laut.de-Kritik
Hoffnung in der Chill-Area.
Review von Julius StabenowWenn man sich etwas intensiver mit der internationalen Instrumental-Szene auseinandersetzt, bedeutet so ein neues Suff Daddy-Album eine echte Wohltat. Aus der schieren Masse generischer Beats-to-chill-Playlist-Singles sticht "Hair Of The Dog" nicht nur heraus, weil es auch wirklich als Album funktioniert, sondern weil es einen einzigartigen Vibe transportiert. Was der Berliner Produzent in den inzwischen 15 Jahren seines einflussreichen Schaffens als auffälligen Trademark-Sound definiert hat und hier weiterdenkt, diente bereits vielen jungen Bedroom-Producern auf der ganzen Welt als Vorbild, wurde oft kopiert, doch nie erreicht. Jetzt zeigt der OG den Young Cats mit all seiner Erfahrung, dass dieses totgeglaubte Genre noch voller Leben steckt, wenn man es nur richtig angeht.
Die Platte, die über Jakarta Records erschienen ist, birgt mehr als trockene Drums und verträumte Jazz-Samples. Auch wenn sich das im Beat-Überfluss auf den bekannten Streaming-Plattformen nicht unbedingt (finanziell) auszahlt, lässt der Produzent auf "Hair Of The Dog" viele verschiedene Einflüsse zu. Natürlich finden sich auch hier die klassisch-jazzigen LoFi-Playlist-Kandidaten wie "Bootsy Call", "Palazzo De Hachazo" oder der Opener "Daddy 4 Eva", doch selbst diesen Songs fügt er mit viel Liebe zum Detail den unvergleichlichen Suffy-Flavour hinzu, obwohl der ehemalige Connaisseur inzwischen komplett auf Alkohol verzichtet. Lockere Beats treffen auf smoothe Melodien und abwechslungsreiche Songstrukturen, abseits von eintönig dudelnden Samples auf beliebigen Drums.
Dazu gesellen sich elektronisch-tanzbare Tunes wie das funky "Bonatti Syndrome" oder das elektronisch-groovige "Actually Definitely Yeah", einem echten Highlight des Albums. Natürlich dürfen auch die für Suff Daddy typisch-sommerlichen Cadillac-Vibes direkt von der Westcoast nicht fehlen. Die haben schon seine legendäre Supergroup Leaders Of The Brew School ausgemacht und sind vor allem auf "Gang Signs", teilweise aber auch auf "Psycho Mantis" oder "Glam Guy" zu hören.
So bleibt Suff Daddy auch in Jahr 15 seiner illustren Karriere nicht stehen, ohne dabei das Rad wirklich neu zu erfinden. Der Producer zementiert seinen Legenden-Status in der Beatszene und verbindet wie kaum ein Zweiter zugängliche Chill-Vibes mit einem einzigartigen und vielfältigen Sound. Fans können sich über detailverliebtes Nerdtum freuen, alle anderen über eine entspannte Platte zum Zurücklehnen und Kopf-Abschalten - und das ist ja das eigentlich Schöne an wirklich gut gemachtem Instrumental-Hip Hop.
2 Kommentare mit 4 Antworten
Ist das auf dem Cover statt (Hair of the) Dog vielleicht Ugly Katz?
Der hat heute übrigens heute gleich zwei Singles rausgebracht:
https://open.spotify.com/album/7pxxwfvqcPP…
https://open.spotify.com/track/4juBfogvKyD…
Auf diesem Cover ist er nur ein Schatten seiner selbst.
Schön, das hier auch mal wieder Instrumental-Alben rezessiert werden. Suffy latürnich einer der Besten, werde zeitnah und umfassend reinhören.
Hab's in Auszügen getan und bin angetan von den Patterns und der vielschichtigen Produktion.
Ja, ich ebenfalls