laut.de-Kritik

Ein Mann, eine Gitarre, starke Lyrics und der Blick zurück.

Review von

Ein Mann und seine Gitarre, seine Geschichten und einige Freunde. Manchmal reicht das aus, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen und zeitlose Musik zu sschaffen.

"Let Us Now Praise Sleepy John" gelingt das durch die Reduktion der Instrumentierung und den Blick zurück, der Folkhelden wie Bob Dylan, Woody Guthrie, Nick Drake oder den Bluessänger Sleepy John Estes einfängt, dessen "Broke And Hungry" für Peter Case die Inspiration für dieses Album gewesen ist.

Der amerikanische Singer/Songwriter Peter Case ist bereits seit den 70er Jahren musikalisch aktiv und hat 1986 seine erst Soloplatte veröffentlicht.

"Let Us Now Praise Sleepy John" ist ein vorwiegend akustisch eingespieltes, am traditionellen Folk angelehntes Werk, dem mit dem Verzicht auf ein Schlagzeug eine einnehmende Unmittelbarkeit und Authentizität innewohnt.

Dezent bluesig eröffnet " Every 24 Hours" mit filigranem Fingerpicking das Album, der große Richard Thompson gesellt sich mit seinem Gitarrenspiel dazu und unterstützt Case gesanglich im Refrain. In klassischer Folkmanier setzt sich Case zur Gitarre in "Million Dollar Bail" mit juristischen Ungerechtigkeiten auseinander, "Underneath The Stars" thematisiert mit eingängiger Melodie und vokaler Unterstützung von Carlos Guitarlos das Leben einer obdachlosen Frau.

Dass seine Stimme nach wie vor erstaunlich jung und dynamisch klingt, stellt Case in den ruhigeren, großartigen Nummern "Just Hangin' On" und "Ain't Gonna Worry No More" unter Beweis; jederzeit zur fantastisch gespielten Gitarre.

Immer wieder erinnert der Gesang an den jungen Van Morrison. "Palookaville" gefällt mit einer tollen, unaufdringlichen Melodie, der virtuos gespielten Akustischen und der Sympathiebekundung für einen Verlierertypen.

Auch als Blueser macht Case eine gute Figur. Mit leicht heiserer Stimme gibt er zur Begleitung der Steelgitarre das Traditional "Get Away Blues zu Besten. Dem intimen "The Open Road Song" folgt mit "Somebrightmorningblues" das vielleicht eindringlichste Stück, in dem Lysa Flores Case gesanglich unterstützt.

Etwas dynamischer und extrovertierter kommt das mit weichen Percussions unterlegte "I'm Gonna Change My Ways" daher, gesanglich erweist sich Case hier wieder als stimmlich sehr variabel. Das angenehm schläfrige "That Soul Twist" beendet das Album passend mit schwebenden Pedal Steel-Klängen.

Es ist diese scheinbare Beiläufigkeit, die beeindruckt, mit der Peter Case Einzelschicksale durchleuchtet und so auf soziale Missstände aufmerksam macht. Kein erhobener Zeigefinger, kein Anklagen. Nur das Schildern der Welt, wie sie eben ist. Die unaufgeregten Melodiebögen und die behutsame traditionelle Instrumentierung runden dieses Unternehmen gekonnt ab.

Der mittlerweile 53jährige Peter Case ist ein feinfühliger Chronist und Musiker, dem in der Vergangenheit zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde. "Let Us Now Praise Sleepy John" zeichnet sich keinesfalls durch Innovation aus, sondern vielmehr durch eine Rückbesinnung auf klassisches Songwriting, dass allen Freunden des traditionellen Folk hiermit ans Herz gelegt sei.

Trackliste

  1. 1. Every 24 Hours
  2. 2. Million Dollar Bail
  3. 3. Underneath The Stars
  4. 4. Just Hangin' on
  5. 5. Ain't Gonna Worry No More
  6. 6. Palookaville
  7. 7. Get Away Blues
  8. 8. The Open Road Song
  9. 9. Somebrightmorningblues
  10. 10. I'm Gonna Change My Ways
  11. 11. That Soul Twist

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