laut.de-Kritik

Erwachsener, aber nicht emotionsloser.

Review von

"If you fall hard than I fall harder" - Adam Olenius klingt noch immer verzweifelt und bringt die altbekannte Melancholie in seiner Stimme mit. Doch wer auch immer gemeint ist, am Album der Shout Out Louds kann die schlechte Stimmung nicht liegen. Denn ihr "Work" haben die fünf Schweden bereits zum dritten Mal ordentlich erledigt.

Anders sollte "Work" wohl werden – die Shout Out Louds verabschiedeten sich von ihren heimatlichen Produzenten und arbeiteten am Nachfolger von "Our Ill Wills" zusammen mit Phil Ek (The Shins, Band Of Horses, Fleet Foxes). Es mag an ihm liegen, dass die Band ihrem "Loud" im Namen nicht ganz gerecht wird. Stattdessen entdeckt man eine Reife, die sich auf das gesamte Album auswirkt. Erwachsener ertönen die Songs, emotionsloser deswegen aber noch lange nicht.

Olenius lässt uns teilhaben an seiner Melancholie und Verzweiflung. Nun fleht er nicht mehr "Please Please Please", sondern stellt in leicht leidendem Sopran fest: "The Candle Burned Out". Trotz der Ruhe, die seine Stimme ausstrahlt, verliert der leise Song nichts an Spannung und Tempo. Das Schlagzeug zieht durchgehend und die Gitarren setzen im richtigen Moment zu schnelleren Geschwindigkeiten an. Ein interessantes Wechselspiel zwischen Gitarre und Streicher bietet "Play The Game". Adam läuft hier emotional wieder einmal zu Hochform auf: "My friends, they don't talk to me anymore. They don't call me anymore since I left the shore. So I drink again."

Sehr an die Sixties erinnern Songs wie das von Keyboard eingeleitete "1999" oder "Throwing Stones". Die Shout Out Louds setzen auf eingängige Melodien und das altbewährte Zusammenspiel von Gitarren und Schlagzeug. Das klingt weniger innovativ als noch beispielsweise ein "100°" des Debüts, aber noch immer verbirgt sich auf "Work" durchdachter und geistreicher Gitarrenpop.

Die Singleauskopplung "Walls" schließt daran nahtlos an. Der Track beginnt mit marschähnlichem Getrommel, zu dem Adam ungewohnt abgehackte Töne von sich gibt. Das Keyboard setzt klimpernd ein und nach und nach fahren die Shout Out Louds ihr gesamtes Klangspektrum auf.

Unterstützung erhält der Fronter unter anderem bei "Too Late Too Slow" durch das einzige weibliche Mitglied Bebban Stenborg. Doch auch "Work" ist eigentlich eine Arbeit des Herrn Olenius: bei allen Songs stehen er und seine schmachtenden Vocals im Mittelpunkt. Jedoch ist Verlass auf seine Mitstreiter, die im Hintergrund gekonnt die Fäden ziehen bzw. Saiten zupfen. Auch wenn die Schweden in der äußerst gelungenen Single "Fall Hard" texten "And I know it's not forever": Das musikalische Ende ist hoffentlich noch in weiter Ferne.

Trackliste

  1. 1. 1999
  2. 2. Fall Hard
  3. 3. Play The Game
  4. 4. Walls
  5. 5. The Candle Burned Out
  6. 6. Throwing Stones
  7. 7. Four By Four
  8. 8. Paper Moon
  9. 9. Show Me Something New
  10. 10. Too Late, Too Slow

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