laut.de-Biographie
Savatage
1981 gründen die beiden Oliva-Brüder Jon (Gesang/Bass/Keys) und Criss (Gitarre) zusammen mit Steve 'Dr. Killdrums' Wachholz im Rausch der Götterscheiben von Rush in Tampa in Florida die Band Avatar. Steve muss sich seine Sporen erst noch verdienen, da er den Oliva-Knaben nicht laut genug spielt. Erst, nachdem er sich zwei geklaute Golfschläger zu Sticks zurecht gesägt und sein Kit in Grund und Boden geknüppelt hat, sind die beiden zufrieden.
Nachdem sich dann noch Keith Collins aufgrund seines Besitzes einer P.A. und einer Bass-Anlage für den Viersaiter qualifiziert, steht den Auftritten nichts mehr im Wege.
Ein Jahr später macht ein Mann namens Dan Johnson von Par Records den Vorschlag, eine Platte aufzunehmen. Zuerst sind die vier noch skeptisch, willigen nach dessen Drängen aber ein und tauchen im August 1982 in den inzwischen legendären Morrissound Studios auf. Dort spielen Avatar ihre erste Single "City Beneath The Surface" ein, bevor sie sich an die Aufnahmen zu "Sirens" machen.
Avatar steht ein geradezu lächerlich geringes Budget zur Verfügung. Als das Cover für "Sirens" schon auf dem Weg zum Druck ist, bekommt Jon mitgeteilt, dass der Name Avatar bereits von einer anderen Band rechtlich gesichert sei. Also setzen sich die Brüder zusammen und einigen sich schließlich auf einen Namen, der die Avatar-Idee noch in den Grundzügen reflektiert: Savatage.
Nach der ersten Veröffentlichung geht es Schlag auf Schlag. Der Vertrag mit Music For Nations läuft nach "The Dungeons Are Calling" aus. "Power Of The Night" bildet Savatages Debüt auf Atlantic Records. Für Europa schaffen es die Savas ins Vorprogramm von Motörhead und hinterlassen sogar bei deren Chef Lemmy einen hervorragenden Eindruck.
Nach der Tour ist Basser Keith Geschichte und der Name Johnny Lee Middleton aktuell. Dieser hat zuvor in einer Haarspray-Band-der Marke Poison gezockt und muss sich erst einmal abschminken, bevor er zu Savatage stößt. Er stellt sich jedoch schnell als perfekte Besetzung heraus.
Weniger perfekt laufen die Aufnahmen für "Fight For The Rock" und die anschließende Konzertreise. Bandintern spricht man nur von "Fight For The Nightmare" bzw. der "Fight For The Paycheck"-Tour. Nachdem sich die Manager in der Nacht vor dem Rückflug aus dem Staub machen, müssen die Jungs sogar ihre Hotelrechnung prellen, da sie außer den Tickets keinen Pfennig an Kohle dabei haben. So viel zum Thema Rockstars mit jeder Menge Geld.
Nach diesen Enttäuschungen stehen Savatage schon kurz vor dem Aus, als Jon einen Anruf von Paul O'Neill und John Goldwater bekommt, die mit ihnen als Produzent und Manager zusammen arbeiten wollen. Aus dieser Kooperation entsteht "Hall Of The Mountain King", eines der stärksten Alben der Band. Eine Tour mit Megadeth und Dio folgt, ebenso ein Video zum Titeltrack.
Auf der Tournee taucht zum ersten Mal der 19-jährige Chris Caffery auf, der zwar eine Empfehlung von Produzent Paul aufweist, aber beinahe betteln muss, um auch nur vorspielen zu dürfen. Dabei überzeugt er aber voll und bereichert die Konzerte deutlich, da er zudem noch einige der Keyboard-Parts übernimmt. Doch der gute Chris steigt schnell wieder aus, da ihn die Crew mies behandelt.
Mittlerweile ist die Freundschaft innerhalb der Band recht groß. Es besteht kein Zweifel daran, dass ein zweiter Gitarrist live von Nutzen wäre. Deswegen holt man Chris bereits nach "Gutter Ballet" zu Savatage zurück. Er findet sogar mit Bild und Credits Erwähnung, obwohl er de facto keinen einzigen Ton zur Scheibe beiträgt. Die Regie für das Video "When The Crowds Are Gone" übernimmt Paul O'Neill selbst.
Für die anschließende Europa-Tour proben die Verrückten dann intensive zehn Minuten, bevor der eine zum Fischen, der nächste zum Tennis und die anderen wahrscheinlich zum Saufen gehen. Es geht doch nichts über eine gute Vorbereitung. Nichtsdestotrotz hat der Headliner Testament jeden Abend einen schweren Stand.
