laut.de-Kritik
Solides Spätwerk der Beatles-Legende.
Review von Kerstin KratochwillWie es sich für eine Legende gehört, beginnt das Album mit elegischem Piano, um dann quasi den Vorhang für den Maestro selbst zu lüften, der jedoch gleich im ersten Song zugibt, nichts zu wissen: "I Don't Know" ist eines der wenigen zurückhaltenden und entspannten Lieder auf dem neuen Album von Paul McCartney, dem 17. Solo-Werk des Ex-Beatles.
Was dann folgt, sind durchschnittliche Gute-Laune-Tracks inklusive Handclapping ("Come On To Me"), routinierte Alte-Herren-Songs inklusive Kalendersprüchen ("Happy With You"), monotone Country-Anleihen mit gepressten Radio-Refrains ("Who Cares") sowie der absolute Tiefpunkt auf "Egypt Station", das von OneRepublics Ryan Tedder produzierte "Fuh You". Puh, diese Anbiederung an ein junges Publikum im Werbesongformat sollte man schnellstens weiter skippen. Denn so schlecht wie es sich bislang anhört, ist das Album dann doch nicht.
Der 76-jährige McCartney beweist schon beim nächsten Track, dass er das Songschreiben noch lange nicht verlernt hat. Zudem berührt er auf "Confidante" mit einer zittrig zarten Altersstimme, die ein wenig an Johnny Cash erinnert. Und so ist "Egypt Station" ein Album geworden, dass zwischen banal und berührend pendelt. Doch ein Musiker, der seit seinem 21. Lebensjahr ein Superstar ist und kontinuierlich am musikalischen Erbe arbeitet, kann sich wohl ein solches als Konzeptalbum gedachtes Werk leisten, ohne auch nur in die Nähe eines mutigen Experiments zu gelangen.
Solide Arbeit und das Ankratzen elektronischer sowie klassischer Musik reichen Sir Paul aus, um zu demonstrieren, wo er heute unverrückbar steht: Der nette ältere Herr der Popmusik, der stets höflich bleibt und dennoch ein wenig neckisch. Er sagt nicht "Fuck You", sondern "Fuh You". Er weiß, dass er nichts weiß - und ist damit doch ziemlich weise.
8 Kommentare mit 6 Antworten
Ja, war auch überrascht. Sehr positives Album. 3 Sterne auch von mir.
"Zudem berührt er auf "Confidante" mit einer zittrig zarten Altersstimme, die ein wenig an Johnny Cash erinnert."
Etwas weit her geholt, Cash war schon in jungen Jahren mit einer ungewöhnlichen Stimme mit Brüchen gesegnet, die dann im Alter nur noch intensiviert wurden, weil alle das "sterben für Songs" vor Augen hatten. Finde Paul, hat da die stabilere Stimme, manchmal dachte ich beim vorliegenden Album, he das der Paul von/um 1975. Das macht für mich den vierten Punkt.
Ryan Tedder bringt den Tod!
"das von OneRepublics Ryan Tedder produzierte "Fuh You". Puh, diese Anbiederung an ein junges Publikum im Werbesongformat sollte man schnellstens weiter skippen"
schade dass ein Beatle so was nötig hat
Finde es immer wieder schön, wenn ein nicht-Beatle meint, besser zu wissen, was eines Beatles würdig ist als ein tatsächlicher Beatle.
Habe auch ehrlich gesagt nicht das Gefühl, dass McCartney solche Sachen aus irgendeinem anderen Grund macht, als dass er drauf bock hat. Von daher finde ich solche Vorwürfe ganz allgemein irgendwie albern.
Als wäre das Prädikat "Beatle" heutzutage noch was wert.
Paulchen kannf froh sein, wenn er es noch auf die B-Seite eines Lil Pump Albums schafft.
Das wäre im Übrigen eine großartige Idee.
Lil Pump feat. Paul McCartney - Beatlejuice (Squash it)
Ich denke mal Rae Sremmurd würden dir da widersprechen.
Guter Punkt, wäre interessant zu wissen, wie viele der Hörer überhaupt wissen, was damit gemeint war.
Ich bezweifle Mal, dass auch nur 50% der Hörer eines der Mitglieder der Beatles benennen könnten und dass mindestens 1/3 nicht wissen, wer die Beatles waren.
Dennoch, es stimmt, die Beatles wurden tatsächlich beerbt und Gucci Mane ist quasi der indirekte Nachfolger von Sir Paulchen.
Schön mal wieder was von Paule zu hören, werde mir das Album auf jedenfall noch zulegen nachdem ich bisher nur einen Song bei Youtube gehört hab, klingt aber vielversprechend.
Interessant wäre mal ein Album von Paul mit Lennon Solo Songs wie jealous guy oder Imagine oder so.
Noch nie gehört.
Das Album oder von Paul McCartney