laut.de-Kritik

Roadrunner feiert sich mit einem Hammer-Album!

Review von

Es gibt ein Jubiläum zu feiern. Roadrunner Records sind nun seit 25 Jahren ein fester und wichtiger Bestandteil der Metal-Szene und verantwortlich für Bands wie Type O Negative, Obituary, Fear Factory, Slipknot, Machine Head oder Trivium. Die Riege der Stars ließe sie problemlos fortsetzen, doch belassen wir's zunächst dabei.

"The Allstar Sessions" nennt sich das Album, mit dem das Label sich selbst und seine Künstler feiert, und das in einem angemessenen Rahmen. Über Hintergründe, Idee und Ablauf informiert das Interview mit A&R Manager Monte Connor, deswegen hier zu den Songs im Einzelnen. Jeweils vier Nummern stammen von den einzelnen Team Captains Robb Flynn, Matt Heafy und Dino Cazares, Joey Jordison hat fünf, Type O Keyboarder Josh Silver einen beigesteuert.

"The Dagger" ist die erste Nummer aus Robbs Feder, bei der Howard Jones für die Vocals zuständig ist. Musikalisch ist das Stück deutlich im Metalcore einzuordnen, mit seinen Gitarrenleads und diversen Hardcore-Grooves. Das Solo schießt übrigens Jeff Waters aus der Hüfte. Das macht er ebenfalls beim von Max Cavalera geshouteten "Independent (Voice Of The Voiceless)", das durchaus auch auf einem Machine Head-Album landen könnte, ohne groß aus dem Konzept zu fallen.

Auch "The Rich Man" mit Corey Taylor am Micro weicht nicht wirklich weit vom typischen Robb Flynn-Songwriting ab. Das macht den Song zwar nicht schlecht, reizt aber die Idee der Crossover-Kooperation nicht bis ins letzte Detail aus. Am weitesten von seiner Hauptband entfernt ist Robb mit "Army Of The Sun", das Tim Williams stimmlich veredelt. So ganz kann der gute Robb aber nicht aus seinem Gitarrenstil raus.

"The Enemy" nennt Dino seine erste Komposition. Er hat sich für den derben Gesang Mark Hunter geangelt. Zwar stimmt sich der Track mit einem klassischen Akustikintro von Andreas Kisser ein, aber danach zischt die Nummer richtig ab. Auch das Drumming von Roy Mayorga (Ex-Soulfly) ist der Hammer. Für "The End" greift Dino tatsächlich auf einen seiner Kontrahenten zurück, denn Matt Heafy singt die kraftvolle Halbballade auf fast unnachahmliche Art ein. Der Song hat eindeutig Radiopotenzial und gewinnt mit Rhys Fulbers akzentuierten Electronics noch dazu.

Deutlich mehr auf die Kacke haut der Mann bei "Baptized In The Redemption". Zwar sind leichte Fear Factory-Anleihen zu verzeichnen, doch Sänger Dez Fafara fühlt sich musikalisch hörbar wohl. Voll in der Schiene seiner alten Band landet Dino jedoch mit "No Mas Control", denn die Stakkatoriffs und das akzentuierte Drumming von Dave MacClain sind fast mehr Fear Factory als Fear Factory selbst. Die Gesangsleistung von Cristian Machado ist aber erstklassig.

Die heftigen Töne scheinen es dem Slipknot-Drummer angetan zu haben, denn "Annihilation By The Hands Of God" röhrt Wichtelhirn Glen Benton ein. Es kann sich wohl jeder denken, dass der Song ziemlich auf die Glocke gibt. Dass der Maskenmann wirklich ein sehr variabler Songwriter ist, zeigt er mit seinem zweiten Song "Tired'n'Lonely", den Life Of Agony-Zwerg Keith Caputo einträllert. Ein wirklich coole und relaxte Rocknummer mit einem stimmigen Solo von Joeys Bandkollegen James Root.

Nicht weniger cool und vor allem schon wieder ganz anders klingt anschließend "No Way Out" mit Daryl Palumbo hinterm Micro und Junkie XL, der für ein paar Synths und Programmings sorgt. Von Pantera könnte hingegen "Constitution Down" stammen, dem der ehemalige Exhorder Shouter Kyle Thomas seine Stimme leiht. Soli dürfen sich derweil Rob Barrett, James Murphy und Andy LaRocque um die Ohren fetzen.

Zuletzt bügelt Joey noch Peter Steele einen Song auf die Stimmbänder, was er mit "Enemy Of The State" auch perfekt hinbekommt. Steele hingegen lässt sich nicht lumpen und gibt nur irgendwelche Lautfolgen von sich, die entfernt an irgendeine osteuropäische Sprache erinnern. Ziemlich knorke, aber irgendwie gut.

