laut.de-Kritik

Blue-Eyed Soulgesang zwischen Pop, Jazz und Weltmusik.

Review von

"Nine Lives" zeichnet sich in erster Linie mit seiner nostalgischen Instrumentierung aus, stilistisch knüpft es lose an die Traffic-Phase an. Elemente aus Jazz und Weltmusik sind integrale Bestandteile dieser Kompositionen, die er mit seinem markanten Blue-Eyed-Soulgesang intoniert. Ob Steve Winwood weiß, dass er sich damit auf der Höhe der popkulturellen Zeit bewegt?

Womöglich bezieht sich der Titel "Nine Lives" auf die neun Soloalben, die der mittlerweile 60-jährige Multiinstrumentalist bisher veröffentlicht hat und die damit einhergehende musikalische Vielseitigkeit. Bereits als Teenager als Sänger der Spencer Davis Group unterwegs, frönte er Ende der 60er-Jahre mit seiner stilbildenden Band Traffic der Fusion aus Rock, Soul und Jazz, ehe er in den 80ern als Soloartist mit seinem Synthiepop respektable Erfolge feierte.

"I'm Not Drown" eröffnet das Album famos mit eingängig rhythmisierenden Percussions und einem kernig gezupften Bluesschema. Besser kann ein Einstieg kaum klingen. Sanften weltmusikalischen Einfluss versprüht das entspannte "Fly" mit Paul Booths Flötenspiel zu der jazzig gezupften Akustischen.

Auf dieser gediegenen instrumentalen Basis, zusätzlich gestützt von seiner Hammondorgel, breiten sich Winwoods entspannte Melodien aus, die er mit markantem Organ vorträgt, das hier und da an Paul Weller erinnert. Bis auf den Opener überlässt er das Gitarrespiel Jose Pires de Almeida Neto, der seinen Job mit wunderbar flüssigen Gitarrenlinien vorzüglich ausübt.

Das funkige "Raging Sea" versprüht mit den Percussions, Orgelflächen und einem Gitarrensolo Jam-Session-Charme, Langzeitfreund und Ex-Blind Faith-Gefährte Eric Clapton versüßt mit staubigen E-Gitarren-Einlagen den "Dirty City"-Blues. Die Hammondorgel und nervöse Percussions prägen das Arrangement in "We're All Looking", während "At Times We Do Forget" wider in den Worldjazz eintaucht und das entspannt sonnige "Other Shore" mit einem Saxophon-Solo aufwartet.

Mit diesem Album entfacht Steve Winwood eine angenehm intime Atmosphäre, was daran liegen mag, dass eher die Percussions als die Drums die Songs strukturieren. Zweifellos aber haben wir es hier mit einem filigran arrangierten Werk zu tun, eingespielt von großartigen Musikern, die es verstehen die Spannung wirkungsvoll aufrecht zu halten. Dass die Melodien sich in ihrer Unauffälligkeit nicht zwingend aufdrängen, kommt den Songs zugute. Genau so lässt sich die Harmonie von Instrumentierung und Gesang perfektionieren.

Mit dieser reifen Synthese aus Jazz, Progrock, Soul und Weltmusik ist Steve Winwood eine hübsche Überraschung gelungen, die wohl vorwiegend die älteren Musikfreunde erreichen wird.

Trackliste

  1. 1. I'm Not Drowning
  2. 2. Fly
  3. 3. Raging Sea
  4. 4. Dirty City
  5. 5. We're All Looking
  6. 6. Hungry Man
  7. 7. Secrets
  8. 8. At Times We Do Forget
  9. 9. Other Shore

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