laut.de-Kritik

Der New Jersey-Emcee zwischen Keep It Real und Kohle.

Review von

"Let me reintroduce myself" – aber mein Name ist Ransom nicht Hov. Der New Jersey-Emcee holt sich für den "Antrag" an seine Lady Hip Hop logischerweise die souligen Scratch Bap-Beats vom umtriebigen Statik Selektah. Der DJ aus Boston sampelt und cuttet sich neben Jay-Z durch die gesamten 90er, während Ransom selbst mit Punchlines und Doublerhymes am Mic leidet und liebt.

"... So do you take this game to be your wedded wife / For you to love and hold tight in the dead of night / I think I do, but should I think it through / Cause when it comes to this money, baby, I think of you ...": Im zurückgenommenen, fast wehmütigen Opener "I Do" analysiert er sein zerrissenes Verhältnis zum Rapgame. Er hält Hip Hop um die Hand an. Die Gründe? Echte Gefühle und echtes Geld, die ewige Frage der Kunst also: Wie bleibe ich integer mit meinem Schaffen, verdiene aber über längere Zeit genug?

Das ganze Album schwankt er zwischen Respekt und Ruhm, Keep It Real und Kohle. Mal gewinnt die Geldbörse, mal die Sucht nach Anerkennung. Bei – wir sind immer noch im Opener – Zeilen wie "I love the game, it's impossible it could love me back / Hugging the corner, I'm praying for it to hug me back", möchte man den Gangsta-Rapper knuddeln – oder zumindest rufen: Kauft seine Alben! Seit Mitte der 2000er Jahre sah Ransom lange Zeit nur die Schattenseiten. Nach Auflösung des A-Teams, dem Beef und Joe Budden und Knastbekanntschaft lief er dem Buzz hinterher. Die-Hard-Fans und Kollegen honorierten die Tapes, doch sein New York-Style war lange nicht angesagt.

Jetzt, wo sich der Big Apple trotz eines respektlosen Trinidad James mit Joey, Roc oder Bronson langsam aus dem Klauen des Trap Raps befreit, wittert auch Ransom zu recht Morgenluft. Was liegt da näher, als sich jenen Statik Selektah zu schnappen. "Me and Statik connect to get massive respect" vom mächtigen, Nas-samplenden "Unexplainable".

Falsche Fuffziger früherer Tage lädt er dagegen nicht mehr rein. "I seen some friends that never will be my friend again / So I picked up my pen again". Trotz aller Rückschläge, niemand kriegt ihn vom Mic weg. Ransom killt immer noch alles und jeden. "I pray to go toe to toe with, there's no opponent / My flow the coldest, send no condolence". Und ab und an erreicht er bei einigen Bars gar spielend Jadakiss-Level. "Wet dreams of livin a lavish life / Duckin them parasites / Treat every track like a battered wife when I'm mad at life".

Jeder Rap-Fan sollte sich freuen, wen ein monströser Mic-Checker wie Ransom im Mainstream erwähnt wird. "If the god said it, it's barbaric, fuck if Minaj said it / She never has to admit it and give my bars credit" aus dem souligen "Outcast". Im August kam es zu öffentlichen Unstimmigkeiten zwischen ihm und seiner alten Weggefährtin Nicki Minaj, wer früher für wen die Verse geschrieben hat. Im Endeffekt ein Sommerloch-Thema, dass zum Glück nicht unnötig eskalierte. Ransom gibt allein auf dem soulig-sonnigen Scratch-Festival "How It Feels" so viel Liebe, so viele wahre Gedanken. "I had to learn from the school of the Hard Knox / To get the note of beauty and jewelry in large gaps".

Warum heißt es eigentlich nicht: Nur Wahres ist Bares? Stattdessen fristet Ransom ein Schattendasein. Ihm fehlen keine Skills, ihm fehlt Charisma. Ansonsten würden sich klare Ansagen vielleicht erfüllen: "Ain't no reason you should applaud that / I'm just a nigga that's gonna bring the east coast its balls back / Pause that, of course that's that boss rap / I'm headin for the level where Nas, Jay and Los at".

Neben der Abstinenz von Star-Appeal nicken die frischen Boom-Beats für so einen Rapper fast ein bisschen zu weich. In der 90er Block-Party "Jade" oder im Flashback "1996" lacht die Sonne, man hört die Kinder kreischen und die PAPIs grillen, während der aufmerksame Hörer den Ransom eher im Kellerstudio oder "racing in the streets" sieht wie den Boss. Das nächste Mal bitte Alchemist picken, dann verleihen wir auch fünf Sterne deluxe zur goldenen Hochzeit.

Immerhin zerstört er am Ende ("Start 2 Finish") noch einen der angesagten Cloud-Beats, wie es nur Eastcoast-Punchline-Spitter können – und wird niemals damit aufhören. Gut so. "Currently and before this, have you see what you all missed / Cuz I will never stop till my currency's on the Forbes list".

Trackliste

  1. 1. I Do
  2. 2. Unexplainable
  3. 3. Outcast
  4. 4. Life of Sin
  5. 5. How It Feels
  6. 6. Jade
  7. 7. 1996
  8. 8. It's Ransom
  9. 9. Reservior Scars
  10. 10. Start 2 Finish

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