. Insbesondere das abschließende "Home", das sich nach anfänglicher introvertierter Piano-Stimme-Einsamkeit aufbäumt und durch vierfaches Wiederholen des Refrains in wachsenden Intensitätsgraden den Hymnencharakter regelrecht erzwingt.

Letztendlich ist "Young As The Morning, Old As The Sea" also ein recht typisches Passenger-Album geworden: Ehrlicher, überdurchschnittlicher Singer/Songwriter-Pop, der zwar gelegentlich leicht schüchtern in die massenkompatible Ecke schielt, im Gesamten aber sein eigenes Ding durchzieht.

Reicht zwar nicht an das vorangehende "Whispers"-Doppel heran, steht aber auf Augenhöhe mit dem Durchbruchsalbum "All The Little Lights" und zumindest Fans von Rosenbergs Sounds können zugreifen.

Trackliste

  1. 1. Everything
  2. 2. If You Go
  3. 3. When We Were Young
  4. 4. Anywhere
  5. 5. Somebody's Love
  6. 6. Young As The Morning, Old As The Sea
  7. 7. Beautiful Birds feat. Birdy
  8. 8. The Long Road
  9. 9. Fool's Gold
  10. 10. Home

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