laut.de-Kritik

Mediterrane Techno-Romantik mit vielen Hip Hop-Gaststars.

Review von

Paul Oakenfold ist einer der alt gedienten Veteranen der englischen Clubkultur: Als DJ auf Acid-Raves der späten Achtziger, als Produzent von legendären Indie-Kapellen wie den Stone Roses oder Happy Mondays, schließlich als umworbener Remixer von Bands wie U2, Massive Attack oder The Cure. Erst spät, nach zahlreichen Mix-CDs und Compilations, wagte sich der klassische DJ auch an ein Autoren-Album. Dafür verbuchte er vor vier Jahren einige Kritik, in England aber auch riesige Verkaufszahlen.

Nun präsentiert er mit "A Lively Mind" den Nachfolger seines Solo-Debuts "Bunkka". Nach eigenen Worten soll das neue Werk "verträglicher, flotter" und "mehr auf den Punkt" kommen als die letzte Scheibe. Ganz Unrecht hat er damit ja nicht. Mächtige Rave-Monster und pumpender Ibiza-House wechseln sich mit unkomplizierten Electro-Breaks ab und zeugen davon, dass ihr Vater auf den Dancefloors der Welt zuhause ist.

Mit seinen Produktionen ist Oakenfold musikalisch bestimmt nicht immer am Puls der Zeit, geschweige denn auf Augenhöhe mit den Innovatoren der elektronischen Musik. Die Zutaten für funktionierende Club-Tools kennt er aber aus dem Effeff. Manchem mag das zu schlicht daher kommen, zu offensichtlich, wenn er hier derart auf Nummer sicher geht.

Fakt ist, dass die zwölf Tracks zwar simpel, aber durchaus mit Elan rocken und Ibizas Tanzschuppen im Sommer 2006 fest im Griff haben werden. Das kann man mögen oder nicht. Wer aber für den Charme mediterraner Techno-Romantik anfällig ist, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Ich sage nur "Save the last Trance for me" ...

Der fette Bouncer "Switch on" mit T.Rex-Anleihen ist einer von mehreren Hitanwärtern der Scheibe, die mit Pathos nicht geizt. Manchmal gibt's davon aber auch definitiv zu viel: der Vocaltrance in "Not over" schrammt hart an der Schmerzgrenze vorbei, "The Way I feel" geht schon darüber hinaus.

"Set it Off" dagegen, seine Begegnung mit dem Hip Hop-Godfather Grandmaster Flash, gestaltet Oakenfold mit einem klassischen Electro-Beat und einem Schuss Kraftwerk-Flavour. Flash streut dazu ein paar dezente Scratches ein. Das rockt.

Alles in allem ein nicht unsympathisches Album, das zuweilen etwas zu dick aufträgt, dabei aber gut unterhält. Blendet man aber mal den großen Namen, der dahinter steckt, aus, bleibt ein Stück Dancefloormusik, wie man es heutzutage en masse an jeder Ecke in ähnlicher Qualität findet.

Trackliste

  1. 1. Faster Kill Pussycat (feat. Brittany Murphy)
  2. 2. No Compromise (feat. Spitfire)
  3. 3. Sex N'Money (feat. Pharrell Williams)
  4. 4. Switch On (feat. Ryan Tedder)
  5. 5. Amsterdam
  6. 6. Set it Off (feat. Grandmaster Flash)
  7. 7. The Way I Feel (feat. Ryan Tedder)
  8. 8. Praise the Lord
  9. 9. Save The Last Trance For Me
  10. 10. Not Over (feat. Ryan Tedder)
  11. 11. Vulnerable (feat. Bad Apples)
  12. 12. Feed Your Mind (feat. Spitfire)

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Paul Oakenfold

Sein Name ist mit der britischen Dance-Szene verbunden wie kaum ein zweiter. Von den ersten Tagen an, als noch LSD-gefüttertes Accciiiieed-Geschrei von …

Noch keine Kommentare