laut.de-Kritik
Babyshambles mit Südstaatenakzent.
Review von Giuliano BenassiGleich zu Beginn der Karriere einen Konzertmitschnitt veröffentlichen? Ein ungewöhnliches Vorgehen, das sich bei genauerem Betrachten als Missverständnis, oder eher als Wortspiel, entpuppt: Es handelt sich hier nicht um Musik, die vor Publikum aufgenommen wurde, sondern um eine Aufforderung: Lebe Musik.
Genau das tut dieses junge Quartett aus Texas, das immer noch auf den großen Durchbruch wartet und hoffnungsvoll zur Sache geht. Auf den vorangegangen zwei Alben klang Frontmann Ryan Sambol entfernt wie ein junger Bob Dylan. Das ist hier nur selten der Fall, denn seine Stimme ist variabler als die des alten Barden. Eher erinnert er hier an einen Pete Doherty mit Südstaatenakzent.
Auch die Begleitung lässt Verbindungen zum talentierten wie skandalträchtigen Sänger zu. Das Gerüst der Stücke bilden schrammelige Gitarren sowie solides, wenn auch unspektakuläres Bass- und Schlagzeugwerk. Dazu Mundharmonika, Klavier und jede Menge Erinnerungen an 60er Jahre-Rock. Nur nicht ganz so verspielt wie bei Babyshambles.
Die Aufnahmen fanden in zwei Sessions statt. Die ersten acht Stücke entstanden in April 2011 in Austin. Sie sind recht einfach gestrickt, doch zeugen sie von Spielfreude, etwa das Pianointro von "Me And You", der Funk von "Doueh", die Ramones-mit-Mundharmonika-Nummer "Punk's Pajamas" oder das beatle-eske "Saddest".
Bei den letzten sechs Songs stellt sich die Frage, warum sie überhaupt auf dem Album gelandet sind. Im Dezember 2010 in Kalifornien entstanden, sind sie von Sound her noch einmal deutlich schlechter als die ohnehin nicht glorreichen ersten acht. Zudem besitzen sie einen Democharakter, der ihnen nicht wirklich zugute kommt.
Platte, Touren, Platte – die Strange Boys werden dem Titel ihres dritten Studioalbums gerecht. Die richtige Einstellung ist sicherlich vorhanden, aber für den Durchbruch bedarf es noch eines gewissen Feinschliffs.
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