laut.de-Biographie
Suff Daddy
Spricht Suff Daddy über seine Musik, ist "Interesse" eines der Wörter, die am häufigsten fallen. Nur was interessiert, macht Spaß und "in erster Linie mache ich das, weil es sauviel Spaß macht", verrät der Wahlberliner im Interview mit Mixery Raw Deluxe. Was letztlich daraus entsteht, beziehungsweise wie der Hörer es klassifiziert, ist nebensächlich: "Für mich ist das Hip Hop" - auch wenn andere die Schubladen Neo-Soul, Lounge oder ähnliches öffnen.
Tatsächlich steht der gebürtige Düsseldorfer in der Tradition der goldenen 1990er. Zu Hause zieht er die Werke von Pete Rock, DJ Premier und Diamond D aus dem Plattenschrank seines älteren Bruders. Inspiriert von Jaylib und Madlibs Alter Ego Quasimoto beginnt er später, selbst Beats zu programmieren.
Die ersten Instrumentals erblicken das Licht einer breiteren Öffentlichkeit, als – nach dem traurigen Ableben von J Dilla 2006 – jeder Beatbastler, der Sample und Drums nicht exakt auf den Takt legt, als Dilla-Klon durch die Blogosphäre schwirrt.
Seine ersten künstlerischen Schritte unternimmt Suff Daddy einige Jahre zuvor. "Ich mache das seit 1999, aber bis 2006 fand ich meine eigenen Sachen voll scheiße", blickt er im Interview mit Berlin Music TV zurück. Ein Freund, der Techno-Beats produziert, führt ihn damals in Sony Acid ein. Dem vor allem in Elektrokreisen beliebten Programm entlockt Suff astreine Hip Hop-Beats, die ihren Ursprung in Soul, Jazz und Funk suchen. Einen Rapper finden die Stücke allerdings selten. Suff Daddy versteift sich in erster Linie auf Instrumentals - auch, weil er, wie er sagt, einfach zu faul ist, sich um Vokalisten zu kümmern.
Über MySpace entsteht später der Kontakt zur "musikalischen Heimat" Melting Pot Music. Dank des Kölner Labels treffen Suffs Auswüchse immer häufiger auf dankbare Abnehmer. Mar, Fleur Earth, Miles Bonny und zuvor schon Kissey Asplund arbeiten mit dem Produzenten zusammen, Remixe von Morlockk Dilemma, Audio 88 & Yassin sowie von ausländischen Künstlern wie Guilty Simpson oder Tha Alkaholiks gehören ebenfalls zum Repertoire des Rheinländers.
Mit der Begeisterung für Letztere hängt die Wahl des Namens Suff Daddy nicht unwesentlich zusammen. Aus einer Bierlaune heraus entsteht das Pseudonym, das nur auf den ersten Blick eine Referenz an Puff Daddy sein könnte. Vielmehr spricht sich "Suff" in der deutschen Variante aus und verweist auf den Lebensstil des Wahlberliners. Passend dazu betitelt Suff Daddy sein erstes Album mit "The Gin Diaries". Bereits zuvor begeistert er die Szene mit der 12-Inch "EFIL4FFUS" und seinem Teil des "Hi-Hat Club", einer Platten- und Partyreihe, die Melting Pot Music ins Lebens gerufen hat.
Viel mehr als der Respekt der Szene springt dabei vorerst nicht heraus, kommerzielle Erfolge bleiben weitgehend aus. "Es soll einfach weitergehen", fasst der Produzent 2010 seine Zukunftswünsche zusammen, "es soll irgendwann mal dahin gehen, dass ich davon leben kann, was relativ träumerisch ist. Aber den Traum verliere ich trotzdem erst mal nicht."
Und den Spaß am Produzieren und Beatbasteln auch nicht: Im Mai 2012 haut Suff Daddy mit "Suff Sells" ein amtliches Doppelalbum mit 29 Beats heraus, auf dem sich die Prioritäten zwar merklich von Samples in Richtung Synthies verschieben, die Boombap-Trademarks aber weiterhin den Grundstein bilden.
Der dritte Longplayer bedeutet für den Oldschool-Fan gleichzeitig einen vorläufigen Abschied - nicht vom Produzieren zwar, wohl aber von der neuen deutschen Beatszene, die er so wesentlich mitgeprägt hat. Denn im Herbst kehrt Suff seinem Heimatland den Rücken und wandert mit seiner Freundin nach Australien aus.
Am Musik machen hindert ihn die Umsiedlung glücklicherweise nicht. Bereits im Vorfeld kündigt er bei Mixery Raw Deluxe an, sich auch Down Under mit Equipment auszustatten und seine in Berlin-Kreuzberg gestartete Veranstaltungsreihe Beat Geeks an anderer Stelle fortzusetzen. Zur Crème de la Crème der deutschen Instrumental-Hip Hopper darf sich Suff Daddy trotz gut 16.000 Kilometer Luftlinie zwischen Berlin und Sidney weiterhin zählen.
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