laut.de-Kritik
Neu vertonte Geschichten aus Grünland.
Review von Amelie KöpplWenn Peter Maffay zum kollektiven Grünland-Gesang ruft, scharen sich zahlreiche deutsche Stars und Sternchen um den Erfinder den kleinen Drachen Tabaluga. "Es Lebe Die Freundschaft" heißt das inzwischen sechste Rockmusical aka Konzeptalbum aka Singalog-Produkt aus der Feder des deutschen Musikers. Diesmal mit dabei: Helene Fischer, Jan Delay, Samy Deluxe, Tim Bendzko, Alexander Wesselsky oder Udo Lindenberg.
Den Anfang schier endloser Duette macht Jan Delay in "Arbeit Ist Das Halbe Leben". In der funky aufgefrischten Version, die 1983 zum ersten Mal auf "Tabaluga Oder Die Reise Zur Vernunft" zu hören war, vertritt der einstige Frontmann der Beginner fröhlich näselnd den Arbeiterstaat der Ameisen, die Tabaluga zur Hilfe eilen. Schließlich hat sein Erzrivale Arktos Tabalugas komplettes Umfeld in einen riesigen Schneehaufen verwandelt und dafür gesorgt, dass der sein Gedächtnis verloren hat.
Als der kleine Drache die ersten Schritte in Richtung Erinnerungsaufrischung macht, hilft ihm die russische Koloratursopranistin Olga Peretyatko im ebenfalls neu vertonten "Wo Komm Ich Her?" auf die Sprünge. Auch der Glückskäfer, gesungen von Michael Bully Herbig, versucht sein Bestes, und es beginnt eine Reise durch Tabalugas Vergangenheit mit einem Haufen neu aufgenommener Songs älterer Semester.
Mit von der Partie sind unter anderem die Bienen ("Wir Sind Froh, Dass Es Uns Gibt" inklusive Gedaddel von Otto Waalkes und kubanischen Rhytmen von Laura Perez Garcia), die Delfine, der Pechvogel und das Dreckschwein in Form eines Medleys mit Musical-Rapper Kader Kesek. Ganz im Sinne von "Es Lebe Die Freundschaft" kommt nach einem kurzen dramatischen Solo von Maffay ("Feuer Und Liebe") auch Helene Fischer dazu. "Ich Fühl Wie Du" markiert, zart gesäuselt, den Höhepunkt der schönen Erinnerungen, denn jetzt droht allen Gefahr.
Der Moment, in dem Tabaluga kaum widerstehen kann, den roten Knopf am Fuße des Vulkans zu drücken, tritt dann ein sozialkritischer, aber viel zu gangsternder Samy Deluxe auf den Plan:
"Umweltschmutz statt Umweltschutz, Geld ist Macht, die Armen werden rumgeschubst. Viele Ja-Sager, die willenlos Kopf nicken und zu viele Wahnsinnige wollen immer noch den roten Kopf drücken" tritt an die Stelle von "Weiße, Schwarze, Braune, Gelbe, immer ist es nur dasselbe. Und sie schlagen, töten, hassen, ohne von dem Knopf zu lassen." Das Unterfangen, den alten Text komplett umzukrempeln, klingt nach einem vergeblichen Versuch, auch noch die letzte musikalische Strömung der Jugend in das Kinderformat Tabaluga hineinzuquetschen.
Ein anschließend komplett neuer Song namens "Ich Bin Tabaluga", für den sich Maffay Tim Bendzko ins Boot geholt hat, suhlt sich im Gegensatz dazu in freudigen Gedanken. Schließlich fühlt sich Tabaluga in der Erzählung nach seinem vom roten Knopf ausgelösten Rutschpartie durch den Vulkan frisch und munter und ist endlich wieder er selbst.
Doch wie es sich bereits ankündigt hat, bleibt die Unbeschwertheit nicht von Dauer: Arktos tritt ein weiteres Mal auf den Plan, demonstriert seinen "Schlüssel Zur Macht" und wird dabei durchwegs überzeugend vom Eisregen-Frontmann Alexander Wesselsky vertont. Bei all dem bunten Reigen, der natürlich, schließlich handelt es sich nach wie vor um ein Kindermusical, nur einen guten Schluss zulässt, schnappt sich zuletzt auch noch Uwe Ochsenknecht ein paar Zeilen in "Die Perfekte Kombination": "Wir sind Feuer und Eis, wir sind grün und weiß, wir sind kalt und heiß, man ahnt es schon: die perfekte Kombination."
Die ganze Geschichte passiert im abschließenden Stück noch einmal schön Revue. Wenn sich dann endlich wieder alle lieb haben, bekommen Laith Al-Deen, Johannes Oerding und der Vollständigkeit halber auch noch Udo Lindenberg ("Nessaja") ein Stück vom Heile-Welt-Kuchen.
"Es Lebe Die Freundschaft" besticht oberflächlich betrachtet mit breit gefächerter Kinderunterhaltung mit Namen, die auch den Eltern etwas sagen. Auch die Message stimmt, und in der Gemeinschaft deutscher Barden wird ein rundes Ding daraus. Das anstehende Weihnachtsgeschäft rund um den kleinen Grünländer dürfte die Kassen klingeln lassen. Trotzdem wirkt diese Tabaluga-Episode im Gegensatz zu den liebevoll arrangierten Geschichten von früher nur wie ein Sammelsurium aus neu vertontem Gedudel.
4 Kommentare mit 2 Antworten
...aber der Herr Wesselsky ist immer noch Frontmann von Eisbrecher....nicht Eisregen
ameliie
Immer wenn ich traurig war, tröstete mich Tabaluga hinweg.
ja mich auch kleine Drachen wollen Sachen machen, die ein Alter satt hat.. dieses Lied läuft bei mir in endlosschleife
also ich liebe auch taba! vor allem das lied glückskäfer ist genial
sowie ich bin tabaluga
#kleineDrachenWollenSachenMachen
#dieEinAlterSattHatt
#Peter
auch ein Hardcorefan Woher kommst du? Ich bin aus der Münchner Gegend, Peter war da erst vor kurzen auf seiner großen Tour... War richtig Stimmung