laut.de-Kritik

Emanzipation auf dem Eurodance- und Electronica-Dancefloor.

Review von

Als Sängerin und Gitarristin der Minimal-Dreampop-Band The xx hat Romy Madley Croft, mit reduziertem wie radikal neuem Sound die Indie-Musik revolutioniert. Nach ihren Kollegen Jamie Smith, der unter dem Namen Jamie XX als gefeierter Produzent und Solo-Artist unterwegs ist, sowie Bassist wie Sänger Oliver Sim, der 2022 sein hochgelobtes Solo-Debüt herausbrachte, ist nun Romy an der Reihe: Ihr Alleinausflug erscheint unter dem treffenden Namen "Mid Air" – ein luftiges, schwebendes Album, das dem Feiern gewidmet ist. Konkret auf dem Dancefloor und abstrakt das Leben an sich.

Überhaupt ist Romy solo weit weniger melancholisch und introvertiert als mit ihrer Band The xx. Sie zelebriert geradezu die Leichtigkeit des Seins und feiert die Liebe als lesbische Musikerin.

Der Opener heißt "I Love Her" und ist Statement wie Befreiung. Die persönlichen, intimen Lyrics tanzen auf schwebenden wie fließenden Clubhymnen, die zwischen House, Trance, Neo-Soul und Eurodance angesiedelt sind. Dank Romys ätherischer Stimme wirken die durchaus catchy Songs niemals generisch, man spürt geradezu wie Wärme und Liebe durch die organischen Soundtrukturen strömen.

Romys musikalische Sozialisation spiegelt dies, wenn sie Siouxsie And The Banshees, The Cure, Joy Division, Yazoo, Eurythmics und New Order als ihre Inspiration nennt. Denn so pendeln ihre Solo-Songs stets zwischen Depri- und Dancefloor-Vibes, die zu genau den Identitätsfragen führt, die Romy musikalisch mit der Zuflucht und Erlösung auf der Tanzfläche beantwortet.

Die Stärke dieses Albums ist, das Spannungsfeld zwischen Intimität und Energie zu übertragen, die man vielleicht nur im Club fühlen kann – allein inmitten einer tanzenden Gemeinschaft oder wie wie Romy es selbst ausdrückt: "Das Gefühl der Gemeinschaft in den Clubs ermöglicht eine Flucht vor der Realität der Welt. Ich bin vielleicht nicht das Leben und die Seele einer Party, aber in der Atmosphäre eines Clubs zu sein, zu beobachten und sich zu verbinden - dadurch fühle ich mich weniger allein und lebendiger."

Mit "Mid Air" hat sich Romy damit als Solo-Artist von dem übergroßen Schatten von The xx befreit, indem sie die dunklen Aspekte des Lebens mit einem hellen Sound zwischen queerem Eurodance und euphorischem Dance überstrahlt.

Trackliste

  1. 1. Love Her
  2. 2. Weightless
  3. 3. The Sea
  4. 4. One Last Try
  5. 5. Dmc
  6. 6. Strong
  7. 7. Twice
  8. 8. Did I
  9. 9. Mid Air
  10. 10. Enjoy Your Life
  11. 11. She's On My Mind

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LAUT.DE-PORTRÄT Romy

Romy Madley Croft, geboren 1989 in London, wird als Sängerin und Gitarristin der Minimal-Indie-/Dreampop-Band The xx bekannt, deren reduzierter wie radikal …

5 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 7 Monaten

    Ich habe im Vorfeld gar nicht mitgekommen, dass ein Album von Romy kommen soll. Sehr schönes Werk; ein tanzbarere, poppigere Variante des The-XX-Sounds, die mir gefällt. Stimmlich ist sie sowieso über jeden Zweifel erhaben.

    • Vor 7 Monaten

      Ich bin ein großer Fan von The xx und mag ihre Stimme sehr, auch ihr Soloalbum. Ich finde jedoch, dass diese Art von Musik die Limitierungen ihrer Stimme deutlicher offenbart. Der verhuschte xx Sound bietet weniger Möglichkeiten für ausgelassene Gesangsmelodien. Hier nutzt sie die Möglichkeiten, stößt aber auch hörbar an ihre Grenzen. Dennoch ein sehr schönes Album und wie ich finde der perfekte Gegenspieler zum eher düsteren, aber ebenso großartigen, Debut ihres Kollegen Oliver Sim.

  • Vor 7 Monaten

    Sehr geil, wie die alle ausserhalb neue Facetten zeigen. Darf gerne was davon ins nächste Bandalbum einfliessen.

  • Vor 7 Monaten

    Alter... Das hat kein Recht, so unfassbar gut zu sein. 4,5/5

  • Vor 7 Monaten

    Mir war The XX immer viel zu monoton. Ist nix hängengeblieben. Hier gibts aber so ein-zwei Tracks, die ich gern zuende höre. In Sachen Dance-Pop führt natürlich nix an Carly Rae heran gerade, aber die neue Ausrichtung gefällt. Kann sie gerne auf der nächsten Soloplatte weiter machen, gerne noch etwas mutiger sein!

  • Vor 7 Monaten

    Total gut. Gefällt mir nach erstem Durchlauf sogar besser als Róisín Murphy. Vielleicht, weil eingängiger (ohne stumpf zu sein).