laut.de-Kritik

Der will doch nur spielen.

Review von

Genau wie die anderen Menschen des Playboi Mafia-Umfelds hat auch Symba einen beachtlichen Single-Run seit 2019 hingelegt: "Blockparty", "Maxi King", das turbo-virale "Angels Sippen", der Mann neben Pashanim hat sich als Genie entpuppt, wenn es darum geht die Grenze zwischen High Fashion und Stoner-Meme auszutarieren. Immer deutlicher stellte sich die Frage, wann es endlich mal ein richtiges musikalisches Statement geben würde. Die Mini-EP "Teamboys Undso" wird das wohl kaum gewesen sein. "Symba Supermann" kommt dem Wunsch nach einem definitiven Album nahe, wirkt dann aber doch nicht endgültig überzeugend. Das erste Mal wirkt Symba nämlich, als liefe er seiner eigenen Formel nach, statt immerzu den nächsten Schritt nach vorne zu tun.

Das soll man nicht falsch verstehen: Einem Stil wie diesem darf man gern ein wenig nachlaufen, es ist ja nicht so, als hätte er schon einen großen Katalog, auf den er zurückschauen würde. Wenn er weiterhin Songs wie "Power Rangers" oder "Sim City" droppt, dann macht er der Szene eine Freude. Sein exzentrisches head-empty-just-vibes-Storytelling gegen entweder brettharte Trap-Bässe oder die letzten Überreste der Cloud Rap-Bewegung hat so viel Charakter, wie 95% der Rapperinnen und Rapper es sich nur wünschen, außerdem hat er weiterhin Formulierungen und One-Liner, die im Kopf bleiben.

Wer also noch nicht so viel mit Symba zu tun hatte, bekommt hier erstmals einen soliden Body of Work, der einen in seiner Andersartigkeit definitiv umhauen könnte. Es rappt nämlich weiterhin keiner wie er. Aber trotzdem kommen erstmals Skrupel auf, ob die Menge an Tricks in seinem Arsenal nicht doch etwas limitiert sein könnte.

Die fast schon schamlose Menge an Popkultur-Referenzen aus den 2000ern wird nicht für immer so ziehen wie jetzt gerade, auch die Produktion scheint ein Erfolgsrezept eher zu suchen als zu besitzen. Alle großen Deutschrap-Producer dürfen mal ran, Stickle gibt Sinn, Bazzazian sorgt für eine musikalische Querstraße, die überraschend gut und verträumt klingt, aber dass sogar Miksu und Macloud für einen Song auftauchen, der in seiner Austauschbarkeit auf dem Tape doch irgendwie schockiert, das verwirrt.

"Symba Supermann" wirkt einfach wie ein kontraintuitiver Modus für Symba. Das Album-Format steht ihm nicht so richtig. Der Kerl will eigentlich nur experimentieren, Songs machen, auf dem er alle möglichen US-Flows bis aufs Extrem überzeichnen kann, sich an verschiedenen Sounds versuchen. Wenn er das auf seinen hier und da veröffentlichten Tracks macht, dann ist es egal, dass er mal Hit oder mal Miss ist, weil jeder Miss schnell vergessen ist, die Hits dafür aber so richtig hitten. Für ein Album hat er diese Gunst nicht.

Fast jede Hörerin und jeder Hörer wird eine Menge Momente finden, die taugen, aber auch viele, die nicht aufgehen. "Popeye", "Leben Ist Gefährlich", "Mama Wir Sind Traurig" oder "Bücherwurm" sind Hooks, die subjektiv nicht so komplett aufgehen. Die Gründe sind verschieden und subjektiv, manchmal taugt einfach der Flow nicht, manchmal wirkt eine Formulierung etwas zu klobig, manchmal hätte der Melodie zumindest ein Re-Write gutgetan – aber das ist für ein so kurzes Album dann doch schon ein Problem. Es ist ein Album, auf dem man sich zwei oder drei Favoriten abspeichert, um dann den Rest zu vergessen.

Das ist natürlich okay und ein paar gute neue Songs sind besser als keine neuen Songs, aber man möchte doch ausgehen, dass ein so kreativer und vorwärtsdenkender Rapper ein bisschen mehr Vision in petto hat als das. Gerade in Zeiten, wo die ersten Fans der frühen Stunde schon darüber mutmaßen, ob Symba seinen Hype etwa verschlafen haben könnte, wirkt "Symba Supermann" wie eher wenig eher spät.

Es ist ein Tape, zu dem man sich denkt, dass es in der Tat klingt, wie man sich ein Symba-Tape vorgestellt hätte. Damit läuft sein Karriere-Bogen überraschend ähnlich zu dem damals sehr gehypten Crack Ignaz, der genauso kurz der allseits geliebte, experimentierfreudige und witzige Sidekick einer neuen, großen Rap-Welle war, der dann aber nicht rechtzeitig neu manövriert hat, sich wenig entwickelt hat und dann am Ende ein bisschen in den Genre-Gezeiten verloren ging. Aber genau wie Ignaz ist auch Symba ein absolutes Großtalent, und man will sich doch wünschen, dass er es schafft, nicht nur ein pflichtschuldiges Einlösen der Album-Frage, sondern ein richtiges, musikalisches Statement abzuliefern.

Trackliste

  1. 1. Hdgdl
  2. 2. Power Ranger
  3. 3. Popeye
  4. 4. Leben Ist Gefährlich
  5. 5. Mama Wir Sind Traurig
  6. 6. Sim City
  7. 7. Polo Sport
  8. 8. Late Time
  9. 9. Tamagotchi
  10. 10. Bücherwurm
  11. 11. Weiss

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