laut.de-Kritik

Mondaffen, Trump und Jesus: Pur lassen's krachen.

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Ein Primat sitzt in einer Mondlandschaft, links über ihm schwebt die Erde, für deren Repräsentation das Grafikerteam der Bietigheim-Bissinger Gruppe Pur einfach einen Globus nahm. Den Affen beeindruckt das aber nicht, er schaut nach rechts oben, er sinniert. Wahrscheinlich über die komischen Zeiten, in denen wir uns befinden, das findet nicht nur der Affe, das findet auch Hartmut Engler. Er hat ein Album darüber geschrieben. Es handelt von Politik und Liebe und vom irdischen Dasein und von geilen Zeiten.

Für den Opener "Beinah" haben Pur eine VI-IV-V-I-Akkordfolge gewählt, ein Klavier spielt sie, man könnte locker den Song "Aisha" drüber singen. Eine The-Edge-eske Delay-Gitarre ertönt, sie ist seit Jungspunden wie Silbermond in der deutschen Popmusik verankert. Dazu ein bisschen Synthesizer, wir sind auf dem Mond, das Abenteuerland ist nicht mehr genug. Hartmut Engler erzählt vom Glück der Liebe und dass er irgendjemanden fast verpasst hätte. "Bei Nacht, fast fast, beinah hätt' ich dich verpasst", singt Engler, ich singe heimlich immer "Aisha, Aisha" drüber.

Danach gehts von der Liebe zur verwirrenden Welt, die sich wahrscheinlich in der Apokalypse befindet. "Bis wir verstehen, dass es nur diese eine, einzige Welt für uns gibt", singt Hartmut Engler. Er singt auch Sachen wie "Jesus Christus, Adolf Hitler, keiner spielt da den Vermittler" und irgendwas von Donald Trump und Willi Brandt. Danach ertönen sehr arge Synth-Fanfaren, darauf ein Gitarrensolo. Irgendwie schon gut.

Dann wieder eine Space-Ballade mit Delay und diesmal auch dramatischen Streichern, der Affe ist wahrscheinlich schon ein wenig gelangweilt. Irgendwas von Träumen und Glauben singt Hartmut. Es könnte jede x-beliebige Chart-Deutschpop-Band sein, die da spielt, das zeigt halt auch, wie nahe Schlager und deutsche Chartsmusik zur Zeit beieinander liegen.

"Licht ins Dunkel" fährt musikalisch dieselbe Schiene, bei "Verboten schön" verzichtet die Band auf die ganzen Effekte und bringt eine nette Akustikballade. "Es ist so verboten schön", singt Hartmut Engler, es könnte der Soundtrack einer Werbung für irgendwas mit Frühstück sein. Dass Pur große Dramatik und großes Gefühl können, zeigt "Alles was noch kommt", das könnte auch der Soundtrack einer Werbung für irgendwas mit Bier sein. Es geht um Triumphe, Freundschaften und ein kühles Pils, die wilden Zeiten. Streicher unterstreichen die Dringlichkeit, der Refrain ist super, da kann man nichts sagen.

Pur können alles, Balladen, Bierwerbung-Songs, sanfte Sozialkritik, Hymnen, Sentimentalitäten. Man kann die Band belächeln, aber sie sind um nichts schlimmer oder uncooler als alles andere, was im Mainstream-Deutschpop so passiert. Eigentlich sind sie um Welten angenehmer als Philipp Poisel und Mark Forster und wie sie alle heißen.

"Wir sind hier noch nicht fertig", singen Pur im Chor bei "Alles Was Noch Kommt", prosten an. Wir nehmen sie beim Wort, auf die nächsten 120 Jahre, Jungs. Anhören muss man sich das nicht. Nichtsdestotrotz: Wir sehen uns im Abenteuerland. Nehmt den Affen mit.

Trackliste

  1. 1. Beinah
  2. 2. Zwischen den Welten
  3. 3. Zu Ende träumen
  4. 4. Licht ins Dunkel
  5. 5. Verboten schön
  6. 6. Energie
  7. 7. Alles was noch kommt
  8. 8. Weißt Du nicht
  9. 9. Affen im Kopf
  10. 10. Freund und Bruder
  11. 11. Planet der Affen
  12. 12. Fixstern
  13. 13. Gasthaus
  14. 14. Zu Ende träumen - PUR & Friends Version

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