laut.de-Kritik
Ein neuer Stern geht auf am Reggae-Himmel.
Review von Jan EhrhardtDer südamerikanische Kleinstaat Suriname ist nicht unbedingt für seine musikalischen Exporte bekannt. Da macht es stutzig, wenn im Pressetext eines Künstlers aus eben diesem Land dieser als 'aufstrebender Star der neuen Reggae-Generation' betitelt wird. Führt man sich "Maroon" von Patko aber zu Gemüte, weicht die anfängliche Skepsis schnell einer unglaublichen Begeisterung ob der musikalischen und inhaltlichen Qualität.
Patko macht harmonische Weltmusik. Die Produktionen sind dank Gastmusiker wie Fitzroy Green aka Alborosie oder Dean Fraser ausgefeilt und hervorragend arrangiert. Meist überwiegt Reggae, erfrischend oft wird dieser durch Dub ("Because"), Hip Hop oder Rock ("Kingdom Of Ashes") variiert und ergänzt. Jedes Lied trägt eine eigene musikalische Signatur, eine eigene Handschrift, die durch Patkos leicht rauchige Stimme hervorragend vervollständigt wird. Egal ob auf Patois oder Kreolisch, egal ob singend oder rappend - der Mann aus Suriname macht in jedem seiner Songs eine hervorragende Figur.
Das Album ist nach Patkos Volksstamm benannt, den Maroons, Nachkommen geflüchteter Sklaven, die knapp ein Viertel der Bevölkerung Surinames ausmachen. Es behandelt überwiegend Patkos Auseinandersetzung mit seiner eigenen Identität. Auf unterschiedliche Art und Weise verarbeitet er sowohl positive als auch negative Aspekte seines Heimatlandes - auch wenn er aufgrund des surinamischen Bürgerkriegs in Französisch-Guayana geboren wurde und dort fast seine gesamte Jugend verbrachte.
Neben der Hymne "Lob Surinam", auf der auch die Featuregäste Fantan Mojah und Joggo glänzen, behandelt Patko insbesondere die Probleme und Krisen, mit denen sich Suriname auseinandersetzen muss. Sei es die Armut, die viele Menschen von Geburt an in vorbestimmte soziale Rollen zwängt und aus denen es nur den wenigsten gelingt auszubrechen. Dass dieser Aufstieg trotz aller Widrigkeiten mit dem nötigen Willen aber dennoch möglich ist, beschreibt Patko anhand seiner eigenen Person im Opener "Tears": "I'm coming from the poor".
Ebenso stellt er die vernichtende Wirkung, die Geld auf eine Gemeinschaft haben kann, an den Pranger. Durch Gier verursachte Korruption ist leider immer noch ein alltäglicher Bestandteil vieler Staaten. Unter anderem diese Verhältnisse werden in "Dutty Money" angesprochen, ein Song, der auch die Sklaverei in den Fokus nimmt.
Diese kritische Auseinandersetzung mit Alltäglichem trägt Patko derart reif und in einem facettenreichen Klanggewand verpackt vor, dass man sich wirklich wundert, weshalb sein Debütalbum "Just Take It Easy" vor zwei Jahren nicht schon einschlug. Weil das mediale Interesse an Patko erst mit seiner aktuellen LP "Maroon" einzusetzen scheint, darf man den Surinamer auch im Jahr 2015 noch getrost als Newcomer bezeichnen.
"Ein aufstrebender Star der neuen Reggae-Generation" soll er jedenfalls sein. Zwar spielt er nicht unbedingt in der gleichen Liga wie Chronixx, Protoje oder Jah 9, die auf Jamaika unlängst ein neues 'Reggae-Revival' eingeläutet haben - aber Patko hat das Talent und die musikalische Qualität, um in eben diese Liga aufzusteigen. "You now see Jah Jah guide me, stop pushing me just to see what is my limit" singt er im "Outro". Und wie heißt es so schön: The sky is the limit.
1 Kommentar
naja...ein neuer stern ist das sicher nicht...aber ganz okay ist das album schon! 3sterne