laut.de-Biographie
Queensryche
1981 gründen Chris DeGarmo und Michael Wilton (beide Gitarre) in Bellevue bei Seattle die Gruppe Queensryche, nachdem sie (mitunter auch gemeinsam) bereits diverse Erfahrungen in anderen Bands gesammelt haben. Mit den Highschool-Kumpanen Geoff Tate (Gesang), Eddie Jackson (Bass) und Drummer Scott Rockenfield richten sie sich im Proberaum häuslich ein, ehe sie ein erstes Demo veröffentlichen.
Dieses Tape landet in den Händen von Diana und Kim Harris, Inhaber eines ortsansässigen Plattenladens. Die bieten den Jungs an, sie zu managen. Einige Zeit später ist das Tape schon im ganzen Nordwesten Amerikas zu kriegen. Die erste selbst produzierte EP "Queen Of The Reich" verkauft sich sensationelle 60.000 Mal allein über das bandeigene 206 Label.
Schlagartig erwachen die Plattenfirmen aus ihrem Dornröschenschlaf und bemühen sich, die junge Band unter Vertrag zu nehmen. Die EP erscheint mit einem Extrasong über EMI neu und geht weg wie warme Semmeln. Schon steht die erste Tour mit Ronnie James Dio an, bevor Queensryche danach die Bühnen für Twisted Sister anwärmen dürfen.
Um den Nachfolger "The Warning" aufzunehmen, schickt das Label die Band mit Produzent James Guthrie (Pink Floyd) und dem Filmmusikschreiber Michael Kamen in London ins Studio. War auf der EP schon zu hören, dass hier Fachleute am Werk sind, liefert "The Warning" endgültig den Beweis ab. Mit einigen stilfremden Einflüssen legen die fünf Herren ein Metal-Album vor, das mit dem neunminütigem "Roads To Madness" ein kleines Meisterwerk in den Rillen birgt.
Im Gepäck von Dio geht es durch Europa. USA bekommt Queensryche mit Maiden und Kiss zu sehen. Auch in Japan schlagen sie auf, wo der Mitschnitt für das 1985 erscheinende "Live in Tokyo" erfolgt.
Rückblickend kann man das aber nur als einen Vorgeschmack auf "Rage For Order" werten. Die ausgefeilten Melodiebögen und Geoffs unverwechselbarer Gesang prägen dieses Album, das auch noch nach dem 600. Durchlauf noch kleine Details offenbart, die einem bei den 599 anderen Spielzeiten nicht aufgefallen sind.
Der Einsatz von Synthesizern war zu jener Zeit im Metal noch verpönt, und auch das tuntige Outfit dürfte den Durchbruch etwas verzögert haben. Dennoch stehen die Jungs mit Mega-Acts wie AC/DC, Ozzy Osbourne und in England gar mit Bon Jovi auf der Bühne.
Der wirkliche und wahre Durchbruch kommt, als 1988 das Konzeptalbum "Operation: Mindcrime" erscheint. Die Band befindet sich auf ihrem absoluten kreativen Höhepunkt, und das Album wird zu Recht als eines der wichtigsten Metal-Alben aller Zeiten gewertet. Die Story bietet Material für ein ganze Trilogie, und die Riffs und Melodien, die Queensryche auf diesem Album verwerten, reichen anderen Bands für mindestens vier Scheiben.
Der Erfolg ist unbeschreiblich, und Queensryche dürfen sich ihre erste Platin-Auszeichnung an die Wand hängen. Zwar ziehen sie zunächst noch als Supportact für Def Leppard durch Amerika und für Metallica durch Europa, doch danach gehen sie in Japan und den USA als Headliner on the road.
Aus kommerzieller Sicht mit "Empire" toppen sie diesen Erfolg noch einmal, doch an die Kreativität des Konzeptalbums kommen sie nie wieder heran. Neben drei Singles fährt "Empire" drei Platin-Scheiben ein. Auch ein Auftritt bei MTV Unplugged ist für die Band drin. Die Ballade "Silent Lucidity" wächst sich zum Dauerbrenner auf sämtlichen Radiostationen und im TV aus.
1991 erscheint die Video/CD-Box "Operation: Livecrime", die das komplette Material der "Operation: Mindcrime" und noch mehr beinhaltet. Auch ihre erste Europa-Headlinertour absolvieren Queensryche mit Lynch Mob und treten in diesem Zuge auf den weltweit größten Open-Airs an der Seite von Guns N' Roses, Judas Priest, Megadeth oder Sepultura auf (Rock In Rio, Superrock). 1992 erscheint das Video "Building Empires", das sie später auch als DVD veröffentlichen.
Außer der "Real World"-Single vom "Last Action Hero"-Streifen wird es danach ruhig um die Band. Erst 1994 melden sich Queensryche mit dem sehr ruhigen "Promised Land" zurück. Die Musik klingt softer und wesentlich melancholischer als alles, das das Quintett bis dahin veröffentlicht hat. Obwohl auch hier Platin drin ist, lässt sich an alte Erfolge nicht anknüpfen.
