laut.de-Kritik
Popstar mit Zuckertechno und Snarepeitsche.
Review von Martin TenschertDas neue Album des Filmstars, Rekordbrechers und Hallenfüllers Paul Kalkbrenner wurde mit Spannung erwartet. Nach dem Filmerfolg von "Berlin Calling" und der damit verbundenen "neverending" Welttournee, Weggang von Bpitch Control und Gründung des eigenen Imprints "Paul Kalkbrenner Musik", fragt man sich sowieso: Wie fand er überhaupt Zeit für eine Albumproduktion?
Und: Kann man überhaupt noch kreativ sein und sich 'locker' machen, wenn es solch massive Erfolge zu toppen oder mindestens zu halten gilt?
Die Antwort: Paule ist seinem Stil treu geblieben. Unverkennbar die lustigen Titel ("Des Stabes Reuse") und die melancholische Euphorie von Stücken wie "Böxig Leise" oder "Schmökelung". Corporate Identity. Trockene, sperrig anmutende und letztendlich gebändigte Sounds vermählt mit orgeligen, gefilterten Gitarrenklängen.
Dit Janze im Ableton-Jam-Style arrangiert. Die clever gesetzte Bassdrum, die dem Track immer wieder zu noch mehr Schub verhilft, wenn sie denn endlich einsetzt. Selbst elektroide, gebrochene Beats haben ihren Platz ("Schnakeln") - diese erinnern an frühe Electric Kingdom-Touren, als Kalkbrenner noch die 'Vorgruppe' von Lexy machen durfte.
"Berlin Calling" schillert manchmal kurz durch das 'Jestrüpp' von Klängen hindurch - oder meint man das nur, weil man derartige Selbstreferenzen unbedingt heraushören will? Angesichts der vertraut klingenden Stücke könnte man dem Fußballfanatiker sicherlich mangelnde Experimentierfreude oder Wagemut vorwerfen.
Trotzdem ist "Icke Wieder" kein Eigenplagiat. Kalkbrenner bleibt seinem Klang- und Groovekosmos treu, was man ihm wirklich nicht vorwerfen kann. Denn gerade bei einer so großen Fanschar (jüngst bespielte P.K. mal so nebenbei die Berliner Wuhlheide) ist der Künstler den Erwartungen seines Publikums schon ein wenig verpflichtet.
Die Anhängerschaft nicht zu enttäuschen und sich als Künstler trotzdem nicht aufzugeben, sich weiter zu entwickeln: Diesen Spagat müssen 'Global Player' wie die Rolling Stones seit Jahrzehnten bewältigen.
Kalkbrenner ist noch neu in dieser Liga, setzt aber sowohl Zuckertechno als auch die Snarepeitsche wohldosiert ein. Die Festivalsaison wird zeigen, ob die neuen Tracks live bestehen können, aber angesichts von brachialen Striezeltracks à la "Der Breuzen" muss man sich diesbezüglich wohl keine Sorgen machen.
11 Kommentare
4 Sterne gehen in Ordnung. Das Album kommt (natürlich) nicht an "Self" heran, mir persönlich gefällt es aber auf dauer besser als der Berlin Calling Soundtrack, bei dem einige Lieder doch irgendwann etwas zu nerven begannen. Insgesamt eine klare Kaufempfehlung, es macht sich mit dem Cover auch gut in der Plattensammlung.
nach ein paar liedern (ich dachte dass der typ noch singt oder rappt oder so) kam ich als pk-neuling
zum schluss dass das album ziemlich spass macht
Album ist auf jeden Fall zu empfehlen. Dennoch find ich seinen Bruder doch um einiges "abwechslungsreicher". Fand sein letztes Album dann doch noch etwas besser.
Leute, die nur auf die Fresse wollen, brauchen keine Innovation. Und fuer Schranz im urspruenglichen Sinne ist das auch gar nicht dreckig und uebersteuert genug - Duestertechno.
marian!
zum album: cih persönlich finds kacke, weils einfach nix besonderes mehr ist. ich hab gewiss nix dagegen, wenn künstler sich nicht "weiterentwickeln", wie es so schön heißt, aber in diesem fall hat paule sich es zu einfach gemacht.