laut.de-Kritik
Die Detroiter meistern den Balance-Akt zwischen makellosen Beats und Überproduktion.
Review von Martina SchmidHat Hip Hop dich enttäuscht? Nicht halten können, was er noch Mitte der 90er versprochen hat? Ist für dich nach der Auflösung von A Tribe Called Quest eine kleine Welt unter gegangen? Hast du Platten von The Pharcyde, The Roots, Camp Lo oder auch Jurassic 5 im Regal stehen? Wenn du all diese Fragen mit Ja beantworten kannst, brauchst du gar nicht weiter zu lesen, sondern marschierst am besten straight zum nächsten Plattendealer deines Vertrauens und fragst nach diesem Album.
Denn die Detroiter Formation Slum Village steht in direkter Tradition oben genannter Acts. Was nicht weiter verwundert, wenn man bedenkt, dass Jay Dee als Produzent des Erstlings "Fantastic Volume 2" in Erscheinung trat, und auch zu "Trinity" einige Tracks beisteuerte. Das Ergebnis sind erwartungsgemäß hochwertige, schlichte Beats mit den ATCQ typischen Claps und ungeraden Lines. Auch Hi-Tek, der mit Talib Kwelis "Reflection Eternal" und seinem Solo-Album im vergangenen Jahr als innovativer Producer von sich Hören machte, gibt sich die Ehre und versieht "Slumber" mit seiner unverkennbaren Handschrift.
Eines der Highlights stellt "What is This", das mit einem Sample aus Herberts schön genialem "Bodily Functions" Album überrascht und punktet. "Get Live" bedient sich seinerseits an Timbaland und Magoos "All Y'all", was beides ganz anschaulich verdeutlicht, dass man im Hip Hop mittlerweile in sehr kurzen Abständen abkupfert, bzw. relativ neue Alben schon als Sample-Quellen heran zieht. Wenn, wie in diesem Fall, was Neues bei rum kommt, ist da ja auch nix gegen einzuwenden.
Die Lyrics von T3, Baatin und Elzhi bewegen sich zumindest meistens fernab von Gangsta, Hoes & Cash Klischees, und verschonen den geneigten Hörer dankbarer Weise auch mit Wisdom Predigten. Sie meistern den Balance-Akt zwischen makellosen Beats und Überproduktion genau so bravourös wie den zwischen Credibility und "wir sind real und ihr nicht" Lächerlichkeiten.
Nicht die "gegenwartsbestimmende Zukunft des Hip Hop", wie in der Labelinfo zu lesen ist, sondern die zukunftsweisende Gegenwart des Hip Hop, der seinen Ursprung und seine Vorreiter kennt. Ganz gemäß dem Subtitel "Past, Present and Future". Die Fußstapfen von Q-Tip und Co. füllen sie jedenfalls souverän. Tight.
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