laut.de-Kritik

Britischer Post-Punk, fürs Radio gezähmt.

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Wenn sich wieder eine dieser jungen, britischen Bands aufmacht, den Garage- und Post-Punk gleichermaßen neu zu erfinden, dann schreibt man diesem Unterfangen meist reflexartig größere Aufmerksamkeit zu. In letzter Zeit gab es schließlich einige Projekte, die durchaus gehalten haben, was sie versprachen.

Inspiriert von Bands wie Eagulls oder Palma Violets wollen nun auch Spring King emporschweben. Das gibt Tarek Musa, seines Zeichens Mastermind der Band aus Manchester, ganz unverblümt als Ziel aus. Zumindest in den Zeilen des Songs "Who Are You?": "Kicking, punching my way to the top."

Bisher klappte das ja auch ganz gut: 2012 gründete Schlagzeuger und Sänger Musa die Band, nahm erste, rohe Demos auf. Dann jagte Zane Lowe den Spring King-Song "City" auf seinem neuen Sender Beats 1 als ersten überhaupt über den Äther, und Anfang dieses Jahres folgte schließlich der Major-Deal. Letzterer Fakt zeigt natürlich wenig subtil: Spring King liefern auf ihrem Debüt "Tell Me If You Like To" keinesfalls dreckigen Rotz-Rock in seiner britischen Rohform, sondern eher angeleinte Gitarren, die höchstens hier und da etwas aufdringlich werden, aber niemandem je ans Bein pinkeln.

Etwa in der Art, wie ein Smartphone-Foto durch einen Retro-Filter an historischem Wert gewinnt, so ist "Tell Me If You Like To" Garage-Punk – auch, wenn die Band dies an einigen Ecken mit geschickt arrangierten Effekten suggeriert. Die vier Briten betreiben vielmehr im Schatten oben genannter Garage-Punks Mimikry: Sie bedienen sich bestimmter Muster und Riffs und zähmen diese dann auf Radio-Niveau herunter.

Was zunächst eher verachtenswert klingen mag, hat ohne Zweifel auch gute Seiten. Diese kommen eher dann zum Tragen, wenn Tarek Musa nicht über die Riffs, sondern über die Refrains liefert. "The Summer" macht keinen Hehl daraus, dass es eine Hommage an die Beach Boys darstellt, und drückt sich mit Mitsing-Part samt Massenchor durch die Windungen des Gehörgangs. Die 14 Songs auf "Tell Me If You Like To" wirken zwar oft beliebig, doch das Album bietet weitere lichte Momente.

Das Saxophon-Solo in "Who Are You?" schafft definitiv einen Moment der Überraschung. Gegen Ende bescheren "Heaven" mit einem entspannten Riff und einer Beach-Slide-Gitarre und "Let's Ride" (nur auf der Deluxe-Version enthalten) mit seinem knirschenden, rumpelnden Uptempo-Charakter Augenblicke der Freude. Natürlich kann man den vier Musikern aus Manchester vorwerfen, dass es ihnen an Originalität fehle. Dank der Art, wie Songwriter Tarek Musa sein gefälliges, poppiges Songwriting mit kleinen Überraschungen verknüpft, steht mit "Tell Me If You Like To" dennoch ein passables Debüt – wenngleich es mit Garage und Punk wenig zu tun hat.

Trackliste

  1. 1. City
  2. 2. Detroit
  3. 3. Who Are You?
  4. 4. It's So Dark
  5. 5. Take Me Away
  6. 6. Demons
  7. 7. Rectifier
  8. 8. Tell Me If You Like To
  9. 9. The Summer
  10. 10. Heaven

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