laut.de-Kritik
Samples, housige Grooves und eingängige Melodielinien
Review von Joachim GaugerMartialische Kampfgeräusche aus irgendeinem Videospiel sind der Opener für "Bambi Dragon Don't Spit No Fire", den ersten offiziellen Longplayer der Hamburger Formation Plexiq. Die krachenden Hiebe zeigen die Richtung an: Mit Geschick, großem Können und manchmal auch mit Gewalt zwingen Plexiq Samples, housige Grooves und eingängige Melodielinien in ein zumindest in Deutschland bisher unerhörtes Konzept.
Als Liveband wagen sich Plexiq auf ein musikalisches Terrain, welches sonst eher Technikern und Elektroniktüftlern vorbehalten ist: Beeinflußt u.a. von zeitgemäßer Dancefloor-/Clubmusik und den Überblendtechniken des DJs entwickeln sie in analoger Bass/Schlagzeug/Keyboard/Gesang-Besetzung einen Sound, der rhythmisch ganz auf House und Drum´n´Bass-Elemente baut. Da dürften unter anderen die Londoner Faithless Pate gestanden haben, doch gelingt es Plexiq wesentlich besser als den Engländern, ihren Live-Schwung auch auf die silberne Scheibe zu bannen.
Das Jonglieren und Experimentieren mit verschiedenen Stilen ist ja schon länger angesagt. Wer heutzutage mit einem Stilmix aus Techno, House, Dub, Latin, Jazz, Filmmusik, Ambient, Breakbeats, Drum´n´Bass, Electronica und Postrock noch einen Hund hinter dem Ofen hervorlocken will, muß sich schon was einfallen lassen. Kein Problem offenbar für die vier jungen Hamburger: Ihr Debut ist geradezu eine Fundgrube für poppige Melodieperlen, die über schwebenden Harmonien in Szene gesetzt werden.
Stücke wie "No Fear" oder "Ministar" sind von kühler, distanzierter Schönheit, wie sie zuletzt Depeche Mode selig hervorgebracht hat. Breaks und Samples stehen bei Plexiq nicht für sich, sondern sind, wie in dem unglaublich groovenden "Speculation", willige Helfer im Dienst des Songs. Wie fast jeder Erstling hat auch "Bambi Dragon..." seine Durchhänger - "The Avenging Human Tornado" beispielsweise ist eine fade und ambitionslose Techno-Imitation. Dennoch, insgesamt ein sehr beachtliches Debut.
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