"In The Fire", der erste Track von Matt Heafy, ist Sänger King Diamond wie auf den Leib geschneidert. Würde das Gitarrensolo noch vom Spinett gespielt, könnte das Teil direkt von "Abigail" oder "Them" stammen. Vielleicht ist die Gitarrenpower etwas höher als typisch für den King, aber ansonsten passt das wie Arsch auf Eimer. Power ist auch bei "Dawn Of A Golden Age" das Stichwort, denn auch Dani Filth dürfte sich in dem Song gleich wie zu Hause gefühlt haben.

Das von Jesse David Leech (Ex-Killswitch Engage) intonierte "Blood & Flames" ist mir für meinen Geschmack zu sehr im traditionellen Heavy Metal verwurzelt, somit aber auch weit von Matts normalem, musikalischen Feld entfernt und ganz im Sinne der Idee hinter der Scheibe. Seine Punkwurzeln lebt der Knabe dann mit Michael Graves und dem Song "I Don't Wanna Be (A Superhero)" aus. Genauso kurz wie kurzweilig, und gerade deswegen ein richtig cooler Song.

Zwischen all den meist recht heftigen Stücken sticht "Roads" von Josh Silver natürlich enorm heraus. Um die Ballade stimmlich mit der richtigen Atmosphäre zu versorgen, hat er sich Mikael Akerfeld ins Studio geholt. Der zeigt sich natürlich von seiner sanften Seite, und auch Josh zaubert an seinen Keyboards gewaltig, da er dort sämtlich Instrumente übernimmt.

Keine Frage, das Album ist der Hammer! Dem Vorsatz, so unterschiedliche Songs wie möglich zu komponieren und mit so vielen unterschiedlichen Leuten wie möglich zu aufzunehmen, ist Joey Jordison mit Sicherheit am besten gerecht geworden. Dicht auf folgt Jungspund Matt Heafy, etwas weiter hinten kommt Dino Cazares. Das Schlusslicht bildet, so gesehen, Robb Flynn, aber deswegen anzunehmen, seine Songs wären weniger gut, ist ein Irrtum.

Trackliste

  1. 1. The Dagger
  2. 2. The Enemy
  3. 3. Annihilation By The Hands Of God
  4. 4. In The Fire
  5. 5. The End
  6. 6. Tired 'N Lonely
  7. 7. Independent (Voice Of The Voiceless)
  8. 8. The Dawn Of A Golden Age
  9. 9. The Rich Man
  10. 10. No Way Out
  11. 11. Baptized In The Redemption
  12. 12. Roads
  13. 13. Blood & Flames
  14. 14. Constitution Down
  15. 15. I Don't Wanna Be (A Superhero)
  16. 16. Army Of The Sun
  17. 17. No Mas Control
  18. 18. Enemy Of The State

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5 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Kein Kommentar?

    Also ich finde dieses Album auch absolut gelungen, viel mehr gibt's dazu eigentlich nicht zu sagen.

    Vor allem "The end" ist genial, auch "Blood & flames" hat mich voll erwischt. Und ich bin bei KSE immer mehr Fan von Howard Jones, als von Jesse Leech gewesen. Auf dieser CD hat es mir letzterer mehr angetan^^
    Zahlreichere weitere Tracks sind gut gelungen, wie z.B. "Army of the sun" und "No mas control"

    Super-Album^^

  • Vor 15 Jahren

    @Kuroro (« Vor allem "The end" ist genial »):

    Absolut. Der Rest ist Geschmackssache, weil's teilweise auch in die Death-Metal-Ecke abrutscht oder die Shoutings teilweise einfach nicht wirklich sauber klingen. Aber "The End" ist und bleibt einer der besten Songs. Muss man einfach kennen.

  • Vor 15 Jahren

    Ich hab' mir damals das Album zugelegt, es inzwischen wieder verkauft. Mir sagte es wenig zu.

    Schöne Grüße meine Freunde
    Euer Mobbi

  • Vor 15 Jahren

    Muss sagen nach 'ner Zeit nutzt es sich wirklich ab. Ich hör's eig nicht mehr. Sogesehen geb ich euch Recht, da gibt es besseren Melo-Death etc.

    Sogar "The end" hat sich abgenutzt o.ô

  • Vor 15 Jahren

    Was???? Unglaublich! Fuck, sogar "The end"!

    VERDAMMTE SCHEISSE!!!!!^FLASHFUCK