laut.de-Kritik
Die vier klingen so sexy, wie sie aussehen.
Review von Eberhard DoblerEngland schickt eine neue Girlgroup ins Rennen. Das Konzept erinnert in Form und Inhalt zwar stark an die Sugababes: The 411 fahren dafür ein Girl mehr auf und bleiben deutlicher ins Black Music-Korsett eingeschnürt, wie der Opener "On My Knees" (Top Five in den UK-Charts) zeigt. Die Kollabo mit - man höre und staune - Ghostface Killah kann nur in Soul und Hip Hop wurzeln. Hochgepitchtes Stimm-Sample und Beat erinnern auch an den Wutang-Stall und grooven das Debüt relaxt ein.
Carolyn (19), Suzie (22), Tanya (22) und Tisha (19), die ihre Vocal-Arrangements oft selbst ausarbeiten, sind sozusagen geboren für dieses Projekt: jung und mit geschulten Stimmen ausgestattet, klingen sie in der Regel auch so sexy, wie sie aussehen. Die dritte Single "Teardrops" knüpft an den Sound des Openers an und kann wie die wummernde Ballade "China Girls" das Niveau halten.
Bei "Chance" schleichen sich in die erste Strophe dann tatsächlich ein, zwei schiefe Töne ein, was angesichts der heutigen Studio-Software und der ansonsten guten Produktion (hauptverantwortlich Fitzgerald Scott) nur ein schlechter Witz sein kann. Wäre auch nicht weiter schlimm, wenn die Nummer nicht in Richtung Teenie-Pop abgleiten würde.
In der Folge bleiben die Melodien der vier Girls mehr oder weniger auf diesem Niveau. Die zweite Auskopplung "Dumb" und "Forever Begins" warten mit State of the art-Synthie-Produktionen auf. R. Kelly-mäßige Streicher ("Between The Sheets") und happy Pop-Reggae (das Marcia Griffith-Cover "Jumpin'") fehlen ebensowenig wie eine tränenreiche Ballade ("Can't Fight Love"). Gerade letzteres Stück klingt so formatiert, dass es jedem zweiten Top 30-Act auf den Leib geschneidert ist. Aus der Masse können die Mädels so nicht hervorstechen.
Das von der US-Amerikanerin Dianne Warren komponierte, moderne R'n'B-Stück "What If It Was You?" entflieht kurz vor Schluss noch einmal dem Schmalz und steigert sich sogar in den besten Refrain der Platte hinein. Was gut begann, wird so nach hinten raus immer schwächer. Von einer zwingenden Alternative zu den Sugababes kann man bei The 411 nicht unbedingt sprechen. Unterm Strich sind sich beide Girl Groups doch zu ähnlich. Ghostface bleibt deshalb nur ein Feigenblatt.
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