Die Arbeiten zu "Streets" dauern exakt ein Jahr und werden sogar in seriösen Tageszeitungen wie der Chicago Tribune oder der L.A. Times gewürdigt. Auch den japanischen Markt können Savatage endlich erobern - die Konzeptscheibe entwickelt sich zum bis dato erfolgreichsten Album.
Unverständlicherweise ist Criss Caffery schon nach der "Gutter"-Tour zum zweiten Mal ausgestiegen, um mit seinem Bruder und einigen anderen Nasen ein Projekt namens Witch Doctor zu starten, das jedoch mächtig floppt.
Auch Jons extreme Art zu singen fordert ihren Tribut. Auf der "Streets"-Tour steht Jon zum vorerst letzten Mal als Leadsänger auf der Bühne, da ihm seine Gesundheit langsam flöten geht. Die Musik von Savatage nimmt immer melodischere Züge an. So erscheint die Hinzunahme eines neuen Sängers wie ein logischer Schritt. Jon konzentriert sich aufs Komponieren beziehungsweise auf die Keyboards, ein neuer Herr namens Zachary Stevens legt eine grandiose Leistung als Sänger hin.
Zuvor lässt Jon es aber mit Chris Caffery und dem Doctor Butcher-Projekt noch mal richtig krachen. Als sich Jon 1992 mit einem letzten Konzert als Sänger verabschiedet, stehen sogar Ur-Basser Keith und auch Caffery für die meisten Songs mit auf der Bühne.
Für die Aufnahmen zu "Edge Of Thorns" kehren Savatage nach Florida ins Morrissound Studio zurück und legen einen Klassiker hin. Traurig ist lediglich die Nachricht, dass Drummer Steve sich aus dem Line-Up verabschiedet. Er will sich auf andere Belange konzentrieren und ist somit bei der Tour mit Overkill nicht mit dabei. Ihn vertritt Andy James.
Die Tragödie geschieht wenige Tage nach dem Tourende in den USA: Criss Oliva und seine Frau werden in ihrem Wagen frontal von einem betrunkenem Fahrer gerammt. Criss ist sofort tot, seine Frau überlebt schwer verletzt. Jon stürzt sich daraufhin in die Arbeit und schreibt parallel mit Paul an einer Broadway-Oper, mit Caffery an der nächsten Doctor Butcher Scheibe und auch am Material für "Handful Of Rain".
Auf dieser Scheibe spielt Jon sämtliche Drums, Keys und Rhythmusgitarren selber ein. Auf dem Cover der CD sind Steve Wacholz und Jeff Plate als Musiker gelistet, obwohl sie keinen Ton beigesteuert haben - in dieser Band scheint es keine Egoprobleme zu geben. Die Leadgitarren trägt übrigens der ehemalige Testament-Klampfer Alex Skolnick bei. Ein halbes Jahr nach "Handful Of Rain" erscheint die zweite Doctor Butcher-Scheibe, die "Romanovs"-Oper verkaufen Paul und Jon an eine führende Broadway-Produktionsfirma.
Wo die Kerle die Zeit hernehmen, 1995 gleich noch ihre zweite Konzeptscheibe "Dead Winter Dead" nachzulegen, weiß niemand. Aber anstatt dass es aufwärts geht, gibt es wieder eine auf den Sack. Manager John Goldwater wirtschaftet in die eigene Tasche und unterschlägt eine beträchtliche Summe. Doch auch um diese Belange kümmert sich fortan Paul, der sowieso schon als Mitglied der Band angesehen wird.
Auf "Dead Winter Dead" ist Al Pitrelli als neuer Gitarrist dabei, der zuvor bereits bei Alice Cooper glänzte. Es folgen zwei Live-Scheiben und eine Best-Of, da die Band hauptsächlich damit beschäftigt ist, unter dem Banner Trans-Siberian Orchestra das Album "Christmas Eve And Other Stories" aufzunehmen.
1997 erscheint "The Wake Of Magellan" und steigt in den deutschen Album-Charts auf Platz 11 ein. Ein Jahr später wartet man mit der zweiten TSO-Platte "The Christmas Attic" auf, die 1999 von "Beethoven's Last Night" noch getoppt wird. Von manchen deutschen Kritikern als bessere Fahrstuhlmusik verurteilt, ist der Erfolg in Amerika immens. Eine TSO-Tour folgt, das Fernseh-Special "The Ghost Of Christmas Eve" über TSO läuft in ganz Amerika über den Bildschirm.
