laut.de-Biographie
Rico Nasty
Freiheit ist ein großes Stichwort für die junge Generation an Rappern, die in der Mitte der Zweitausendzehner in die Szene startet. Die Freiheit, sich auszudrücken, gleichwohl mit der Freiheit, sich zu verändern. Rico Nasty zum Beispiel beginnt ihre Karriere über eine Spanne von zwei Jahren bereits mit gravierender Veränderung – und dennoch scheint ihre Authentizität darin die größte Konstante.
Doch bevor sie überhaupt an die Lücke zwischen "Sugar Trap" und verzerrten Bässen denken kann, stellt das Leben sie mehrfach auf die Probe. Aufgewachsen in einer guten Gegend in Maryland sind es mehrere Umzüge, die ihre Familie belasten. Ihre Eltern trennen sich noch vor ihrem fünfzehnten Geburtstag, Rico selbst wendet sich in dieser Zeit harter Musik und schlechten Einflüssen zu.
Bereits mit 13 interessiert sie sich für Emo-Ästhetik, hört Slipknot, hält ihre Ohren aber auch für anderen Sound offen. Trapmusik wird mit 15 eine neue Flamme, während sich ihre Noten rapide verschlechtern und sie selbst in Hinterhöfen Gras verkauft. Mit 18 bringt sie einen Sohn zur Welt. "Ich war frustriert, denn plötzlich rieten mir die Leute, die mir kurz zuvor große Träume zugetraut haben, lieber langsam sesshaft zu werden", kommentiert sie in einem Interview.
Doch Rico glaubt an Rap als Kraft der Veränderung, an ihre persönliche Erfolgsgeschichte. Mit einem befreundeten Produzenten entsteht 2016 "iCarly", ein wenig später "Hey Arnold". Zwei Songs, die zu kleinen viralen Hits avancieren. Wegbereiter für den Sound sind Rapper wie Lil Uzi Vert und Lil Yachty, die eine Schneise für farbenfrohen und fröhlichen Trap gebrannt haben.
Die Mixtapes "Tales Of Tacobella" und "Sugar Trap" etablieren Rico Nasty als eine Marke für verqueren, aber sympathischen und trendbewussten Hip Hop. Die Aufmerksamkeit von Magazinen und anderen Rappern ist geweckt, über 2017 veröffentlicht sie weitere Singles, die ihre Aufmerksamkeit potenzieren: Gerade "Smack A Bitch" nimmt eine Menge Fahrt auf.
Besinnend auf ihre härteren Wurzeln klingen die Vorboten für ihr "Nasty"-Mixtape 2018 radikal, verzerrt und brutaler als alles, was Rico bis dahin veröffentlicht hat. Eine wagemutige Veränderung: "Trust Issues" oder "Rage" rumpeln im Karton, Rapper wie XXXTentacion oder Smokepurpp hinterlassen klare Spuren im neu gefundenen Sound – quasi von Maryland über Atlanta nach Florida.
Es ist ihre bloße Freigeistigkeit, ihr stiller Widerstand, der Rico Nasty gewissermaßen zu einer feministischen Figur macht. Denn auch wenn Trap-Musik ein offensichtlich freies Genre ist, sind Frauen im Mainstream abseits von einer Cardi B klar unterrepräsentiert. Rico erweitert diesen Kanon und stellt ein weiteres Gesicht zur Hand, das in diesem Kontext definitiv einen Blick wert sein könnte.