laut.de-Kritik
Alles, was das Power Metal-Herz begehrt.
Review von Manuel BergerHuiuiui, da durfte sich die Kreativdirektion mal wieder austoben. Primal Fears Maschinenrabe zankt sich auf dem Artwork zu "Apocalypse" mit brennenden Flügeln in farbenfrohem Großstadt-Vulkanausbruch mit Hydra-Löwen vor unheilvoller Sonnenfinsternis, inklusive Meteoritenregen. Wehe, wenn das nicht episch wird!
Eine "Geld zurück"-Garantie für enttäuschte Fans braucht es natürlich nicht. Schon das Intro etabliert Epik als Hauptbestandteil von "Apocalypse". Musikalisch sind die sakralen Chöre zwar so überflüssig wie die Blutstropfen an den Krallen des Cover-Vogels. Aber wer keinen Bock auf Klischees hat, kauft sich schließlich keine reinrassigen Genreplatten wie diese hier.
Im ersten richtigen Song "New Rise" liefern Primal Fear prompt alles, was einen guten Power Metal-Song ausmacht. In Up-Tempo galoppieren Mat Sinner und Co. los, Ralf Scheepers packt früh hohe Screams aus und spannt Melodiebögen im größtmöglichen Format. Das Riff eignet sich hervorragend zum Luftgitarre üben, in der zweiten Hälfte gibts Groove-Break und reichlich Boden für "Hey, hey, hey"-Livespielchen.
Sänger Scheepers agiert wieder beeindruckend variabel. Die geschmeidige Hymne "Supernova" intoniert er genauso versiert wie Grimmig-Aggressives à la "The Ritual". Das Dio-Gedächtnis-Vibrato in "Blood, Sweat & Fear" sitzt ebenso. Aber dass der Mann sein Mundwerk meisterlich versteht ist nun auch nichts Neues mehr. Immer schön zu hören: Die pointierten Vocal-Dopplungen, wenn ein Hintergrundkreischen Scheepers Lead zusätzlich pusht, zum Beispiel bei "Hounds Of Justice".
Weniger gut gelingen die pathetischen "Welcome the beast"-Zwischenrufe in "The Beast". Die Brummbär-Gangshouts klingen eher plump denn bombastisch – passen insofern aber gut zum Song. Denn der ist leider so unspektakulär wie die darin verwendeten Sprachbilder: "An eye for an eye / And a tooth for a tooth". Immerhin die Gitarristen punkten hier, dank schöner Instrumententon und eingängigen Leads.
In negativer Hinsicht toppt das zum Glück nur noch ein Song: "Cannonball". Warum ausgerechnet diese höchstens mittelmäßige, mit B-Ware-Hooks bestückte Faustschwingernummer, in der man vor lauter Pinch-Harmonics das Riff nicht mehr findet, das Album beschließt, verstehe wer will. Zumal das vorangehende "Eye Of The Storm" eigentlich zum Rausschmeißer prädestiniert ist. Geschickt arrangiert erhebt sich das Stück vom lauernden Groover zum majestätischen, mit Streichern ausgeschmückten Outro-Monster. Keine der acht Minuten Spielzeit möchte man missen, schon gar nicht im melodienreichen Schlussdrittel.
Abgesehen von den erwähnten Ausreißern spielen Primat Fear also auf gewohnt hohem Niveau. Überraschungen bleiben auf "Apocalypse" aus, mit stimmungsvollen Details, etwa einem kurzen orientalischen Zwischenspiel in "Hounds Of Justice", hält die Band die Aufmerksamkeit trotzdem hoch. Power Metal und Heavy Metal-Fans, greift bedenkenlos zu.
3 Kommentare mit 2 Antworten
ja Problem ist nur, dass Power Metal Fans alle über 70 sind und kein Metal mehr hören
Ich bin 48 und finde die Platte schlichtweg GENIAL... So muss Metal klingen.
Bin mittlerweile über 50 und Du hast bedingt Recht, beim Konzert von PF letzten Mittwoch in der „Zeche“ war durchaus schon Ü60 Publikum zugegen, allerdings auch neue Fans von Mitte bis Ende 20.
aber ich muss zugeben sie waren nicht so oft zu sehen wie das ältere Publikum.
Primal Fear = 4 Punkte, die werden in diesem Leben nicht mehr viel falsch machen.
Feinster Edelstahl! Meddl, Loide! °O°/