laut.de-Kritik
Femme Metal zwischen Kitsch und Kunst.
Review von Yan TemminghoffNach dem Underground-Erfolg des Debüts "Times Of Obscene Evil And Wild Daring" legen Smoulder mit "Violent Creed Of Vengeance" einen geschmackvollen Nachfolger auf das Szene-Parkett. Das mittlerweile nach Finnland umgesiedelte Quintett aus Kanada um Frontfrau Sarah Ann Kitteringham pflegt weiterhin die Tradition Trve Metallischer-Spielarten und verbindet gekonnt Kitsch und Kunst.
"Spellforger" greift sowohl die speedige Tradition deutscher Prägung von Helloween als auch die theatralische Ader von Queensryche auf, wie sie Geoff Tate auf "Operation: Mindcrime" zur Perfektion mit der Welt geteilt hat. Der Closer "Dragonslayer's Doom" startet als gemächlicher Galopper und erinnert an Dios "Holy Diver", nur mit angezogener Handbremse. Der Tracktitel verrät direkt seine Traditionslinie, die von den Totenglocken von Black Sabbath über Candlemass bis hin zu Sorcerer reicht.
Die Fülle an Details zeigt, dass der Drachentöter eine feine Klinge führt. Insbesondere Bass und Lead-Gitarren umgarnen sich klassisch kontrapunktisch, als ob Johann Sebastian Bach zur E-Gitarre gegriffen und gemeinsam mit Iron Maiden-KlampferAdrian Smith die Bühne gestürmt hätte.
Sympathisch die dezenten Temposchwankungen, die in Zeiten durchgestylter Produktionen nicht selbstverständlich klingen. Die klassische Vinyl-Spielzeit hebt die Old School-Attitüde zusätzlich hervor.
Der Opener und Titeltrack erweckt Fates Warnings "Guardian" im Ohr des Hörers zum Leben. Sarah Ann Kitteringham singt mit einer vergleichbaren Inbrunst wie John Arch, und dies sowohl technisch ausgefeilt als auch mit der nötigen Dramatik und Emotionalität.
Die flirrend-majestätischen Leads und das manische Drumming verleihen "The Talisman And The Blade" eine Rastlosigkeit, wie sie die jungen André Olbrich und Thomen Stauch auf " Far Beyond" zum Besten gegeben haben. "Midnight In The Mirror World" lehrt die Hobbits das Fürchten und lädt mit dezenter Gruselatmo im Mercyful Fate-Style zur Mitternachtsparty. Fantasy Autor Michael Moorcock leitet "Victims Of Fate" mit einer Spoken Word-Sequenz ein, was den Anspruch der Gruppe perfekt abrundet.
Smoulder verbinden handelsüblichen Metal-Sprech von Sagen, Mythen und Fantasie mit durchaus zeitgemäßen feministischen Positionen, was die Aussagekraft von Kitteringhams Vortrag unterstreicht und sie als Antithese von gut geölten Männerfantasien á la Manowar unterscheidet. Tollkühn schwingt sich die Fronterin zur Herrin der Ringe auf und zeigt manch Met-trunkenem Nordmann, wo Thors Hammer hängt.
Das ist Trve Metal, der bei aller Vergangenheits-Verehrung eine Zukunft hat. Die Femme Metal liefert obendrein ein Top Performance ab und ergänzt ihre männlichen Bandkollegen, die Bierbauch und Schnauzbart zur Schau tragen, hervorragend.
Die Produktion legt Wert auf Wucht und Tiefenschärfe in der Tradition von Savatages Meisterwerken "Power Of The Night" und "Hall Of The Mountain King". Spielerisch ansprechend umgesetzt legt das Quintett mehr Wert auf Ausdruck als auf Perfektion. Der jüngst auf dem Keep It True-Festival absolvierte Auftritt festigt das Standing der Truppe in der Szene. Auf das der Rückenwind künftig zu einem Sturm anschwillt; Smoulder haben Zukunft.
3 Kommentare
Irgendwie hat mir hier noch das Besondere gefehlt. Das Blood Star-Debüt ist besser.
Ich persönlich finde das Debüt noch(?) besser, ein starkes Album nichtsdestotrotz!
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