Porträt

laut.de-Biographie

Sound Survivors

So richtig greifen lassen sich die Sound Survivors nicht. Sie leben überall auf der Welt verstreut, stammen aus den verschiedensten Nationen, und kommen trotzdem seit 2006 regelmäßig zusammen ins Studio. Die Musik steht ganz unter dem Banner der 90er-Boom Bap-Generation rund um Ikonen wie Wu-Tang Clan, Gang Starr oder Mobb Deep. In Interviews fallen aber auch immer wieder Textzeilen von Blumentopf.

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Im Kern kreist der "lose Zusammenschluss, der seine Energie und Vielseitigkeit aus der Flexibilität zieht", um das Sound-Mastermind Tom Select. Er leitet das eigene Label und lässt so etwas wie den Leitwolf heraushängen, gibt den Papa Schlumpf oder den Joe der Daltons. Hinzu gesellen sich als dauerhafte rappende Wegbegleiter Fantomas aus Deutschland, Marabou aus Niger und Kalmann MC aus Ungarn. Cuts und Scratches schießt DJ 2 Fast aus Frankreich hinzu.

Der Name leitet sich von den als Klassiker betitelte "Soul Survivor"-Projekten von Altmeister Pete Rock ab. So klingen auch die Beats, die zu großen Teilen analog entstehen. "Teilweise sind die Beats sogar 'live' mit MPC und Turntables eingespielt statt über den Sequenzer, sprich: Der DJ hat, ganz nach alter Schule, mit zwei Platten den Beat eingespielt, und die MCs haben gleichzeitig ihre Parts aufgenommen, Block-Party-Style, eben", erklärt Agent Alpha, der auf dem ersten Mixtape "Just Loop It" zu Wort kommt.

"Auch die Drumsets sind meist Samples oder sogar direkt mit dem Plattenspieler gemacht, wir haben nicht ein einziges Mal einen Synthie oder PC für die Produktion benutzt", ergänzt Tom Select gegenüber dem MK Zwo Mag.

2007 entsteht das erste Mixtape "Just Loop It", gefolgt vom Debüt-Silberling und eigenem Genre-Entwurf "Boom Bap Blues". Die Doppel-CD umfasst 24 Titel, ganz im Klang-Stil alter Wu-Geschichten und mit einer gewissen sozial-politischen Blumentopf-Analogie, "rough, rugged and raw".

Gangster-Rap durchpflügt Deutschlands Hip Hop-Landschaft. Das missfällt den Sound Survivors. Sie versuchen, in der Tradition der New Yorker Schule wahre Rap-Lyrics mit Inhalt und Biss in das neue Jahrtausend zu retten. Einfach ein wenig gegen "die von Politik und Hochfinanz proklamierte Leitkultur" steuern. Oder, wie Marabou es ausdrückt: "Getreu der Blumentopf-Zeile 'Wer disst die Eintagsfliegen nicht mehr, sondern schweigt sie tot'. Wir machen unser Ding, die anderen machen ihres."

Ihrem Debütalbum folgen drei EPs ("Tree Of Life", "Working Class Heros", "P.E.A.C.E."), die lediglich als Vinyl oder als Download zur Verfügung stehen. "Wir haben seit über zehn Jahren ein eigenes Label am Start und veröffentlichen daher wirklich komplett in Eigenregie", erklärt Select.

"Ich bzw. wir alle machen das aus Liebe zur Musik, aus Idealismus und weil wir einfach müssen. Unsere Musik liegt eben nicht im Trend, sondern ist einfach das, worauf wir gerade Bock haben. Wir sprechen also eine eher kleine Zielgruppe an, nämlich diejenigen, die noch Platten kaufen und sammeln. Das sind halt meist DJs oder Leute aus den früheren Hip Hop-Generationen."

Die Akai Samurai arbeiten ab Sommer Zwanzigelf an neuem Material für ihr zweites Album "Feelthisundastood". Staubtrockene Drums treffen auf feinste Soul- und Funk-basierte Samples und Independent-Hochkaräter wie Wu-Tangs Masta Killa, Kurupt aus dem Dogg Pound-Umfeld oder Def Squads Keith Murray.

All das kleidet der warme Boom Bap-Mantel aus der Tom Select-Schneiderei: "Eine Grundregel für unsere Songs ist, dass diese gemeinsam im Studio aufgenommen werden. Ansonsten kommt das richtige Feeling gar nicht und vor allem auf der fertigen Aufnahme nicht rüber." Ein Jahr später, im August 2012, steht das zweite Werk in den fein sortierten CD-Läden Europas und Nordamerikas.

Große Absatzzahlen liegen in weiter Ferne. Egal, denn: "Es ist uns weitaus wichtiger, gehört zu werden, als möglichst viel zu verkaufen. Von daher können es die Leute auch wie bei Immortal Technique halten: 'Burn it off the fucking internet and bump it outside!' Unsere Mucke ist nicht von einer Verwertungsgesellschaft geschützt, und wir verkaufen zum Selbstkostenpreis. Das Motto ist und bleibt: 'Spread the word.'"

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