laut.de-Kritik
Betroffenheitsrock für Erwachsene.
Review von Mathias MöllerSeven Mary Three ist eine dieser amerikanischen Bands, die es trotz langjähriger harter Arbeit nie so richtig über den Teich geschafft haben. Wer wissen möchte, warum das so ist, der sollte sich ihr neues Werk "Dis/Location" anhören. Es gibt Musik, die funktioniert in den USA, aber nicht in Europa, ohne dass es eine eindeutige Erklärung dafür gäbe. Dabei fängt es so schön an. Der Opener "Settle Up" rockt hart wie die Wüste, mit pumpender Bassdrum und derbe motorisierten Gitarren.
Danach eine lahme Ballade wie "Without You Feels" zu stellen, schreckt schon mal gehörig ab. Seven Mary Three rutschen in Rekordzeit auf Creed-Niveau ab. Aber mit einer Band wie Creed kann man sie vielleicht am ehesten vergleichen. So langweilig wie, sagen wir mal, Nebraska (Omaha jetzt mal ausgenommen), und doch so bodenständig und originär amerikanisch, dass sie sich wahrscheinlich genau dort zum Megaseller entwickeln.
Das sind sie: eine All-American-Band. Hart arbeitend, aber nicht wirklich hart rockend. Immer da aufhörend, wo es gerade spannend werden könnte. So entstehen Songs mit schönen Melodien wie "Oceans Of Envy", die leider so süß und so belanglos bleiben, dass es fast Verschwendung ist. Kurz keimt bei "Bark No Bite" noch mal Hoffnung auf. Ja, das klingt dreckig und gefährlich. Doch der Refrain zerrt wieder am Gähnreiz.
Es würde ja nicht weiter zählen, wenn sie auch sonst nichts drauf hätten, aber die vier aus Virginia beherrschen Instrumente und Stimme durchaus. Dennoch lassen sie es nicht raus. Geben nicht alles. Weil sie nicht wissen wie oder es nicht wollen? Und so langweilen sie sich durch die Platte mit mal mehr Ballade, mal weniger Bluesrock. Betroffenheitsrock für Erwachsene, die auf ihrer Dinnerparty mal die Rocksau rauslassen wollen.
Schade nur, dass am Ende mit "Subway Tunnel Microphones" noch mal ein richtiger Rocker steht. Denn sonst hätte man getrost weiterschlafen können. Und auf die Schnapsidee, die Lyrics nur im Enhanced CD-Teil zu verewigen, was gleichzeitiges Anhören und Nachlesen unmöglich macht, kann auch nur ein absoluter Vollprofi gekommen sein.
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