laut.de-Kritik

Der Köpenicker zollt "Sailor Moon", Slayer und Pharrell Tribut.

Review von

Vor sechs Jahren machte Roman Geike alias Romano auf "Copyshop" genau dort weiter, wo er auf dem Debüt "Jenseits Von Köpenick" aufgehört hatte. Parallel zur Corona-Pandemie verstarb dann sein Vater. Die plötzlich eintretende Ruhe nutzte er zur Selbstreflexion und um Abschied zu nehmen. "Rückblickend war diese Zeit eine Introspektive, eine Sinnsuche und gerade für mein persönliches Wachstum ein Segen", verrät er Anfang 2021 im laut.de-Interview. Nun ist das Köpenicker Original mit "Vulkano Romano" wieder zurück.

Für Verwunderung sorgte er schon in "Schrei Der Wildnis", denn er verwendet seine Singstimme anstatt zu rappen. Die fügt sich jedoch perfekt in das Elektro-Gerüst von Siriusmo ein, der auch schon für die Vorgänger Sounds lieferte. Dazu hört man noch ein wenig Gitarre und Querflöte sowie wildes Getrommel. Auch im weiteren Verlauf verzichtet der Köpenicker auf Raps.

So muss man in "Magical" schon zweimal hinhören, ob man es gerade mit einem Romano- oder Alexander Marcus-Track zu tun hat, bekommt man doch Elektro-Schlager-Klänge und herrlich selbstbezogene und vor Ironie triefende Lyrics geboten. In "Samurai" treffen beide dann sogar tatsächlich aufeinander. Dabei zitieren sich die Berliner zu funkigen Sounds quer durch die "Anime"- und Videospielszene von "Sailor Moon" bis "Tekken". Auch der Rest zaubert ein breites Grinsen ins Gesicht, wenn man mal von "Fetisch" absieht, das textlich und melodisch etwas ins Leere läuft.

"Zeit Für Emotion" versprüht als deutschsprachiger Verschnitt von Daft Punks und Pharrell Williams' "Get Lucky" eine Menge gute Laune und erweist sich zudem noch als waschechter Hit, den man so schnell nicht mehr aus dem Ohr bekommt. In "Madame Skalpell" beweist Romano, dass ihm auch zeitgemäße urbane R'n'B-Töne liegen. In "Vorstadtcity Boy" singt er zu housigen, tanzbaren Beats, die DJ Koze alle Ehre machen, vom rauen Klima und vom harten Leben in der Vorstadt. Dennoch bleibt er "der Vorstadtcity treu". Gegen Ende des Albums kommen dann wieder mehr popkulturelle Anspielungen zum Tragen.

In "Mit Den Augen Eines Tigers" verweist der Köpenicker zu einer Mischung aus AOR und Synthwave auf "Mötley Crüe", "Slayer" oder Guns N' Roses. Als Bonus zum Schluss noch ein Gitarrensolo, das mehr nach den 80ern klingt als so mancher Sportlerdrama-Soundtrack aus dieser Dekade. Im Titelstück folgt zu entspannten wie sehnsüchtigen Sounds ein Italo-Klischee nach dem nächsten. In "Versailles" treffen poppige Töne auf Zitate aus Barock und Frühromantik. "Ein Mann Für Gewisse Stunden" steht am Ende schließlich ganz im Zeichen der Romantik, wenn Romano zu Elektro-Beats und entschleunigten funky Tunes seinen Charme spielen lässt.

Wer auf augenzwinkernde Selbstironie und übersteigerte Klischees allergisch reagiert, sollte um diese Platte einen ganz großen Bogen machen. Der Rest dürfte dem Charme des Hauptstädters sicher erliegen, zumal seine Stimme in ein Soundgerüst eingewoben ist, das trotz diverser Stilzitate nie angestaubt und anachronistisch daherkommt.

Trackliste

  1. 1. Schrei Der Wildnis
  2. 2. Magical
  3. 3. Samurai
  4. 4. Fetisch
  5. 5. Zeit Für Emotion
  6. 6. Madame Skalpell
  7. 7. Vorstadtcity Boy
  8. 8. Pfeil Im Herz
  9. 9. Geisterstunde
  10. 10. Mit Den Augen Eines Tigers
  11. 11. Vulkano Romano
  12. 12. Versailles
  13. 13. Ein Mann Für Gewisse Stunden

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