laut.de-Kritik
"Don't call this a comeback. We never left."
Review von Dani Fromm"Don't call this a comeback. We never left." Das letzte Swollen Members-Album liegt zwar gut drei Jahre zurück. Doch einer Crew, die einem mit dem Eingangssatz - "Nice pistol. Mine is chrome." - erst einmal die Wumme unter die Nase hält, sollte man besser nicht widersprechen.
Kein Comeback, also - wohl aber ein unmissverständliches Formulieren von Ansprüchen. Das Ziel: "Reclaim The Throne". Die Eröffnungsnummer walzt langsam, aber unaufhaltsam voran. Nicht gerade der heißeste Scheiß, aber der Vibe stimmt.
Was anfangs, insbesondere in Kombination mit dem martialischen Artwork, noch ein wenig angestaubt anmutet, verliert den leicht gestrigen Charakter schnell. Setzt Rob The Viking, der den Großteil der Produktionen zu verantworten hat, zunächst noch auf mitgröl-taugliche Verbrüderungen zwischen Rap und Rock-Gitarren, lässt er es doch nicht darauf beruhen.
Schillernde Streicher nebst wehmütiger Violinen-Melodei ("Kyla"), orientalische ("Bollywood Chick") wie klassische Einflüsse ("Meltdown", "Concerto"), aber auch derbe Synthie-Sounds ("My Life") erweitern das Spektrum enorm. Da bleibt sogar Platz für ein Raumpatrouille Orion-Sample ("Here We Come") oder einen spitzenmäßigen, von dunklem Bass getragenen Groove - wahrhaft "Certified Dope".
Mad Child und Prevail flowen, in aller Regel flankiert von Dauergast Tre Nyce, um die Wette. Für Abwechslung in der mitreißenden, aber doch ein wenig gleichförmigen Show sorgen die Gäste.
Tech N9ne veredelt - mit ganz ungewohntem Dancehall-Appeal - "Bollywood Chick". Talib Kweli legt seine Zeilen über das von leichter Hand gespielte Schlagzeug und den darunter entlang quakenden Bass in "Crossfire".
Die Raps von Everlast und Slaine, Leihgaben von La Coka Nostra, gehen in "Dumb" eine erfrischende Allianz mit hüpfenden Klaviernoten und Bläsern ein. Hätte man hiermit den Schlusspunkt unter "Armed To The Teeth" gesetzt - der Gesamteindruck wäre ein besserer gewesen.
Aber nein. Kaum hat man den Totalausfall "Flyest" verdaut, muss man ja am Ende mit "Real P.I." noch einen AutoTune-vergewaltigten Heuler nachschieben. Wann wird die Verwendung dieses Effekts bitte unter Strafe gestellt? Ohne den akustischen Atem von Pestillenz und Zahnbelag hätte "Armed To The Teeth" durchgehend Spaß gemacht.
Man wurde von gestandenen Hip Hop-Rockstars in Qualitätsunterschiede zwischen Stripperinnen und einem waschechten "Porn Star" eingeführt. Man rannte mit den Höllenhunden in "Meltdown". Man weiß wieder um den aktuellen Zustand des Lieblings-Genres: "Hip hop is not dead - but it's hardly breathing."
Mit überaus angemessener Beschallung wird beim "Funeral March", zu dem Gitarren freundlich aus dem Italo-Western herüber grüßen, also keineswegs der Hip Hop zu Grabe getragen. Schön wäre aber, spränge endlich der allgegenwärtige Tonhöhenkorrektor über die Klinge.
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