Für Savatage sieht es derweil wieder nicht ganz so rosig aus, da sich sowohl Sänger Stevens als auch Al Pitrelli verabschieden. Ersterer startet kurze Zeit später Circle II Circle, letzterer taucht im Megadeth-Line-Up auf. Somit machen sich die anderen vier zusammen mit Paul an das nächste Album, das nicht mehr über Atlantic, sondern bei Nuclear Blast America erscheint.
Warum sich Zack von Savatage getrennt hat, ist irgendwie nicht wirklich plausibel. Jon sucht ihm nicht nur die komplette Band für Circle II Circle zusammen, sondern schreibt auch einen Großteil der Songs. Dass diese einen merklichen Savatage-Einschlag haben, dürfte somit nicht weiter verwundern. Dennoch verkrümelt sich Zacks Hintermannschaft nach dem ersten Album recht schnell wieder, und der Mann muss sich nach neuen Leuten umschauen.
"Poets And Madmen" steigt auf Platz 7 in die deutschen Charts ein und zeigt, dass Jon als Leadsänger nichts verlernt hat. Für die Touren verpflichtet die Band Gitarrist Jack Frost (Bronx Casket Co., Seven Witches) und den unbekannten Sänger Damond Jiniya.
Beide gelten kurz darauf als feste Mitglieder der Band, doch als sich Megadeth auf Grund gesundheitlicher Probleme von Mainman Dave Mustaine auflösen, kehrt Al Pitrelli zur Band zurück, und Meister Frost wird etwas säuerlich vor die Tür gesetzt. Da Al im Sommer 2002 zeitlich verhindert ist, begleitet Jeff Waters von Annihilator die Band auf Tour.
Auch dieser zeigt sich begeistert und kann sich eine weitere Zusammenarbeit mit den Savas durchaus vorstellen, doch diese Band liegt vorerst komplett auf Eis. Das hat mehrere Gründe: Zum einen wächst der Erfolg von TSO, zum anderen beschäftigen sich sowohl Chris Caffery als auch Jon Oliva mit ihren Solo-Scheiben.
Während Chris' "Faces/God Damn War" sich noch recht deutlich von den Savatage-Sachen unterscheidet, muss man sich bei Jon Oliva's Pain und dem Album "Tage Mahal" doch fragen, warum er dieses Album nicht unter dem Savatage-Banner veröffentlicht. Die Parallelen sind eigentlich überdeutlich.
Als Grund hierfür gibt er die zeitlichen und räumlichen Probleme bei den Aufnahmen mit den Sava-Jungs an, die über ganz Amerika verstreut leben. So unterstützen Jon auf seinem Album die ehemaligen Circle II Circle-Jungs Christopher Kinder (Drums), John Zahner (Keys), Kevon Rothney (Bass) und Matt Laporte (Gitarre). Da auf der zweiten Scheibe auch Material zu finden ist, das eigentlich für Savatage gedacht war, muss man wohl von einem endgültigen Ende der Band ausgehen.
2006 lässt Jon Oliva verlauten, dass sich Savatage nach einer Abschiedstour im Jahr 2007 zum 25-jährigen Bandjubiläum auflösen möchten, da sie Zeit für ihre zahlreichen Nebenprojekte benötigen und vor allem TSO einfach immer größer und gefragter werden. Zu der Abschiedstour kommt es erst gar nicht mehr, denn Mitte Dezember 2007 kündigt Jon ganz offiziell das Ende von Savatage an und schließt Reunions und ähnliches aus.
Die Tatsache, dass im März 2010 schließlich über earMUSIC ein Album namens "Still The Orchestra Plays - Greatest Hits Vol. 1 & 2" erscheint, das auch noch drei neue, bislang unveröffentlichte Akustikaufnahmen beinhaltet, hat schon einen leicht faden Beigeschmack. Nach und nach wird über das Label der komplette Backingkatalog von Savatage neu aufgelegt. Die Scheiben werden dabei frisch gemastert und mit Audiokommentaren und diversen Extras versehen.
Entgegen der Äußerungen Olivas, dass es keine Reunion geben werde, kommt es dann beim Wacken Open Air 2015 doch zu einem Gig auf der Black Stage, dem ein Auftritt des Trans Siberian Orchestras auf der True Metal Stage folgt. 2023 äußert er sich zudem in einem Interview, dass die Arbeiten an einem finalen Savatage-Album mmit dem Namen "Curtain Call" im Gange sind. Der ursprünglich geplante Release 2024 fällt jedoch flach: "Ich bin auf einem nassen Marmorboden ausgerutscht und habe mir den siebten Wirbel gebrochen. Das ist sehr schmerzhaft. Ich habe im Moment wirklich starke Schmerzen. Ich muss vier Monate lang so eine Art Stützweste tragen."
Noch keine Kommentare