laut.de-Kritik
Produzenten-Yoda Rick Rubin empfiehlt Electro-Funk der 80er.
Review von Sven KabelitzProduzent Rick Rubin wollte insgeheim schon immer wie Yoda sein. Der spleenige Jedi-Meister, der in krummen Sätzen spricht und seine Schüler auf den richtigen Weg führt. Mit dem EDM-Projekt "Star Wars Headspace" kommt er diesem Ziel ein Stück näher. Ganz nach der Weisheit: "Tu es oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen."
Wer fälschlicherweise überarbeitete Versionen des John Williams-Scores erwartet, schaut blöd aus der Wäsche. Stattdessen gibt es hier neue Tracks, deren einzige Verlinkung zu Star Wars Dialoge und Sound-Effekte darstellen. Damit der Bezug nicht flöten geht, fiept uns nun also R2-D2 in fast jedem Track entgegen. Seine Homies, Darth Vader an der Atmenmaske, Chewbacca am Yawlgesang und Laserschwert und X-Wing an den Laserbläsern, komplimentieren die Crew. Gastauftritte von Luke, Leia, Han und Jabba the Hutt stellen sicher, dass man auch nie vergisst, was man hier hört. Das ist zwei Stücke lang ganz lustig, nach fünfzehn Tracks reichlich nervig.
Erst im letzten Moment, wenn alle Samples verstummen, schaffen es Breakbot ein wenig Star Wars-Flair zu erhaschen. Losgelöst vom viel zu engen Korsett des Samplers setzen sie zu Beginn von "Star Tripper" auf einen Sound, der an John Williams erinnert. Im weiteren Verlauf bieten sie ein bisschen Daft Punk, ein bisschen Captain Future, ein bisschen Downtown-Funk und dazu die kompletten Achtziger. "Star Tripper" sticht als niedlich kitschiges "La Boom" unter den "Headspace"-Songs heraus.
In Claude VonStrokes flapsigem "R2 Knows" bringt immerhin Barry Drift in seinem Text, so lustig wie Jar Jar Bink, einen Bezug zu der Materie unter: "Han shot first and Greedo never shot his gun / ... / Luke lost his hand, but a Jedi doesn't need one." Rick Rubin tritt mit "NR-G7" und "Jabba Flow: Rick Rubin Re-Work" gleich zweimal in Erscheinung. Gerade das letztgenannte, auf "Star Wars: Das Erwachen Der Macht" nicht genutzte Stück, zählt zu den besseren Tracks des Samplers. Ein mit A-Trak aufgeputschter Remix, der von J.J. Abrams' und Lin-Manuel Mirandas geschriebener Vorlage nur wenig übrig lässt.
Mit "Bounty Hunters" liefern Röyksopp einen achtminütigen uninspirierten Querschnitt ihrer eigenen Karriere, der in dieser Form zudem eher zum "Tron"-Franchise passt. Bonobo schafft es im gelungenen "Ghomrassen" hingegen, aus den steifen Soundeffekten eine eigene, atmosphärische Welt zu erschaffen, in der selbst der alte Haudegen R2-D2 wie ein Fremder erscheint. Ein Kniff, den Flying Lotus auf dem zugedröhnten und bereits acht Jahre alten "R2 Where R U?", das mit seinen wirr eingedrehten Bleeps, Blips und Wortfetzen als Blaupause für "Star Wars Headspace" durchgeht, bereits perfektionierte.
Sobald man den Blickwinkel auf "Star Wars Headspace" nur ein wenig ändert, verdeutlicht sich das Dilemma noch klarer. An der Musik würde sich weitestgehend nichts verändern, wenn man das "Star Wars"-Logo abkratzt und mit "Star Trek" überklebt. Anstelle von R2-D2 und Darth Vader lassen wir nun ein paar Beamgeräusche, den Kommunikator, den Trikoder und einige fetzige Sprüche auf klingonisch erklingen. Die nächsten Nerds hängen an der Angel. Wenn man schon mal dabei ist, könnte man auf noch über "Doctor Who", "Walking Dead" und "Angry Birds"-Ableger des Albums nachdenken. Dieses Projekt kennt keine Grenzen.
1 Kommentar
Ich hab die Platte gehört und sollte sie ebenfalls rezensieren...ich weigere mich dieses "Machwerk" zu bearbeiten...was auch immer es sein soll, es ist Müll und traurig, dass Rick Rubin sowas nötig hat..