Auf Tour spielen die Jungs ohne Vorband, bieten dafür aber volle zwei Stunden Musik. In den USA erscheint 1996 noch eine Doppel CD-ROM mit einem interaktiven Spiel und einer Rundreise durch ein Aufnahmestudio mit diversen Videoclips und Filmausschnitten. Erst Mitte 1995 nehmen sie Type O Negative mit ins Gepäck.
Mit "Hear In The Now Frontier" verscherzen es sich Queensryche dann mit vielen Anhängern. Das Album klingt zu sehr nach Grunge, als dass sich die Fans damit identifizieren könnten. Vor allem in Europa gehen die Verkäufe immens zurück. Als EMI in den Staaten aufgelöst wird, sieht es für die Band verdammt düster aus.
Nachdem auch noch Chris DeGarmo seine Koffer packt und im Januar 1998 die Band verlässt, wähnen viele Queensryche schon vor dem Aus. Genau wie die "Load"-Scheibe von Metallica ist dieses Album nicht wirklich schlecht, aber einer Band dieser Klasse einfach unwürdig.
Mit DeGarmo spielen Queensryche ein paar Konzerte in Südamerika mit Megadeth und Whitesnake, aber es geht stetig bergab.
Als Chris in der Tourband von Jerry Cantrell (Ex-Alice In Chains) anheuert, scheint man schnell den Schuldigen für die grungige Ausrichtung von "Hear In The Now Frontier" gefunden zu haben. Alle hoffen auf bessere, wieder härtere Zeiten.
Der neue Mann an der Gitarre ist Produzent Kelly Gray, den Geoff noch aus seiner Zeit bei Myth kennt. Kelly nimmt mit der Band "Q2K" auf und produziert die Scheibe auch. Das Album erscheint über Atlantic und versöhnt einige Kritiker wieder. Zwar vollziehen sie den Schritt back to the roots nur halbherzig, aber wenigstens braten die Gitarren wieder etwas mehr.
In Europa sind Queensryche mit den Kanadiern von The Tea Party unterwegs, ehe sie sich etwas später mit Rob Halford und Iron Maiden zusammen schließen. Schon nach nur einem Album wechselt die Band erneut das Label und unterschreibt bei Sanctuary Records.
Dort veröffentlicht sie "Live Evolution". Parallel erscheint eine DVD, für die sie in den Staaten erneut mit den Eisernen Jungfrauen touren. Nachdem EMI noch eine Best-Of auf den Markt wirft, gibt man Kellys Ausstieg bekannt. Dieser habe als Produzent einfach zu viel um die Ohren.
2002 steht ganz im Zeichen von Soloaktivitäten: Geoff bringt eine selbstbetitelte CD heraus, mit der er nicht ganz überzeugt. Michael Wilton widmet sich seinem Projekt Soulbender. Scott macht sich gemeinsam mit Kelly Gray an Slave To The System, an dem auch die beiden Brother Cane-Mucker Damon Johnson und Roman Glick beteiligt sind.
Dann die große Überraschung: Chris DeGarmo scheint zur Band zurückgekehrt zu sein, denn er arbeitet mit Queensryche an einigen Stücken zum "Tribe"-Album. Im Interview mit laut.de dementieren Geoff und Scott den Wiedereinstieg des Gitarristen, wollen ihm aber vorerst eine Tür offen halten.
"Tribe" gerät wieder eher ruhig, ein besinnliches Album, das mehr an die "Promised Land"-Zeiten anschließt denn an die von "Empire" oder "The Warning". Im Sommer 2003 geht es mit Dream Theater und Fates Warning auf Co-Headlinertour durch die Staaten, ehe Europa erneut auf dem Plan steht. Mike Stone, der ebenfalls mit der Band im Studio gearbeitet hat, übernimmt auf beiden Tourneen die Gitarre.
Da es anscheinend nichts Besseres zu tun gibt, schneiden Queensryche von der Tour mit Symphony X einige Aufnahmen mit. Anfang Juni 2004 erscheint vor der geplanten DVD zunächst die Tonspur in Form von "The Art Of Live".
Zuvor spielen sie auf dem Bang Your Head Festival 2004 einen interessanten Gig: Die Setlist besteht aus dem kompletten "Operation: Mindcrime"-Album - mit Gastsängerin. Auf der Mitte Juli erscheinenden DVD sind als Bonus die Pink Floyd-Coverversion von "Comfortably Numb" und der The Who-Klassiker "Won't Get Fooled Again" zu sehen, die sie beiden mit den Jungs von Dream Theater spielen.
Nun geschieht tatsächlich, was die meisten nicht zu hoffen gewagt und einige befürchtet haben: Queensryche wagen sich an "Operation: Mindcrime II". Allerdings ohne Chris DeGarmo und somit ohne einen der Hauptsongwriter des ersten Teils.
Nachdem die Band eine komplette Tour durch die USA gefahren hat, während der sie die gesamte "Operation: Mindcrime"-Scheibe mit Orchester und Schauspielern aufgeführt haben, geht der zweite Teil in die letzte Runde. Schon bevor das Album erscheint, äußert sich Geoff erneut im laut.de-Interview zum Werk.
