laut.de-Kritik

Klette Sich Wer Kann: Hinter jedem Stilmix lauert der Abgrund.

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Phrasenmäher sind musikalisch ganz schwer zu greifen: "Wenn drei Musik machen, sollte immer darauf geachtet werden, dass der Gesang schön klingt und man die Texte versteht, wobei die Lieder irgendwie auch nicht alle gleich klingen sollten", sagt Sänger Jannis Kaffka über seine Band. Irgendwie erinnern sie an die Fantastischen Vier, irgendwie erinnern sie an Bosse, irgendwie aber auch nicht. Schon immer mixt das Trio alle erdenklichen Musikstile nach Belieben ineinander. Mal klingt es rockig, mal poppig, mal folkig und mal ganz anders. "Wir haben uns festgelegt, uns nicht festzulegen! Das ist unser Genre: Skupop! Skurril. Kreativ. Unabhängig." So zumindest liest man es nun in der Presseinfo.

Und tatsächlich findet sich auf der LP erneut ein buntes Potpourri aus den verschiedensten Gebieten der deutschen Popmusik, ein facettenreicher Stilmix aus allem was der Markt gerade eben hergibt. Der Opener "Passive-Aggressive" rüttelt einen nach verhaltenem Beginn mit heftigem Stromgitarren-Einsatz ordentlich wach, "Der Ganze Osten Heißt Mandy" hingegen lädt mit Banjo- und Geigeneinsatz zum nächsten Square-Dance-Festival ein. "Klette Sich Wer Kann", "Der Basilikum Ist Tot" oder "Godzilla" gehen als klassiche Popnummern durch, die allesamt hervorragend funktionieren. Insbesondere Letzteres avanciert (trotz inhaltlicher Miley Cyrus-Referenz!) zum Höhepunkt des Albums - absolute Hörempfehlung!

Dass Phrasenmäher mit diesem Durcheinander dennoch eine gefährliche Gratwanderung betreiben, zeigt sich spätestens bei Titeln wie "Morgensport" oder "Hardcoresanft", die trotz rockigen Grundgerüsts bereits nach wenigen Akkorden mit Vollgas auf den musikalischen Abgrund zusteuern. Den totalen Absturz vervollständigen dann der Eurodance-Track "Peter P. Mag Die 90er" und die besonders abscheuliche Polka-Tanznummer "Schleife". Unnötig, überflussig und unverzeilich.

Auf textlicher Ebene macht das Trio durchaus Spaß. Insbesondere Lead-Sänger Kaffka bahnt sich mit seiner angenehmen Stimme ein ums andere Mal einen Weg ins Gedächtnis des Hörers. Phrasenmäher schildern stets ironisch verpackte Alltagssituationen, in denen sich jeder wiederfinden kann. Seien es Beziehungsprobleme, der Umgang mit Vorurteilen oder Kindheitserinnerungen.

Aber die Band täte besser daran, sich auf das zu konzentrieren, worin sie wirklich gut ist: Amüsante Texte in klassischer Popmusik zu verarbeiten. Überall dort, wo die musikalische Experimentierfreudigkeit Überhand nimmt, leidet die Songqualität immens. "Skurril, kreativ und unabhängig" wollen sie sein. Das sind sie auch ganz bestimmt. Das macht "Wir Wären Dann Soweit" aber noch lange nicht zu einem gleichsam hervorragenden Album. Das reicht bestenfalls zum Mittelmaß.

Trackliste

  1. 1. Passive-Aggressive
  2. 2. Der Ganze Osten Heißt Mandy
  3. 3. Klette Sich Wer Kann
  4. 4. Der Basilikum Ist Tot
  5. 5. Morgensport
  6. 6. Da War Nix
  7. 7. Godzilla
  8. 8. Hardcoresanft
  9. 9. Nein, Du
  10. 10. Peter P. Mag Die 90er
  11. 11. Schleife
  12. 12. Wieso Geht Das Nicht Ab
  13. 13. Bordsteinbier

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