laut.de-Kritik
Im Hasenficktempo durch das Königreich der Toten.
Review von Yan VogelSavage Circus stehen für technisch versierten und durchdachten Speed Metal mit reichlich Bombast-Anleihen. Unverkennbar sind die Analogien zur deutschen Metal-Institution Blind Guardian, klingt doch Sänger Jens Carlsson wie der stimmliche Zwilling von Hansi Kürsch und die Gitarren im Lead-Bereich stark nach André Olbrichs ornamentreicher Melodik.
Da wundert es wenig, dass ein ehemaliger Guardian die Band mitinitiierte: Thomen Stauch wollte dem speedigen Sound der frühneunziger Großtaten der Krefelder Metal-Barden frönen, musste jedoch vor zwei Jahren seiner überstrapazierten Physis Tribut zollen und die Sticks in die Ecke schmeißen. Diese klaubte Deutschlands ranghöchste Drum-Kurtisane Mike Terrana auf, der mit seinem kraftvollen und tighten Spiel jedes Soundloch zuhämmert und sich als würdiger Nachfolger erweist.
Die Formation, mittlerweile mit Bassist Yenz Leonhardt verstärkt, knüpft dort an, wo sie beim letzten Longplayer aufhörte. Wobei es doch auffällt, dass Piet Sielck und Co. den Landsitz im Traumland hinter sich gelassen haben und nun ein Domizil im "Land Of Doom And Death" beziehen. Im Hasenficktempo durchpflügt die Band das Königreich der lebenden Toten und schwingt martialisch den Hammer des Verderbens.
Was lyrisch eher Lachsalven provoziert, weiß musikalisch restlos zu überzeugen und ruft mitunter Tränen der Freude hervor, wie es im Speed/Power-Metal-Bereich allenfalls noch Dragonforce gelingt. Die abwechslungsreichen, mit durchweg starken Melodien gespickten Bombast-Granaten "Empire" und "Legend Of Leto II" schicken sich gar an, zu Genreklassikern zu avancieren.
Ob es insgesamt für die Thronfolge der (frühen) Blind Guardian reicht oder doch nur der Posten des Reichsverwesers drin ist, scheint schwer abzuschätzen. Die stilistischen Neuerungen, wie etwa die düstere Grundausrichtung, fallen dann doch zu marginal aus, um als Alleinstellungsmerkmal durchzugehen.
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