laut.de-Kritik
Mit Ouija-Brett hinterm Duschvorhang.
Review von Manuel BergerDas Cover-Artwork fasst es recht gut zusammen: Puppy schnappen sich Metal-Klischees und jagen sie durch den Kitschfilter.
Klingt nach Ghost? Ja, tatsächlich. Und das nicht nur, weil mit Tom Dalgety bei vier Songs derselbe Produzent aktiv war, sondern vor allem wegen Sänger Jock Norton, seiner Stimme und seinen klebrigen Melodien. Dann wiederum: Statt überkandideltem Pomp herrscht bei Puppy Skater-Dresscode und grungige Schnörkellosigkeit. Verschiedenste Stile ergänzen sich auf "The Goat" zu einem unwahrscheinlichen Potpourri – und das ganz ohne verkopfte Strukturen.
Wer will, hört hier Metallica, Saxon, Helmet, Smashing Pumpkins, Bon Jovi, Weezer, Nirvana, Limp Bizkit, Blink 182, Lowrider, Candlemass, Nickelback, Foo Fighters und Venom raus. "I Feel An Evil" klingt wie das Ergebnis einer gemeinsamen Songwriting-Session von Simple Plan und Dust Bolt, in "Handlebars" singt Norton als kiffender Papa Emeritus zu Pop-Punk-Staccatos und Deftones-Akkordwänden. "Poor Me" klingt wie der Soundtrack zum feuchtfröhlichen Ouija-Abend einer Clique Teenager. Für "Bathe In Blood" treiben die Welpen Emo-Geheul mit Thrash und Blastbeats durch den Wald. Und in "World Stands Still" clashen Stoner Rock und 80er-Glam.
All das feuern Puppy bis auf wenige Ausnahmen in kompakten Dreieinhalbminütern gen Hörer. Sie kommen schnell auf den Punkt, verzichten auf unnötigen Ballast und arrangieren ihre Nummern so geschickt, dass sie live problemlos, ohne Wesentliches zu unterschlagen, zu dritt auskommen. Gelegentliche Gitarrenoverdubs (etwa bei "Nightwalker") dienen einzig der Würze.
Manchmal könnte "The Goat" aber auch Würze von anderer Seite gebrauchen, denn in ihrem spartanischen Ansatz arbeitet die Hitmanufaktur letztlich arg gitarrenlastig. Bassist Will Michael hätte eigentlich Platz, sich etwas mehr in den Vordergrund zu spielen – nutzt ihn aber nur in "World Stands Still" und "Vengeance". Etwas blutleer wirken auch einige Metalriffs in der zweiten Albumhälfte. Das Breakdown-Outro von "Demons" funktioniert zwar als Mischelement für den puppyschen Genre-Rodeo, verliert aber nach mehreren Durchläufen wegen seiner stereotypen Ader rapide an Durchschlagskraft. Beides dürfen Puppy in Zukunft gerne ändern.
Wenn allerdings Brecher wie "Black Hole" reinschneien, ist sowas nur noch Nebensache. Unverschämt eingängig singt sich Norton damit hinter deinen Duschvorhang und seift sich die haarige Brust ein. "So here I stand with my head in hand / Trying to heal my sunburnt soul" wird das Mantra beim Shampoonieren für die nächsten Tage. Mit einem solchen Song bringt man nicht nur ein Debütalbum zum Strahlen, sondern auch Fans noch zehn Jahre später in der Zugabe eigener Headline-Shows.
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