laut.de-Kritik
Mit Dave Lombardo auf der Überholspur.
Review von Kai ButterweckFür die Produktion des neuen Suicidal Tendencies-Albums "World Gone Mad" hat sich Psycho-Legende Mike Muir ein nahezu komplett neues Line-Up zusammengestellt. Nach dem tragischen Verlust des langjährigen Bassisten Tim Williams präsentiert sich neben dem Chef des Ganzen nur noch Gitarrist Dean Pleasants als langjähriger Wegbegleiter. Neu an Bord: der vom Guitar-Tech zum Bühnenderwisch beförderte Jeff Pogan, das chilenische Basswunder Ra Díaz und … Törööö: Mister Dave Lombardo!
Das Ex-Slayer-Urgestein setzt gleich zu Beginn die markantesten Duftmarken. So schnell wie Dave Lombardo auf seine Felle eindrischt, kann kein Ozzy dieser Welt klatschen, noch nicht einmal der einzig wahre ("Clap Like Ozzy").
Beeindruckend, wie der mittlerweile 51-jährige Schlagzeuger auch heute noch jedem selbstinszenierten Temporausch die Stirn bietet. Das nach einer Minute wild und ungestüm nach vorne preschende "Living For Life", die neue Fast-Forward-Live-Hymne "One Finger Salute" und das ebenfalls auf der Überholspur brausende "The Struggle Is Real" lassen Lombardo weitere Geschwindigkeitsrekorde brechen.
Aber nicht nur hinter den Kesseln herrscht eine hohe Betriebstemperatur. Auch weiter vorne im Rampenlicht geht es mit ordentlichem Schmack zur Sache. Vor allem Bass-Neuzugang Ra Díaz spielt, als gehe es um sein Leben. Egal ob im Slap-Modus oder klassisch geradeaus: Der Chilene hat seine Hausaufgaben gemacht.
Das neu operierende Gitarren-Duo glänzt ebenfalls mit sattem Grunddruck und sauber koordinierten Positionswechseln. Bisweilen schauen die beiden zwar etwas zu tief ins Solo-Glas. Aber solange am Ende noch alle gerade stehen können, kann man großzügig darüber hinwegsehen.
Einzig Mike Muir liefert anno 2016 den einen oder anderen Rohrkrepierer. Der Frontmann zeichnet schließlich fürs Hauptsongwriting verantwortlich, und da schlägt man phasenweise doch schon die Hände vors Gesicht. So hätte man sich beispielsweise die ersten anderthalb Valium-Minuten des ansonsten alles wegblasenden "Living For Life" genauso sparen können wie das monoton auf zwei Powerakkorden herumreitende "Happy Never After". Nicht besser: endlose Wah Wah-Warteschleifen ("Still Dying To Live") und akustische Irrfahrten durch Raum und Zeit ("This World").
Abzüglich einiger Lowlights der bisherigen ST-Geschichte brennen die HC-Punks aus Kalifornien aber schon ein beeindruckendes Szene-Feuerwerk ab. Wie heißt es doch so schön? Neue Besen kehren gut.
1 Kommentar mit 6 Antworten
bin st fan seit 92 und feier eigentlich alles bis hin zum comeback album "freedumb".
alles was dannach kommt, hätte es imo eigentlich nicht mehr gebraucht bzw. hätte muir auch unter dem infectious grooves oder sonstwas banner veröffentlichen können.
macht er freilich nicht,da der name st eigentlich jedem geläufig sein dürfte, der i-wan in seinem leben mal nen rollbrett untern füßen hatte, sprich kann man halt mehr schotter mit einfahren.
neue scheibe stellt da aus meiner sicht leider auch keine ausnahme dar.
sicherlich nicht schlecht, paar dinger zünden auch aber verglichen mit dem klassikern sind da einfach welten zwischen.
man merkt halt, dass die zeiten, wo st nochn paar skateboardpunks aus venice waren und herrlich unbekümmert drauflos gekloppt haben schon ein paar tage her sind.
sofern gehen die 3 zähler scho klar, fans werden es sich wahrscheinlich eh zulegen, ich persönlich höre dann doch lieber die alten kracher.
aber ich bin natürlich auch schon alt.
Ich hingegen finde die letzten beiden und besonders die neue sehr geil und hätte einen Punkt mehr gegeben.
jeder jeck ist anders, auch wenn ich es in diesem falle beim besten willen nicht nachemfpinden kann
werde es hören, aber höchstwahrscheinlich doch weiterhin nur die ersten 4 Alben pumpen.
Beste Jungs!
jau damals auf dem skateplatz ich werds in die sportplaylist integrieren. mag die jungs aber auch sehr
ST gehen immer!
Mike Muir ist King