laut.de-Kritik
Nabelschau von AC/DC bis Black Sabbath.
Review von Yan VogelDiesen Output umweht auf allen Ebenen der zart-harte Hauch der Geschichte. Saxon gehören selbst zu den Legenden, die etliche Bands inspiriert haben. Doch auch die NWOBHM-Vorreiter haben einmal klein angefangen. Nach dem 40-jährigen Jubiläum ist es nochmals an der Zeit, die Karriere Revue passieren zu lassen. Doch diesmal sind es die Karrieren anderer Künstler, denen Saxon Tribut zollen.
Was in den Sechzigern und Siebzigern Rang und Namen hatte, tummelt sich auf dieser Platte. Das Artwork ist in Form eines Wimmelbildes gestaltet und lädt ein, den großen Namen nachzuspüren, auf deren Schultern es sich Saxon breit gemacht haben. Wer die Songs auf der Trackliste nicht im Schlaf mitpfeifen kann, hat in seinem ganzen Leben nur die Juice oder die Bravo gelesen.
Ähnlich wie bei den hier honorierten Werken der großen Idole haben die Aufnahmen in einem alten Herrschaftshaus stattgefunden. Damit die alten Herren auch wirklich ihren faltigen Hintern zur Arbeit wuchten, hat die Band eine Destination in Yorkshire gemietet.
Der Dauerregen ließ, so Sänger Biff Byford, den Musikern keine andere Wahl, als Musik zu machen. Brockfield Hall nennt sich das Gemäuer, dem bereits Generationen von Bewohnern ihren Stempel aufgedrückt haben. Nun lassen Saxon die Wände wackeln.
Bei der Auswahl der Songs setzte jedes Bandmitglied eigene Schwerpunkte. "The Rocker" von Thin Lizzy zeigt ähnlich wie Motörheads "Bomber" das raue Straßenköter-Antlitz, das Saxon immer schon besessen haben. Die "Bomber"-Tour stellte zudem die ersten Support-Shows für Biff und Co. in England dar, weswegen die Reminiszenz an diese Feuertaufe in Form des energetischen Tracks nicht fehlen darf.
AC/DCs "Problem Child" steht Pate für die massiven Midtempo-Songs wie "Wheels Of Steel". "Evil Woman" von Black Sabbath hingegen ist für Nigel Glockners Schlagzeugsspiel emminent wichtig gewesen. Mit "See My Friends" spielt das Quintett auch ein Stück von The Kings, in seiner etwas melancholischen Anlage der ideale Closer.
Wenig überraschend landet auch Gitarren-Derwisch Jimi Hendrix auf der Platte. "Stone Free" besticht durch ein markantes Riff und die eruptiven Soli, wichtige Trademarks, die auch das Spiel von Paul Quinn auszeichnen.
Die Stones als Opener ziehen mit ihrem mysteriösen "Paint It Black" den Hörer in das Album hinein. Das Stück lehrt heutzutage keinen mehr das Gruseln. Für den damals siebenjährigen Doug Scarratt war "Paint It Black" jedoch eine Offenbarung in Sachen schwarzer Musizierkunst.
Das AOR-lastige Toto-Cover "Hold The Line" sowie die schmissige Version des Fab Four-Klassikers "Paperback Writer" geben Zeugnis für die Einflüsse hinsichtlich der Melodiegestaltung. Hier zeigen die Metaller, dass sie sich auf mehrstimmige Gesangsarrangements verstehen.
Die Aufnahmen erledigt die Band innerhalb von schlappen zwölf Tagen. Trotz des Bekanntheitsgrades der Titelauswahl verstehen es die Metal-Granden, die Songs mit ihrem Stil und Stempel zu versehen und durch den hauseigenen Metal-Reißwolf zu drehen.
Biff singt äußerst variantenreich und wackelt selbst in Regionen eines Ian Gillan (Deep Purple) oder Robert Plant (Led Zeppelin) in keinster Weise. Die Briten beweisen, dass Rock und Metal entgegen vieler Unkenrufe keine musikalische Ruine beziehen, sondern sich auf eine lebendige Vergangenheit berufen.
3 Kommentare mit einer Antwort
Warum es am Ende doch "nur" drei Sterne wurden, dass lässt die Rezension allerdings offen und somit den Leser ratlos zurück.
...wobei 3/5 aus meiner Sicht für das Album genau passt, nur eben nicht zum Text.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
kann man sich nett mal im Stream geben, aber kaufen?
eher langweilig.
So eine Coverband gibt es jeder größerern Stadt. Zwei Sterne weils gut gemacht ist.