laut.de-Kritik

Golfen mit Frank Zander, hawaiianische Folklore und der "Fluch Der Besten".

Review von

Erinnert sich noch jemand an den Hasen aus der Duracell-Werbung? Ja, genau, dieses plüschige Etwas, das niemals schlafen, kacken oder eine Raucherpause einlegen musste, sondern einfach lief und lief und lief. Nun würde mir natürlich nicht im Traum einfallen, den guten Prinz of Deutschrap als plüschig zu bezeichnen, aber ansonsten passt der Vergleich eigentlich wie die Faust auf das sprichwörtliche Auge.

Es wäre müßig, jetzt statistisch zu errechnen, wie lange der Rapper durchschnittlich für ein neues Release braucht. Die Esko-Hookline zu "Ausser Pi", einem der drei auf der DVD enthaltenen Videos, verdeutlicht das eigentlich auch viel besser: "Welcher deiner Freunde macht drei Alben in nem halben Jahr? / Spar dir dein Gelaber, außer Pi macht das keiner klar!"

Bescheidenheit wäre hier auch völlig fehl am Platz, denn der Artist formerly known as Porno bastelt ja aufgrund seines Designstudiums auch noch edle Hüllen für die Produkte, die er verkauft, leistet Labelarbeit und geht wie selbstverständlich auch noch ständig auf Tour. Beim VÖ des "Prinzip-PrinzPi"s, auf der noch die "Nicht Auf Diese Tour" allumfassend abgefeiert wird, macht der Rapper bereits mit K.I.Z. und Kollegah Deutschlands Hallen im Rahmen der "Donnerwetter!"-Tour unsicher. Sein Kommentar im Interview: "Naja, wir haben im Studium ja nicht so viele Pflichtveranstaltungen." Lieber Pi, wenn du das liest: Du hast Grundsätzliches missverstanden. Als Rapper ist man selbst dann stolz auf sich, wenn man nichts leistet - nicht andersherum.

Die DVD beinhaltet, um es kurz zu fassen, alles, was das Fanherz nur begehren kann: Liveaufnahmen der Tour und beim Splash, Blicke hinter die Kulissen, amüsante Vorstellung der Begleitcrew (inklusive des absolut kamerascheuen Kameramannes, der im übrigen nebenbei das vielversprechende Label Edit Entertainment mitleitet), Interviews mit Pi und Produzent Biztram und und und. Einer der Höhepunkte ist sicherlich das Zusammentreffen der absurdesten Kollaboration der Deutschrapgeschichte, nämlich Pis und Frank Zanders. Es stellt zwar heraus, dass beide wohl eher mit ihren Golfschlägern rudimentäre Musik fabrizieren könnten, als einen Ball einzulochen, das tut dem Unterhaltungswert der generationenübergreifenden Crossgolfpartie jedoch keinen Abbruch.

Zusätzlich gibt es neben dem bereits erwähnten "Ausser Pi" auch noch die Videos zu "Instinkt" und "Donnerwetter". Man kann über Pi als Rapper denken, was man will, aber seine Fans bekommen in einer Regelmäßigkeit mehr Zucker in den Hintern geblasen als die des FC Bayern, dass man seine Uhr danach stellen könnte. Rapkritiker hingegen bekommen von dem sympathischen Berliner regelmäßig kniffelige Aufgaben gestellt. Bei der "TMHS" zum Beispiel, wie man seine Begeisterung noch in Worte fassen soll, bei "Donnerwetter", wie zum Teufel man das Album angemessen bewerten soll, wenn die Skala nur bis zu fünf Punkten reicht. Diese DVD jedoch hat für mich eine weniger erfreuliche Denksportaufgabe parat: Wir haben eine DVD, die sowohl vom Inhalt, als auch von der Aufmachung her den Kaufpreis schon rechtfertigt. Wie darf sich nun die beigelegte, leider nur mittelmäßige Street-CD auf die Bewertung des Gesamtproduktes auswirken?

