laut.de-Kritik

Von Berufsjugendlichen, die auf fremden Sofas schliefen.

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In den 90er Jahren existierte eine Band wie Quasi aus Portland, weil hinter ihrem DIY-Konzept ein alternativer Lebensstil steckte. Da wurde in Garagen geprobt, in geliehenen, alten Karren zu den Konzerten gefahren und nächtelang auf fremden Sofas geschlafen. Bis heute haben Quasi – überspitzt gesagt – überlebt, weil damals einige Menschen auf den Sofas neben ihnen lagen, die später zumindest in den USA ziemlich berühmt wurden.

Klar, ohne die Verbindungen zu Elliott Smith, Sleater Kinney, Bright Eyes und Stephen Malkmus würde heute kein Mensch das achte Album von Quasi kaufen. Die Label Kill Rock Stars und Domino würde es nicht veröffentlichen, Sam Coomes und Janet Weiss hätten es gar nicht erst geschrieben. Dank göttlicher Fügung darf das ehemalige Ehepaar mit Bassistin Joanne Bolme weiterhin so berufsjugendlich tun, als lebten sie und wir alle noch in den 90ern.

Das Trio hat mit "American Gong" einen straighten und ungeschliffenen Hüftschuss von Indie-Rock-Album aufgenommen, der sich Nostalgie und Ironie als Stilmittel bedient und sich damit auch einer aktuellen Popkritik weitgehend entzieht. Denn nach einigen stilistischen Exzessen auf den Vorgängern, die den Geduldsfaden mitunter arg überspannten, besinnen sich Quasi auf die Essenz des eigenen Dilettantismus: in kleiner Besetzung möglichst groß Krach machen.

Und dieses Credo stimmt ja selbst bei einer mittelmäßigen Schülerband von Zeit zu Zeit. Mit objektiven Kriterien kann man Quasi also gar nicht erst gerecht werden. Man sollte ihnen den Spaß gönnen, in einem Song wie "Everything & Nothing At All" Beatles-Harmonien schief nachzusingen und sich im tatsächlich sehr coolen "Bye Bye Blackbird" einen wilden, dreiminütigen Noise-Jam zu gönnen. Überhaupt ist der aufgedrehte Verstärker das imaginäre vierte Band-Mitglied.

"Black Dogs & Bubbles" ist ein Blues-Rock-Zwiegespräch im Stile der White Stripes, nur mit etwas weniger inhärenter Spannung, während bei dem Neil Young'schen Getöse von "Rockabilly Party" Coomes Vorliebe für wuchtigen Riff-Rock der 70er Jahre durchkommt. Dass gerade auch Schlagzeugerin Janet Weiss dafür den nötigen Punch hat, weiß man nicht erst seit Sleater Kinney.

So ist "American Gong" letztlich ein nettes Milieu-Album von der Wurzel der amerikanischen Indie-Szene. Wie praktisch für Fans, dass Quasi im Mai die Reunion-Show von Pavement in Berlin eröffnen. Würde das Trio alleine ein Konzert bestreiten, man würde wohl eher auf dem Sofa liegen bleiben.

Trackliste

  1. 1. Repulsion
  2. 2. Little white horse
  3. 3. Everything & not at all
  4. 4. Bye bye blackbird
  5. 5. The jig is up
  6. 6. Black dogs & bubbles
  7. 7. Death is not the end
  8. 8. Rockabilly party
  9. 9. Now what
  10. 10. Laissez les bon temps rouler
  11. 11. Mac Howling

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