laut.de-Kritik
Bling Bling-Gästeliste, finanziert by Foo Fighters.
Review von Michael SchuhAuch schon wieder neun Jahre ist es her, seit Taylor Hawkins anlässlich seines zweiten Soloalbums "Red Light Fever" konstatierte: "Mir ist es egal, wenn das Album so tönt, als hätte ich Sex mit meiner Plattensammlung". Diese Laisser-faire-Einstellung spiegelt sich im aktuellen Cover-Artwork wieder: Ein selbstverständlich naturgetreues Gemälde von Hawkins und den Coattail Riders oben ohne im Pool. Man sieht muskulöse Oberkörper, Geldscheine, Alkohol, hinter ihnen der Ozean. Ein Bling Bling-Lifestyle, finanziert by Foo Fighters.
Doch es hat sich etwas geändert seit 2010: Die Foo Fighters veröffentlichen inzwischen langweilige Platten. "Get The Money" dürfte somit auch solche Menschen positiv überraschen, die nicht so sehr auf handwerklich solide Rockmusik für Adele-Fans stehen. Denn Hawkins schaut dieses Mal stilistisch durchaus über den Tellerrand. Natürlich hat er seinem Boss im Hauptberuf, Dave Grohl, nicht nur einiges abgeschaut, sondern ihn auch gleich als Gast eingeladen.
"Crossed The Line" startet mit Devo-Madness, fusioniert zwischen Strophe und Refrain lässig New Wave und Punk, während Hawkins unbeeindruckt den Facettenreichtum seiner Stimme darlegt. Garniert mit dem ein oder anderen Gag: Grohl shoutet vor dem Refrain in Anlehnung an den bekannten Foo Fighters-Song die Zeile "the best the best the best", Queen-Fanatiker Hawkins ist es später ein diebisches Vergnügen, die Zeile "Sometimes you gotta play the game" unterzubringen.
Die Platte ist ein Soloprojekt, bei dem alles erlaubt ist, weil sich Hawkins alles erlauben kann. Daraus macht er keinen Hehl und darin besteht letztlich auch der Spaß an "Get The Money". Klar ist da dieser immer noch verstaubte Classic Rock ("Middle Child", "C U In Hell"), klar trifft man hier und da auf Zeilen wie "You're my Queen and I'm your king" oder "How I love you middle child / I see angels when you smile", gerichtet an das mittlere seiner drei Kinder. Das ändert aber nichts daran, dass Hawkins so einige gute Nummern präsentiert, garniert mit imposanter Gästeliste.
Alleine seine Coattail Riders machen schon was her, bestehend aus Bassist Chris Chaney (Jane's Addiction), Gitarrist Brent Woods (Sebastian Bach) und Foo Fighters-Toningenieur John Lousteau (Percussion), die mit "Kiss The Ring" tatsächlich auch eine Nummer ganz alleine mit ihrem Boss einspielen durften (und die witzigerweise im Refrain sehr nach den Foo Fighters klingt).
Das Duell der eingeladenen Damen gewinnt Chrissie Hynde mit "Get The Money", einem gediegenen Reggae, den vor allem Bassist Duff McKagan und Eagles-Gitarrist Joe Walsh verantworten. LeAnn Rimes verschwindet ein wenig hinter dem ohnehin farblosen "C U In Hell", während sich Heart-Sängerin Nancy Wilson total freut, in "Don't Look At Me That Way" ein weiteres Mal das Wort Power-Ballade zu buchstabieren.
Also lieber weiterskippen zu "You're No Good At Life No More", einer klassischen Hawkins/Grohl-Kollabo, oder dem dröhnenden "I Really Blew It", dem Chaneys Kollege Perry Farrell im Refrain die Krone aufsetzt. Die größte Überraschung gelingt Taylor in "Queen Of The Clowns" mit dem Gast Mark King, als Chef von Level 42 in den 80ern ein Idol von Taylors Highschool-Liebschaften. Das Yardbirds-Cover "Shapes Of Things" mit Busenkumpel Roger Taylor klingt am Ende dann genau so wie es auf dem Papier aussieht. Trotzdem: Der neuen Foo Fighters-Scheibe, die nach offiziellen Angaben nächstes Jahr erscheinen soll, sind einige von Taylors Experimenten nur zu wünschen.
Noch keine Kommentare