Ich bin nur ein Mensch, und kein mathematisch sonderlich begabter, also lege ich die Fakten auf den Tisch und lasse jeden Leser selbst entscheiden. Die DVD ist toll und wird vom Autor jedem Fan absolut empfohlen. Die Musik hingegen ist mit Vorsicht zu genießen. Damit will ich nicht sagen, dass Pi tatsächlich das erste Mal in seiner Karriere etwas wirklich Unterdurchschnittliches herausgebracht hat. Eher, dass sein Name mittlerweile einfach eine Marke in der Rapszene geworden ist, der für verflucht hohe Qualität steht. Und dieser Qualität entspricht das Album einfach nicht.

Natürlich, die Höhepunkte sind zweifelsohne da: Ich glaube nicht, dass sich vor Pi jemals getraut hat, auf hawaiianische Folklore zu flowen - er tut es in "Zauberspiegel". In "Dunkle Sonne" präsentiert der Rapper einen seiner klassischen Dramensongs, auch wenn der Beat dieses Mal ungewöhnlich spärlich ausfällt. Und "Tief" ist, kurz zusammengefasst, einer jener Tracks, derentwegen man vor Pi manchmal einfach Kinder haben will, auch wenn das rein biologisch zugegebenermaßen ein paar Komplikationen geben dürfte.

Aber: Was sind das denn bitte für Unfälle? Biztram, für gewöhnlich einer der innovativsten Produzenten des Landes, gerät dieses Mal völlig unter die Räder der Konkurrenten Ronald MackDonald und Big Flexx. Und Texte wie "Krokodil", "Ufos" oder "Von Hier" zeugen auch nicht gerade davon, dass das Wunderkind von einst dieses Mal sonderlich viel Herzblut in seine Reime investiert habe. Vermutlich wäre ich nicht halb so kritisch, kämen diese Tracks von irgendeinem x-beliebigen Standardrapper. Aber das ist nun mal der "Fluch Der Besten" - von ihnen erwartet man nichts anderes, als einen stetigen Output, der ihren Qualitäten würdig ist.

Sicherlich wäre es vermessen, Jahr für Jahr ein Album wie "Donnerwetter" zu fordern. Nicht von einem Menschen, der auch mal schlafen, kacken und Raucherpause machen muss. Aber bis auf ein paar großartige Lieder, die ihren Platz auch wunderbar auf dem nächsten ernst gemeinten Album hätten finden können, ist dieses Release von der musikalischen Seite her eigentlich unnötig. Das Gesamtprodukt "Das Prinz Ip Prinz Pi" ist und bleibt sein Geld jedoch nichts desto trotz völlig wert.

Trackliste

  1. 1. Namenstag
  2. 2. Extravaganz
  3. 3. Tief
  4. 4. Krokodil ft. Kobra
  5. 5. Ufos
  6. 6. Das Mädchen Vom Werbeplakat
  7. 7. Giftige Worte
  8. 8. Fluch Der Besten
  9. 9. Was Für Ein Tag
  10. 10. Zauberspiegel
  11. 11. Wiederbelebt ft. Boba Fettt
  12. 12. Goldene Tage
  13. 13. Dunkle Sonne
  14. 14. Von Hier
  15. 15. 333 SDK - 3x3
  16. 16. Mein Leben
  17. 17. ZDWA Rmx

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38 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Najo, ich finde die DVD nicht sonderlich hervorragend. Die Live-Mitschnitte sind leicht zeitversetzt, so dass die Sycronität zwischen Musik und springender Meute nicht mehr gegeben ist. Das Crossgolfen mit Zander ist auch nur bedingt spaßig und wirkt z. B. doch eher amateurhaft.

    Die Kohle ist dennoch gut angelegt, da geb ich Dir recht und das Streetalbum weit besser, als das was die meisten "Kollegen" des Prinzen nach 3 Jahren arbeit abliefern.

  • Vor 17 Jahren

    "Stella, das Mädchen vom Werbeplakat!"
    Das Album ist verdammt gut, dafür, dass es kein richtiges Album ist! Beim Videomaterial hab ich herzlich gelacht, dieser Boba Fett aka "Zett" ist einfach nur köstlich :D

  • Vor 17 Jahren

    boba fettt hat in freiburg gegen hatebreed beim kicker verloren, dabei hatte der drei stunden alkoholkonsum voraus.