laut.de-Kritik

"Arcade Fire haben uns klar gemacht, dass wir noch mehr geben müssen." Hätte fast geklappt.

Review von

"Ihr bis dato bestes Album", vermelden die Albuminfos vielversprechend. Und tatsächlich zeigen sich Snow Patrol deutlich verspielter auf "Fallen Empires". Die Platte bewegt sich stetig fort von Radiorockgedüdel und bietet immer mehr Stadionsongs im Sinne von U2 und Coldplay. Schon im Opener gibts einen riesengroßen Brocken Bono zu schlucken. Es dauert genau dreieinhalb Minuten, bis der L.A. Inner City Mass Gospel Choir in "I'll Never Let Go" zum Einsatz kommt - und der Weltenretter applaudiert mit glänzenden Augen.

Ihr neues Album steht wahrlich unter einem seltsamen Stern. Ein Satz sticht besonders ins Auge: "'The Suburbs', das letzte Album von Arcade Fire, hat uns klar gemacht, dass wir einfach noch mehr geben müssen", so Bandkopf Gary Lightbody. Arcade Fire als Arschtritt? "Wir fassten sofort den Entschluss, ein Album zu machen, das ganz anders ist als die Vorgänger." Sein Wort in Gottes Ohr!

Snow Patrol zeigen einen verstärkten Hang zu elektronischen Klängen. "The Symphony" dürften Bombay Bicycle Club-Jünger feiern, an "The Weight Of Love" hätte auch der ein oder andere Friendly Fires-Fan seine Freude, genau wie am Titelstück. "Fallen Empires" ist überhaupt das deutliche Highlight der Platte - dynamisch und schleichend.

Ab und an darf noch die aus "When I'm Alone" bekannte Lissie kratzige Backingvocals beisteuern und harmoniert schön mit Lightbodys Stimme. Denn auch sein Gesang hat ein kleines Remake erfahren. Sonst eher harmlos und ungefährlich, singt er nun um einiges kehliger und verpasst den Melodien einige angenehme Kanten. Neben Gospelchor und Folkdame greift auch Queens Of The Stone Age-Gitarrist Troy Van Leeuween hier und da Klampfer Nathan Connolly unter die Arme und steuert die ein oder andere Songidee bei. Vielleicht klingen sie deswegen reifer, die ach so neuen Snow Patrol.

Die Entwicklung hin zum synthiegetragenen Großraumpoprock tut der dem britischen Quintett schon recht gut, umso bedauerlicher, dass es an letzter Konsequenz fehlt, um eine waschechte Kehrtwende zu markieren. Mit "ganz anders" meint Herr Lichtkörper es unter dem Strich ein bisschen zu gut mit sich und seinen Jungs. Zu oft bahnen sich altbekannte Poprock-Balladenstrukturen ihren Weg auf die Platte ("Lifening", "The President"). Dennoch ist "Fallen Empires" vielleicht ein kleines Stückchen Snow Patrol 2.0 - nur bräuchten sie den Mut, es überzeugter durchzuziehen.

Trackliste

  1. 1. I'll Never Let Go
  2. 2. Called Out In The Dark
  3. 3. The Weight Of Love
  4. 4. This Isn't Everything You Are
  5. 5. The Garden Rules
  6. 6. Fallen Empires
  7. 7. Berlin
  8. 8. Lifening
  9. 9. New York
  10. 10. In The End
  11. 11. Those Distant Bells
  12. 12. The Symphony
  13. 13. The President
  14. 14. Broken Bottles Form A Star (Prelude)

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Snow Patrol – Fallen Empires €5,95 €3,00 €8,94
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Snow Patrol – Fallen Empires (Limited Deluxe Edition) €29,90 Frei €32,90

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Snow Patrol

Die Geschichte der Glasgower Indietruppe beginnt 1994 im nordirischen Belfast, obwohl sich Sänger und Gitarrist Gary Lightbody und Basser Mark McClelland …

12 Kommentare