"Operation: Mindcrime II" kommt Ende März 2006 und erfüllt die ernorm hohen Erwartungen natürlich nur bedingt. Die Rolle der Sister Mary übernimmt einmal mehr Pamela Moore, den Dr. X singt Ronnie James Dio. Auf den anstehenden Tour sollen beide Alben am Stück gespielt werden. Zudem steht ein Film an, der die Geschichte von Nikki und Sister Mary erzählen soll.
Auf Tour fängt sich Pamela in Alabama allerdings eine Lebensmittelvergiftung ein und muss ins Krankenhaus. Einige Shows finden somit ohne sie statt. Anfang August 2007 erscheint "Mindcrime At The Moore" sowohl als DVD als auch als Doppel-CD. Vor allem erstere ist ihr Geld auf jeden Fall wert.
Wer allerdings die für Ende August angekündigte Best-Of "Sign Of The Times" braucht, bleibt wohl für immer ein Geheimnis. Auch der einzige Deutschland-Gig, bei dem sich alle auf eine ähnliche Darbietung, wie auf "Mindcrime At The Moore" gefreut haben, gerät eher unzureichend. Allerdings sind Queensryche von August (mit einer kleinen Pause im Oktober) bis in den März 2008 beinahe ununterbrochen auf Tour.
Aller gute Dinge sind drei, haben sie sich wohl gedacht, und schieben Anfang November noch "Take Cover" hinterher. Darauf nehmen sie sich nicht nur Songs von Black Sabbath, Pink Floyd oder U2 an, sondern auch mal eines Stücks aus "Jesus Christ Superstar" oder "Odissea" des italienischen Duos Carlo Marrale und Cheope.
Bereits im März 2008 verraten Queensryche auf ihrer MySpace-Seite, dass sie an einem neuen Album arbeiten. Etwas später im Jahr kommt heraus, dass dieses den Namen "American Soldier" tragen soll und sich thematisch um das Thema Krieg aus der Sicht der Soldaten drehen soll. Geoff hat sich zu diesem Zweck mit mehreren Veteranen unterhalten. Es finden sich zahlreiche Voice-Samples auf der Scheibe.
Mike Stone, der die Fans schon immer mit seinem Auftreten spaltete, gibt Anfang März seinen Ausstieg bekannt. Da er auf "American Soldier" keinen Ton gespielt hat, war sein Abgang wohl schon länger beschlossene Sache. Live nimmt seinen Platz zunächst Parker Lundgren ein, der bereits in Geoffs Solo-Projekt spielt und schließlich als festes Bandmitglied einsteigt.
Im Jahr 2011 erscheint mit "Dedicated To Chaos" das letzte Album mit Geoff Tate am Gesang. Auf der anschließenden Tour kommt es zu mehreren verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Tate und dem Rest des Kollektivs, so dass sich im Jahr 2012 die Wege trennen.
Während Ex-Crimson Glory-Sänger Todd La Torre den freien Platz am Mikrofon besetzt und Geoff Tate sich andere Mitstreiter sucht, entbrennt ein endloser Streit um die Namensrechte der Band.
So kommt es, dass im Jahr 2013 gleich zwei neue Queensryche-Scheiben erscheinen. Zunächst präsentiert sich Geoff Tate, nebst neuer Band, mit dem Album "Frequency Unknown". Kurze Zeit später legen die Herren Rockenfield und Co. mit ihrem selbstbetitelten "Debütalbum" nach.
Eine außergerichtliche Einigung bewirkt, dass die Formation mit La Torre den Original-Namen verwendet und Tate fortan unter dem Banner Operation: Mindcrime zu hören und zu sehen ist. Wilton und Co. veröffentlichen 2015 mit "Condition Hüman" ein Album, das den markigen Umlauten im Albumtitel Taten folgen lässt. Das Ergebnis ist eine Platte voll starker Einzelsongs, die mit Abwechslungsreichtum bestechen. Einen Roll-Back zu den Anfangstagen vollzieht die Band mit "The Verdict". Ohne den etatmäßigen Drummer Scott Rockenfield, der sich seit 2017 im Vaterschaftsurlaub befindet, haut das verbliebene Quartett in "The Warning"-Manier mächtig auf die Kacke und geht dabei zupackender sowie kompakter als auf dem Vorgänger zu Werke.
Gitarrist Michael Wilton umschreibt das Geheimnis der Band in einem Pressestatement wie folgt: "Wir sind zu einer Zeit aufgewachsen, in der Experimentierfreude ein Schlüsselelement gewesen ist. Die Enstehung eines Albums konnte sich vollkommen vom voherigen Longplayer unterscheiden. In der Live-Umsetzung haben aber alle Songs funktioniert. Dies erlaubte uns mit Bon Jovi, AC/DC und Iron Maiden aufzutreten. Es geht um Musikalität, das Songwriting, die Leidenschaft, die Fackel weiterzutragen, wenn die Songs von Menschen und nicht von Maschinen gestaltet werden."
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