laut.de-Kritik
Dub vom Dub: Lucifers jüngerer, böserer Zwilling.
Review von Christoph DornerDie Dub-Version einer Dub-Platte? Wer braucht denn so was? Hipster möglicherweise? Abwarten. Als "Lucifer", das dritte Album der Peaking Lights, im Sommer erschien, überschlug sich das Feuilleton hierzulande in seinen Lobeshymnen auf den beatlosen, neopsychedelischen Analog-Pop des amerikanischen Ehepaars Aaron und Indra Dunis. "Diese Drogen wollen wir auch", forderte gar ein Journalist bei Zeit Online.
Tatsächlich stellt "Lucifer" so etwas wie eine lebenspralle Collage aus weißem Indie-Pop, Krautrock, Reggae und Ambient dar, aus verhallten Tape-Loops, Synthie-Gedudel und Kinderliedermelodien. Doppelt belichtete Musik, ungreifbar und von seltsamer Schönheit. Genau die wird nun noch einmal mit Dub, also mit Delay und Reverb, überzogen. Mehrfachbelichtung für Surrealisten, quasi.
Das ebenfalls hervorragende, irgendwie noch verkifftere Vorgängeralbum "936" hatten Peaking Lights noch von fremden Händen remixen lassen, unter anderem von Acts des Hipster-House-Labels 100% Silk. Nun folgt der eigene Rework von "Lucifer", dessen Songs bei Konzerten in diesem Sommer schon viel dubbiger klangen als auf dem Album. Und das nicht, weil, wie in Berlin, das Kassettendeck kaputt gegangen war.
Einen allzu detaillierten Werkvergleich sollte man dabei unterlassen, er führt doch zu keinem validen Ergebnis. Hierzu nur so viel: "Lucifer In Dub" ist so etwas wie der ein paar Minuten jüngere, noch einmal viel bösere Zwillingsbruder von "Lucifer". Ein Hedonist, der viel früher halluzinogene Drogen ausprobiert hat, lieber gedankenverloren auf Wiesen herumtanzt als mit intellektuellem Gehabe auf Konzerten herumzustehen. Und der gerne beim Kiffen alte Nintendo-Games zockt.
Nach deren blechernen 8-Bit-Soundtracks klingt "Lucifer In Dub" nämlich stellenweise – was nicht ohne Reiz ist, weil die übersteuerten Grooves der Stücke dadurch mehr betont werden. Auch die süßlichen Gesangsmelodien von Indra Dunis sind "Lucifer In Dub" nicht heilig, sie werden lustvoll zerschnipselt und zerdehnt, ehe sie in einem Meer aus Geschepper absaufen. Ein Heidenspaß, auch für Nicht-Hippies.
2 Kommentare
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