laut.de-Kritik

Eine entspannte Pop-Soul-Platte, die gar nichts anderes sein möchte.

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"Written played and produced by Rick Astley", steht es in dicken Buchstaben im "50"-Booklet. Die Zeiten, in denen der grundsympathische Sänger sich von Stock, Aitken & Waterman steuern ließ, liegen über 25 Jahre zurück. Mit dem achtbaren "Free" ("Cry For Help", "The Bottom Line") zerbrach er 1991 die Ketten. Nun fünfzig Jahre alt, bestimmt Astley seinen Weg ganz alleine.

Der freundlichste aller Pop-Sänger, der anstatt den Fernseher aus dem Hotel-Fenster zu werfen lieber die ganze Nacht damit verbringt, die versehentlich abgerissenen Vorhänge zu reparieren, veröffentlicht nur noch Alben, wenn alles in ihm danach verlangt. Er führte als Star in den 1980ern ein skandalfreies Leben. Damit erwirtschaftete er sich die finanzielle Basis dafür, heute tun (und vor allem lassen) zu können, was immer er will.

Tiefenentspannt meldet sich Rick Astley nun fünfzehn Jahre nach "Keep It Turned On", dem letzten Longplayer mit selbstgeschriebenen Stücken, zurück. Mit "50" schließt er an die ambitionierten Platten "Free" und "Body And Soul" an. Doch weder versucht er, sich nachdrücklich von seiner SAW-Vergangenheit zu lösen, noch spiegeln sich die ersten Gedanken an einen Rückzug aus der Musikindustrie wider. Astley muss nicht mehr beweisen, dass in ihm ein viel besserer Künstler steckt, als es seine ersten beiden Platten ("Whenever You Need Somebody", "Hold Me In Your Arms") vermuten ließen. Er lebt und musiziert ganz im Hier und Jetzt.

Mit "50" kündigt Astley jedoch nicht zum ersten Mal sein Comeback an. 2013 verschwand "My Red Book" kurz vor der Veröffentlichung wieder im Schrank. Mit "Let It Rain" und "I Like The Sun" retteten sich nun immerhin zwei Songs daraus über die Ziellinie.

Wie es sich für ein klassisches Soul-Album gehört, steht der Glaube stets im Zentrum, drängt sich aber niemals in den Vordergrund. Mit dem "Keep Singing"-Mantra eröffnet Rick "50" mit seinem eigenen "Weiter, immer weiter" (Olli Kahn). Der energische Gospel, den Gitarren wieder und wieder brechen, gibt die Richtung für den weiteren Longplayer vor. Das schummrige "This Old House" mit seinem dunklen Basslauf hält darüberhinaus einige Madchester-Querverweise parat.

Astleys gereifte Stimme zeigt sich noch eindrücklicher als zuvor, findet auf dem organischen "50" ihr perfektes Umfeld. Im aggressiven "Somebody Loves Me" ähnelt er gar einem blendend aufgelegten Elton John. Den Vocoder-Humbug in der Piano-Ballade "Let It Be Tonight" hätte er sich hingegen getrost sparen können.

Herrlich unverkrampft führt Rick durch das von seiner Gitarre angetriebene "Coming Home Tonight". Tanzbarer und ungemein eingängiger Rock und Dance-Pop. In der Ballade "Pieces", die zeitweise an Chicagos "Hard To Say I'm Sorry" erinnert, zeigt sich der millionenschwere Sänger als waschechter Hippie und steckt den Gewehren der kapitalistischen Weltherrscher eine Rose in den Lauf: "Yes, you rule the world for now, you and all your money/ … / I'll put away my crossbow / So empty all your guns / Maybe there's another way / To get things done."

Rick Astleys "50" ist kein Mindchanger, der die Musikwelt auf den Kopf stellt. Kein Meilenstein der Musikgeschichte. Es ist einfach eine entspannte Pop-Soul-Platte, die gar nichts anderes sein möchte. Ein netter Freund, der sich nicht aufdrängt, aber zu dem man immer wieder gerne zurück kommt. "50" ist sicher nicht das spannendste oder beste Album des Jahres, aber sicher eines der ehrlichsten.

Trackliste

  1. 1. Keep Singing
  2. 2. Angels On My Side
  3. 3. Wish Away
  4. 4. This Old House
  5. 5. Pieces
  6. 6. God Says
  7. 7. I Like The Sun
  8. 8. Somebody Loves Me
  9. 9. Let It Rain
  10. 10. Pray With Me
  11. 11. Coming Home Tonight
  12. 12. Let It Be Tonight

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