laut.de-Kritik
Dubstep-Meisterwerk voll dunkler Intensität.
Review von Daniel StraubGerade mal drei Monate ist das laufende Jahr alt. So ist die Liste der 2010 bereits erschienenen Veröffentlichungen des britischen Produzenten Scuba schier unglaublich lang. Gleich zu Jahresbeginn mixt er für das Online-Magazin Resident Advisor einen Podcast. Wenig später erscheint auf dem Berliner Label Ostgut Ton ein weiterer Mix von Scuba. Er trägt den Titel "Sub:Stance" und zeigt eindrücklich, warum der Brite einer der besten Dubstep-DJs ist.
Mit seinem zweiten Album "Triangulation" veröffentlicht er jetzt ein Meisterwerk voll dunkler Intensität und gibt eine Kostprobe davon, wie sich elektronische Musik aus ihrem strengen Korsett befreien könnte. Die fluffigen Breakbeats von "Descent" eröffnen das Album. In seinem gesetzten Tempo und dem leicht fließenden Groove fühlt man sich im ersten Moment beinahe an die Wiener Dopebeat-Schule der 90er Jahre erinnert.
Der erste Flächensound in Moll zerstört diesen Eindruck nachhaltig. Die dunkle Schönheit der Sounds und Stimmungen baut Scuba in den folgenden elf Tracks zum Markenzeichen von "Triangulation" aus. Mit dem post-apokalyptischen Flair seiner Tracks führt der Engländer eine Entwicklung fort, die in den 90er Jahren Detroit-Produzenten wie The Martian, Jeff Mills und Octave One maßgeblich geprägt haben.
Auch sie arbeiteten mit dem Stilmittel der Reduktion und ausgefeilten Sounds an Stücken, die den vielfach beschworenen Anspruch elektronischer Musik einlösen, dem Hier und Jetzt einen Schritt voraus zu sein. Doch während die Detroit-Produzenten vielfach das Weltall als Fluchtpunkt aus der sie umgebenden urbanen Tristesse wählten, fühlt sich Scuba in dunklen Großstadtlandschaften hörbar wohl. Seine Musik imaginiert keine außerirdischen Welten, sondern steht mit beiden Beinen fest auf den Schuttbergen verfallender Städte.
Für die hedonistischen Rituale im Club eignen sich die Scuba-Tracks nur bedingt. Zwar sucht er ein ums andere Mal den Brückenschlag in Richtung House und packt mit "On Deck" eine sehr gut tanzbare Nummer auf "Triangulation". Doch auch sie kann sich nicht ganz von den dunklen Geistern frei machen, die durch das Album ziehen. In diesem starken Gegenwartsbezug liegt die hohe Relevanz des Produzenten Scuba begründet. Er liefert nicht den x-ten Track für die x-te Peak-Time der x-ten Party. In seinen Stücken reflektiert er die Entwicklung, die elektronische Musik in den letzten 15 Jahren genommen hat und schließt sie an das Jetzt an.
Zu welch schönen Momenten gerade der desillusionierte Blick führen kann, zeigen die beiden Tracks "Before" und "Tracers" in der Mitte von "Triangulation". Als Duo funktionieren sie nach dem Prinzip der Kontraktion und Relaxation. Im größeren Maßstab findet sich dieses Schema im gesamten Album wieder. Die sich daraus ableitende Spannung macht die Qualität von "Triangulation" aus.
Scuba bringt die Freude an neuen Klängen, unerwarteten Konstellationen und intensiven Gefühlen zurück in die elektronische Musik. Vielleicht ist er der neue Heilsbringer, den das Genre so dringend braucht.
16 Kommentare
Neues Scuba-Werk? MUST HAVE!
mhh, Sub:stance meine ich hat mich nicht so weggehauen, aber ich muss gestehen, davor kannte ich nur burial aus dem dubstep bereich. naja, ich muss hier wirklich mal reinhören.
Kode9 Spaceape, Boxcutter, Synkro, Plastician/Plastic Man, Chase Status und The Bug kann Ich dir auch noch uneingeschränkt empfehlen. Burial ist schon mal ne erstklassige Wahl!
Vex'd hat schon nen paar gute Sachen die in den d'n'b abdriften. Aber Dubstep ist halt eh was gechillter. Aber dass Cookiemonsta und Scuba im gleichen Genre sind, ist schon seltsam ^^. Am liebsten hör ich Dubstep 2 Stunden lang bevor der d'n'b losgeht
sehr sehr groß!
immernoch: groß!