laut.de-Kritik
Hier kommt zusammen, was nicht zusammen gehört.
Review von Ulf Kubanke"Geiler Krach! Total komplex! Sehr eingängig!" Das sind zusammen genommen drei Gegensätze, die in der Musik normalerweise nie und nimmer zusammen gehen. Doch der fette Brandbeschleuniger Metal macht "One One One" von den Shining aus Norwegen (nicht zu verwechseln mit der schwedischen Band gleichen Namens) zur fiesen Freestyle-Platte, die das Zeug zum echten Genrehit hat.
Dieses Album sollte Freejazzfans mit Black Metal-Freunden und Ministry-Jüngern an ein und denselben Tisch zu bringen. Besonders Hörern mit weit verbreiteter "Freejazz? No Way!"-Phobie sollten ein Ohr auf die neun Lieder werfen. Auf neun ganz harte Knüppel mit wuchtigen Hooks und Melodie, garniert mit Geschredder und Geschrei von Mensch und der ebenso zerquälten wie entfesselten Kreatur Saxofon. Ihsahn-Anhänger, bitte zugreifen!
Das klingt, als hätte man John Zorn/Mike Patton bei ihren gemeinsamen Ausbrüchen mit dem Spirit von Al Jourgensens "Jesus Built My Hot Rod" Gitarrenwänden gepaart, um diesen schrecklich schönen Bastard zu zeugen. Sobald die Wahnsinnigen das Pedal durchtreten, steht kommerziell ausgerichteter Sympho-Black Metal à la Dimmu Borgir wie halbgare Dimmu Burger aus der Hartwurst-Pommesbude da. Bezeichnenderweise lautet das augenzwinkernde Motto von Shining seit der ebenso betitelten CD: "In The Kingdom Of Kitsch You Will Be A Monster!" Oh ja, und was für eins!
Der sehr bizarr zwischen Rockmelodie und Fleischwolf pendelnde Opener "I Won't Forget" ist in Skandinavien bereits ein echter Radiohit samt Airplay, TV-Auftritten und allem drum und dran. den Rockstampfer "The One Inside" seziert Bandboss Munkeby berserkernd mit seinem Saxofon gewordenen Skalpell. Das erinnert an Steven Mackay vom Stooges-Kleinod "Fun House".
Mein Lieblingssong ist der Schlachthaustrack "How Your Story Ends". Nach einem nahezu kuscheligen Bluessolo splattern die anderen Instrumente das Sax komplett weg und lassen es hernach quietschend im eigenen Blute aus Black Metal und Hardcore ersaufen.
Nach dem ersten Durchlauf kann man sich kaum vorstellen, dass diese erbarmungslosen Höllenboten tatsächlich als Akustikjazztruppe begannen. Kompliment für diese im besten Sinne vollkommen durchgeknallte Platte.
6 Kommentare
Absolut fantastische Band. Wusste gar nicht, dass die ein neues Album rausbringen. Werd' ich mir direkt mal zulegen.
Was is eigentlich mit Meister Edele los? Wird er nur noch Thrash rezensieren?
Bei "Blackjazz" hat's mir die tinnitusinduzierende Produktion immer vermiest. Der neue Silberling beweist freundlicherweise, dass unhörbare Musik auch hörbar produziert werden kann.
@catweazel (« Was is eigentlich mit Meister Edele los? Wird er nur noch Thrash rezensieren? »):
Keine Zeit mehr, hab gehört Purify starten gerade voll durch in Guatemala oder so.
Neuguinea!!!
@eddy (« Neuguinea!!! »):
Hoffe mal, dass es auch dort Backstage den Alk for free gibt!