laut.de-Kritik
Du trägst ein Shirt von Chuck Norris - er eines von TAFS!
Review von Fabian MerloIn der Schweiz wird für so ziemlich alles ein Verein gegründet. Die Palette reicht vom Kleintierzüchter- bis zum Turnverein. Nun hat das Vereinswesen auch die eidgenössische Rap-Szene erreicht. Die Baselbieter Veteranen von TAFS haben diese Rechtsform für ihr musikalisches Treiben gewählt und halten in den Statuten folgende Hauptaktivitäten fest: "Förderung und Erhaltung des Oberbaselbieter-Slangs sowie die Verbreitung des Gschwälls".
Dieses Gschwäll, was so viel wie Geschwätz bedeutet, bringen sie mittels ihres ersten Crew-Longplayers seit sieben Jahren unter das Volk. Nach über einer Dekade im kommerziell noch immer äußerst überblickbaren Schweizer Rap-Biz sind Game-Übernahmepläne, sollten diese jemals existiert haben, längst in der Schublade verschwunden. Szene-Codes und Label-Verpflichtungen spielen keine Rolle mehr. Die Musik soll schlicht eine Energie-Tankstelle sein - oder wie Taz es auf dem augenzwinkernden "Härter Als Chuck" passend formuliert: "Rap ist härter als Chuck / Rap für mich eher Spass."
Freude bereiten Taz, Aman und DJ Flink zweifelsohne die Live-Shows und das hört man den neuen Songs an. Pumpt der bläsergeschwängerte Opener "Haseimbiz" durch die Boxen, kann man sich bereits die Hände in der Luft vorstellen. Viele der weiteren Produktionen von Flink und den Mitstreitern Dimos, Sad, DJ OK sowie Shuko & 7Inch werden den Live-Test ebenfalls mühelos bestehen. Auch diverse Hooks sind für die Crowd-Partizipation konstruiert.
Glücklicherweise endet der Horizont der Lyrics aber nicht beim letzten Clubbesuch. Würde auch keinen Sinn ergeben, schließlich ist das Getue im Club eine einzige "Wiederholig". Bekanntlich wird man nicht jünger und widmet sich statt ausufernden Clubnächten oder verbalen Schwanzvergleichen lieber dem gepflegten Chillen oder freut sich über den ankommenden Frühling. Das Nörgeln überlassen TAFS bereitwillig den übermotivierten Hobby-Polizisten, wie auf "Nochbers G" herrlich beschrieben.
Betreibt man Rap nur aus Spaß, besteht das Risiko, dass man eher ambitionslos zur Sache geht. Tatsächlich bergen Feel-Good-Tracks wie "Smile", "Chill" oder "Vor Dr Tür" keine lyrischen Innovationen. Doch TAFS wollen das Rad auch nicht neu erfinden, sondern dieses nur aus dem Keller holen und um die Bäume fahren.
Mit allzu tiefgründigen Versen will man die Hörer nicht aufhalten, lieber stellt man gelegentlich einfach die Flows in den Vordergrund, wobei vor allem Aman ein weiteres Mal beweist, dass ihm diesbezüglich in der Schweiz kaum einer das Wasser reichen kann. Besonders glänzen Taz und Aman mit humorvollen Beschreibungen alltäglicher Situation.
Auch in musikalischer Sicht wurden keine mühseligen Konzepte erarbeitet. Man ließ den Dingen ihren Lauf, so finden sich Einflüsse aus verschiedensten Strömungen der letzten Jahre. Mal lässt Pharrell grüßen, dann zirpen frech die Synthies, oder flächige Sounds sorgen für den passenden Vibe. Schöne Samples findet man genauso wie vielfältiges Drummprogramming.
TAFS wollen schlicht ihren Spaß haben. Die unangestrengte Herangehensweise überträgt diesen auf den Hörer. Somit haben alle etwas davon. Doch auch, wenn vor allem positive Vibes verbreitet werden und das Basler Trio das Rap-Game nicht mehr bierernst nimmt, darf man nie vergessen, dass Chuck Norris gerne TAFS wäre, TAFS aber Chuck Norris sind!
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