laut.de-Kritik
Leftside-Hip Hop vom Danger Mouse-Label.
Review von Alexander EngelenDas englische Label Lex Records hat Sinn für Style. Das beweisen nicht nur ihre außergewöhnlichen Cover-Artworks für Künstler wie Boom Bip, Prince Po, Subtle, Dangerdoom, Jemini und viele mehr. Auch was musikalisch das Hause Lex verlässt gleicht nicht den herkömmlichen Produkten des Rests und schlägt diese meist spielend in Sachen Qualität. Weil dessen stärkstes Zugpferd DJ Danger Mouse es sich mittlerweile mit Gnarls Barkley in den Top 5-Höhen der weltweiten Charts gemütlich gemacht hat, schickt Lex Records nun einen ähnlichen Charakter in den Ring: Jneiro Jarel mit seinem Quasi-Alter Ego-Kollektiv Shape Of Broad Minds.
Der hat sich bereits vor zwei Jahren mit seinem Debüt "Three Piece Puzzle" in die Herzen der Leftside-Hip Hop-Fans gedudelt. All jenen, die ihre Öhrchen auch der Rap-Musik öffnen, die jenseits von Bling Bling-Geplänkel und MTViva-Sympathie boombapt. Und auch Shape Of Broad Minds wildert in dem gleichen Jagdgebiet auf abgefahrene Samples, sphärische Klänge und etwas verschrobenen Drumsounds. "Ya'll need to put on your wetsuits. Cause we're about to make you dive up in this right here!" Alle bereit für diesen Tauchgang?
Schon "Light Years Away" leitet in beengend-anstrengender Def Jux-Manier in das 66-minütige Werk ein. An dieser Mischung aus repetitivem Drumloop und flehendem Frauenchor hätte sicher auch Aesop Rock seine wahre Freude gefunden. Auf das folgende "Let's Go" hingegen passt kein anderer Gast als Indieheld MF Doom. Mit seinem herrlich lapidaren Nuschelorgan zerpflückt er die mehrschichtigen Gameshow-Keys in gewohnter Gleichgültigkeit.
In dieser Ecke fühlt sich Jneiro Jarel mitsamt Mannschaft auch sichtlich wohl. Wer an unperfekter Perfektion eines Madlibs Freude findet, nickt auch bei Jneiros Beat-Alias Dr. Who Dat? mit dem Köpfchen. Dafür gibts Vinyl-Knistern auf herrlichen MPC-Instrumentals inklusive. Der Doktor kann jedoch auch deftiger in die Tasten hauen.
Auf "Beast From Da East" etwa preschen die Orchester-Synthies so nach vorne, dass man sich eigentlich einen etwas energetischeren Rapper als Jneiro selbst gewünscht hätte. "Lullabanger" hingegen braucht auf warmen Bässen und leichtem Glockenläuten nichts anderes als eine schräge Dudley Perkins-Adaption und Jneiros Erzählreime.
Doch sind wir ehrlich, diese Art von Musik lebt weder von tiefgründigen, noch von alles zerstörenden Raps. Was die Truppe hier musikalisch bietet, hat - auf solch einem Album - mehr Gewicht als eine dreckige Punchline oder ein Mörderflow. Auf diese Weise kann der Longplayer dann auch ohne Beanstandung mit einem Möchtegern-80er Balladenstück enden, dessen schräger Gesang sich schwer an der Schmerzgrenze bewegt. Die Frage, wie Hip Hop das nun ist, sollte sich hier niemand stellen (müssen).
1 Kommentar
Gefällt mir ausserordentlich gut die Scheibe!
[...] Das Duo Jarel und Taylor liefert mit „Craft of the lost art“ in Zeiten von Mainstream-Rap und sturen Real-Keepern einen Longplayer ab, der frei von selbst auferlegten Grenzen und rückwärtsgerichteten Verboten verbohrter in der Vergangenheit schwelgender Gralshüter ist. [...]
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