laut.de-Kritik
Das erste Live-Album der Band aus Athens, Georgia.
Review von Mathias MöllerR.E.M. haben in ihrer mittlerweile 25-jährigen Karriere fast alles erreicht. Sogar einen glaubwürdigen Indiestatus haben die Megaseller sich bewahrt. Kurz: R.E.M. sind Ikonen unserer Zeit. Und ein Livealbum haben sie tatsächlich noch nicht veröffentlicht.
Das schlicht "Live" betitelte Album beinhaltet zwei Konzerte, die am 26. und 27. Februar 2005 im Dubliner Point Depot aufgenommen wurden. Etwas ungleich auf zwei CDs verteilt spielen Stipe, Buck und Mills 22 Stücke, einen guten Querschnitt ihrer Karriere. Dem Package liegt eine DVD bei, die das ganze Album noch einmal als geschickt zusammen geschnittenen Konzertfilm präsentiert. Und genau hier findet sich der Haken, doch dazu später mehr.
Musikalisch und vom Sound her ist "Live" über jeden Zweifel erhaben. Die drei Bandmitglieder und ihre Mitmusiker performen auf hohem Niveau, die Techniker fangen das Gespielte gekonnt ein und garantieren so auch im heimischen Wohnzimmer einen angemessenen Hörgenuss.
Die Songauswahl wirkt nicht ungewöhnlich, wenn auch die Reihenfolge. Die könnte allerdings auch der Tatsache geschuldet sein, dass es sich ja um das Beste aus zwei Abenden handelt. Dennoch erscheint es ungewöhnlich, dass die Band mit "I Took Your Name" vom 94er "Monster" eröffnen.
Auch "So Fast, So Numb" von der großartig unterschätzten "New Adventures In Hi-Fi" hätte ich nicht so früh am Anfang eines Konzerts erwartet. Mit "Boy In The Well" folgt ein erstes, damals aktuelles Stück von "Around The Sun". Insgesamt gibt die Gruppe sechs Stücke dieser Platte zum Besten, unter anderem die Single "Leaving New York". Als Kontrast dazu geht sie weit zurück in die Bandgeschichte, wenn Achtziger-Hits wie "The One I Love", "Orange Crush", "(Don't Go Back To) Rockville" oder "Cuyahoga" aufgetischt werden.
Stücke vom 92er Erfolgsalbum "Automatic For The People" komplettieren das Set. Relativ früh, schon als fünfte Nummer hauen Georgias Indieväter die Überballade "Everybody Hurts" raus, später am Abend folgen "Drive", das unausweichliche "Man On The Moon" und das epochale "Losing My Religion" von "Out Of Time". Mit "I'm Gonna DJ" bietet die Band ein neues Stück, und während "(Don't Go Back To) Rockville" gastiert Daniel Ryan von den heimischen Thrills als Gitarrist und Backgroundsänger auf der Bühne. Alles in allem eine Runde Sache, dieses Konzert.
Womit wir zum bereits angesprochenen Haken kommen. Warum eine Live-CD mit DVD als Zugabe? Die zumal noch die gleichen Stücke enthält? R.E.M.s Mitglieder sind gestandene Musiker, die nicht nur hörens-, sondern dank des charismatischen Michael Stipe auf jeden Fall auch sehenswerte Konzerte spielen. Angemessener wäre meiner Meinung nach eine DVD mit CD als Zugabe gewesen.
Will man dieses Paket allerdings so verstehen, weist die DVD doch einige filmische Mängel auf, die den Sehgenuss schmälern. Regisseur Blue Leach gelingt leider zu selten, die Band angemessen einzufangen und die Bilder der Musik anzupassen. Das erste Stück veranschaulicht dies deutlich. Das kurze Intro vor dem Konzert ist schön gedacht, solch einen Konzertfilmauftakt habe ich allerdings auch schon fetter gesehen.
Sobald aber "I Took Your Name" läuft, scheinen die Pferde mit Leach durchzugehen. In allerbester MTV-Ästhetik schneidet er hastig in kürzester Folge Bilder und Einstellungen aneinander, die dem Mid-Tempo-Stück nicht im Geringsten gerecht werden. Im Laufe des Konzerts variiert Leach das Bild mit zum Teil ziemlich billig aussehenden Schwarz-Weiß- oder Weichzeichnereffekten.
Um so interessanter vor diesem Hintergrund ist die Tatsache, dass Leach gleichzeitig für die ansprechend aussehenden On Stage Visuals verantwortlich war. Niemand erwartet einen Hochglanz-Mitschnitt eines R.E.M.-Konzerts, aber allzu unruhige Einstellungen und unmotivierte Kamerafahrten ins Leere hat diese Band nicht verdient.
Einer der wenigen Lichtblicke ist die visuelle Aufbereitung von "The One I Love". Warum nicht immer so? "Live" ist somit wohl doch eher was für die Fans, die werden zumindest an den CDs ihre Freude haben.
1 Kommentar
Also ich kann ned verstehen warum die redaktion dem album eine so schlechte krititk gibt,und so schlecht ist die dvd nun auch wieder nicht da hab ich schon schlechteres gesehen.